Requiem für einen Rockstar (German Edition)
ist?!»
«Die Wette würden Sie sicher gewinnen.»
«Was über das Mittelmass hinausgeht, scheint euch suspekt zu sein. Darf man denn auf seine Landsleute nicht stolz sein? Und das auch zeigen? Die Devils haben es nun wirklich geschafft, nicht zuletzt dank einem gewieften deutschen Manager und seinem Beziehungsnetz. Ihr tätet besser daran, eure Stars wahrzunehmen und zu pflegen. Falsche Bescheidenheit bringt nichts.»
«Ich weiss nicht … Hm, Sie sind kein Schweizer Fan.»
«Doch. Ich liebe dieses Land. Ich lebe seit zehn Jahren in der Schweiz. Wir haben im letzten Sommer sogar ein Ferienhaus in den Bergen gekauft. Hanno will die Schweizer Staatsbürgerschaft beantragen, wobei das gar nicht so einfach ist. Da musst du zuerst einmal eintausend Jahre in der Schweiz leben und zweitausend Nachweise bringen, dass du es ernst meinst mit der Niederlassung. Nach dieser Hürde wirst du, wie eine Kuh auf dem Viehmarkt, von den Einheimischen begutachtet und, wenn du Glück hast, für gut befunden. Wir waren vor der letzten Tournee an einer Gemeindeversammlung», Ina schmunzelte. «Da geht es voll zur Sache. Nichts und niemand wird geschont. Hemdsärmlige Demokratie! Trotzdem, ich bin sehr dafür, dass wir den Schweizer Pass beantragen. Wahrscheinlich werden wir abgelehnt.»
«Deutsche haben es nicht immer leicht in der Schweiz.»
«Schön gesagt. Schauen wir mal, was aus unserem Antrag wird.»
«Es hat übrigens auch Vorteile, ein berühmter Schweizer zu sein. In welchem anderen Land können Promis ohne Bodyguards durch die Stadt laufen, ohne belästigt zu werden?»
«Eins zu null für Sie. Ich gebe mich geschlagen. Es gibt immer ein Dafür und ein Dawider. Sind Sie in Basel aufgewachsen?»
«Nein, ich bin eine Stadtbernerin. Keine Patrizierin, die seit Jahrhunderten zu den Berner Promis zählt. Eine Newcomerin, sozusagen.»
Ina Helmers lachte.
«Eine Bernerin in Basel! Aber Sie wollen sich sicher nicht mit mir über die Ureinwohner der Schweiz unterhalten. Was möchten Sie über die Devils wissen?»
Der Kellner kam an den Tisch, um einzukassieren. Servicewechsel.
«Wie würden Sie John Lauscher beschreiben?»
«Introvertiert … sensibel … gutmütig … zuverlässig … gewissenhaft … intelligent … genial.»
Zwischen jedem Wort machte sie eine längere Pause.
«Wie genial?»
«Ein fantastischer Musiker und ein noch grösserer Komponist.»
«Keine negativen Seiten?»
«Gutgläubig … weltfremd … unstet.»
«Gutgläubig muss nicht negativ sein.»
«Bei ihm war es aber so. Wenn er an jemanden glaubte, konnte der ihm jeden Mist erzählen. Er nahm alles für bare Münze.»
«Was meinen Sie mit unstet?»
«Immer auf der Suche nach Neuem. Ein genialer Kopf. Aber sobald er etwas erreicht hatte, interessierte es ihn nicht mehr.»
«Hatte er eine Freundin? Ich möchte diese Frage gern nochmals stellen, wenngleich Kommissär Ferrari dies schon bei unserem Nachtessen angesprochen hat.»
«Ich glaube nicht. Wir haben uns sehr wenig über sein Privatleben unterhalten. Dass einige der Truppe glauben, er sei schwul gewesen, wissen Sie ja. Aber es gab nie irgendwelche Anzeichen dafür. Eine feste Freundin hatte er bestimmt nicht. Ist das für Sie wichtig?»
«Er hat seinen Eltern von einer Beziehung erzählt, die ihn glücklich mache. Eine Frau, mit der er sein Leben verbringen wolle.»
«Dann hat er diese Frau aber gut versteckt. Fragen Sie doch einmal die anderen. Vielleicht wissen die mehr.»
«Eine Sängerin aus der Band?», hakte Nadine nach.
«Möglich wäre es schon. Ich habe ihn auch einige Male zusammen mit Joanna gesehen. Das ist Alfs Freundin. Aber John ist nicht der Typ, der seinem Kumpel das Mädchen ausspannt.»
«Wo waren Sie gestern Morgen zwischen neun und zehn Uhr?»
«Mit meinem Mann zusammen im Hotelzimmer. Er wird es Ihnen bestätigen. Verdächtigen Sie mich?»
«Nein. Aber fragen muss ich trotzdem. Ein, sagen wir, Vogel, hat uns zugezwitschert, dass Sie und Alf Graf Streit miteinander hatten. Weshalb?»
«Es gibt viele solcher Vögel auf der Welt. Sie spielen sicher auf Frankfurt an. Es war meine Schuld. Joanna und ich haben das Heu nicht auf der gleichen Bühne. Sie hält mich für eine miese, kleine Intrigantin und ich sie für eine billige, eifersüchtige Schlampe. Sie führt Alf an der Nase rum, hängt wie eine Klette an ihm. Wäre er nicht der Alf Graf von den Devils, dann hätte sie ihm schon längst den Laufpass gegeben. Das habe ich ihr vor dem Konzert auch gesagt. Klipp
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