Requiem für einen Rockstar (German Edition)
und mit dem grössten Vergnügen.»
«Haben Sie es schon einmal versucht?»
«Nein … doch, ja. Ehrlich gesagt, versuche ich es seit einigen Monaten. Ich möchte ihre Position innerhalb der Gruppe übernehmen. Doch es gelingt mir nicht. Christine ist auf meiner Seite und damit Mark. Alf sowieso. Nur, das reicht nicht. John und Piet haben das Sagen. Piet wollte nichts davon wissen. John hätte ich nach der Tour überzeugen können, wobei es ihm nicht einmal um Ina ging. Er hatte Streit mit Hanno.»
«Weshalb?»
«Nach der Tour sollten die Jungs eine neue CD aufnehmen. John weigerte sich. Er verlangte von Hanno zuerst eine Zusage für eine Tournee durch die Staaten. Erst dann würden die Devils Studioaufnahmen machen. John hat gepokert. Ich glaube, dass er es sogar auf eine Trennung hätte ankommen lassen.»
«Und Piet?»
«Der mischte sich da nicht ein.»
«Wieso glaubten Sie, John überzeugen zu können?»
«Ich habe mehrmals mit ihm über Ina gesprochen. Kurz nach Frankfurt muss es zu einer heftigen Diskussion zwischen John und Hanno gekommen sein. Hanno wurde ausfallend und ist abgehauen. Als ich dazu kam, lächelte John nur und sagte sinngemäss, ‹du kannst Inas Part bei den Devils bald übernehmen, wenn du willst, Joanna›.»
Von Osten her waren in den vergangenen Minuten dunkle Gewitterwolken aufgezogen. Nur noch eine Frage von Sekunden, bis die ersten dicken Tropfen fallen würden. Joanna und Nadine rannten zum nahe gelegenen Restaurant und tranken Kaffee, bis sich das Sommergewitter verzogen hatte. Joanna deutete auf eine Gruppe von lachenden Kindern.
«Der Regen scheint der guten Stimmung nichts anhaben zu können. Hast du … ich meine, haben Sie Kinder, Nadine?»
«Wir können gern beim Du bleiben, Joanna. Nein, weder Kinder noch den richtigen Mann dazu.»
«Single?»
«Im Moment ja. In Bern hatte ich eine feste Beziehung mit einem Polizisten. Das war in einem anderen Leben.»
«Wie lange bist du denn schon in Basel?»
«Zwei Jahre. Es gefällt mir hier besser als in Bern. Vor allem der Job, um es genau zu sagen. Das mit den Kindern ist aber noch nicht vom Tisch. Es muss nicht heute und nicht morgen sein. Und wie sieht es bei dir aus?»
«Ich möchte gern Kinder haben, aber Alf ziert sich. Er sei noch nicht so weit. Blanker Unsinn! Er hat einfach Angst vor der Verantwortung. Ich darf ihn nicht zu sehr forcieren, sonst bockt er und macht ganz zu. Manchmal denke ich zwar, dass ich ihn einfach vor vollendete Tatsachen stellen sollte. Was natürlich auch nicht gut ist. Also warte ich schön brav die passende Gelegenheit ab. Mir wird schon was einfallen.»
Nadine fuhr Joanna ins «Radisson». Irgendwie bewundernswert, wie sie Alf lenkt. Ob das Taktieren und Planen in einer Beziehung richtig ist? Ein wenig zu berechnend. Und ist Berechnung nicht auch meistens mit im Spiel, wenn jemand umgebracht wird? Joanna gehörte von heute an zu Nadines Verdächtigen. Nur über den genauen Grund, der Joanna möglicherweise zur Mörderin hatte werden lassen, war sie sich noch nicht im Klaren.
14. Kapitel
Ferrari war mit sich zufrieden. Er legte eine CD in seinen kleinen Recorder und lehnte sich entspannt zurück. Staatsanwalt Borers Freund hatte ihm die nötigen Informationen besorgt. Selbstverständlich unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit, wie es sich für einen Bankier geziemt. Hanno Helmers war zwar durch die Devils ein reicher Mann geworden. Doch wie so oft im Leben konnte er den Hals nicht voll genug kriegen und hatte sein ganzes Vermögen in einen Fonds gesteckt, der den Bach runterging. Er hatte auf die falsche Karte gesetzt. Ferrari konnte sich noch gut an die Geschichte erinnern. Halb Basel hatte in diesen Fonds beziehungsweise in die Person, die für den Fonds stand, investiert. Mit dem Konkurs und der Inhaftierung des Riskmanagers kam es zu kleineren und grösseren persönlichen Tragödien. So wurde ein stadtbekannter Wirt mit in den Strudel gerissen und Politiker, die sich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit mit dem Finanzhai ablichten liessen, waren heftiger Kritik ausgesetzt. Helmers befand sich also in guter Gesellschaft. Aber es kam noch besser. Er hatte nicht nur sein ganzes Vermögen verspielt, sondern zusätzliche Kredite aufgenommen, um durch das Investment zu noch schnellerem Geld zu kommen. Die Banken spielten mit. Die Milchkuh Devils war kreditwürdig. Als Sicherheit hatte der Manager einen Vertrag mit den Devils bis ins Jahr 2010 vorgelegt, der ihm Millionen
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