Requiem für einen Rockstar (German Edition)
einzelnen Bereichen. Das ändert leider nichts an der Tatsache, dass nach wie vor die Männer das Sagen haben. Zähl mir einmal zehn berühmte Baslerinnen und Basler auf. Aus der Wirtschaft zum Beispiel. Wirklich berühmte, keine Cervelat-Promis. Kein Problem bei den Männern, das schaffst du auf Anhieb. Hingegen kommst du bereits bei der dritten Frau ins Stocken. Ausgenommen sind Politikerinnen, denn dort verschiebt sich das Verhältnis langsam.»
«Hm! Tanja Gut, Nora Schläpfer, Olivia Vischer, dann die Frau, die sich für das Kulturprojekt eingesetzt hat …»
«Wie heisst sie?»
«Gut, gut, ich gebe mich geschlagen.»
«Olivia ist übrigens nicht berühmt. In der Öffentlichkeit kennt sie keiner. Siehst du, was ich damit sagen will? Als Frau hat man es in der Männerwelt schwer. Wir müssen uns viel mehr behaupten, sonst gehen wir sang- und klanglos unter. Oder noch schlimmer, wir werden erst gar nicht wahrgenommen. Wenn du zudem noch jung und intelligent bist und saugut aussiehst, reduziert sich alles auf deinen Körper. Was immer du erreicht hast, wird deinem Aussehen zugeschrieben und nicht deiner Leistung. Darunter habe ich lange Zeit gelitten. Ich musste viele Kämpfe ausfechten. Mit Kollegen, aber auch im stillen Kämmerlein. Immer wieder kurz davor, alles hinzuschmeissen. Es dauerte lange, bis man mich voll akzeptiert hat. Und so geht es Nadine auch.»
«Ich akzeptiere sie doch. Sie ist für mich eine echte Unterstützung.»
«Hat sie einen Freund?»
«Ich weiss es nicht. Darüber spricht sie nicht mit mir. Mit dem Suter vom Labor geht sie ab und zu aus. Das weiss ich aber auch nur durch Zufall, weil er immer nach ihr fragt und mir dann erzählt, dass sie ein Date haben. Und Noldi ist noch immer am Scharren.»
«Ich kann sie verstehen. Sie macht es sich nicht leicht. Wahrscheinlich hat sie bei der Polizei einen noch schwereren Stand als anderswo. Da gelten Frauen noch weniger.»
Wenn ich an einige meiner Kollegen denke, kann ich das nur bestätigen, dachte der Kommissär und schwieg vornehm.
«Hast du morgen schon etwas vor, Liebling?»
«Nein …»
Vorsicht, Francesco, da kommt etwas auf dich zu. Besser in Deckung gehen.
«Wieso fragst du? Eigentlich wollte ich …»
«Ich brauche einen starken Mann.»
«Für den Garten?»
«Nun hab dich nicht so. Wer macht denn die ganze Arbeit im Garten, du oder ich? Und wenn ich dich einmal um etwas bitte, dann ist es dir bereits zu viel.»
«Aber …»
«Unterbrich mich gefälligst nicht, Herr Oberbeschäftigtkommissär! Ich will den kaputten Apfelbaum raushaben.»
«Was?! Der hat doch sicher Wurzeln bis zum Rhein. Da schufte ich mich zu Tode. Bei der Hitze. Wollen wir nicht besser warten, bis die Hundstage …»
«Dummes Zeug! Der Baum muss raus. Ich will dort einen Zwetschgenbaum einpflanzen lassen. Der kommt im Laufe der nächsten Woche.»
«Aha! Ohne mich zu fragen, hast du bereits einen Zwetschgenbaum bestellt. Dann sollen doch die Gärtner, die den neuen Baum bringen, auch den alten entsorgen.»
«Da sieht man es wieder. Dem Herrn ist alles zu viel. Nur in der Hollywoodschaukel liegen und sich einen schönen Tag machen. So nicht, Francesco! Dieses Wochenende kommt der Baum raus. Basta! Du kannst ja Werni und Paul fragen. Deine Saufkumpane helfen dir bestimmt.»
Eine gute Idee! Die beiden Nachbarn können anpacken, das sind sie von der Arbeit auf dem Bau gewohnt. Ich sorge fürs leibliche Wohl. So gefällt es mir schon besser.
«Gut, ich mach es.»
«Na also, geht doch.»
Monika goss Wein nach und genoss still und heimlich ihren Triumph. Nur, dass sie um jede kleinste Gartenhilfe seinerseits kämpfen musste, ärgerte sie ein wenig. Typisch Mann! Na, warte. Ein Ass habe ich noch im Ärmel. Ferrari begann langsam einzudösen. Die Schaukel und der Wein trugen massgeblich zum wohligen Müdigkeitsgefühl bei. Monika wartete ein paar Minuten, dann schlug sie erbarmungslos zu.
«Francesco, noch eine Kleinigkeit, bevor ich es vergesse. Deine und meine Mutter kommen morgen Abend zum Essen.»
«Was? Wie? Das ist nicht dein Ernst?»
Volltreffer! Ferraris Müdigkeit war blitzartig verflogen.
16. Kapitel
Missmutig fuhr Ferrari am Sonntagmittag ins Kommissariat. Das Wetter entsprach ganz seiner Stimmung. Es regnete seit gut vierundzwanzig Stunden. Damit war die von Monika einberufene Weg-mit-dem-Apfelbaum-Party ins Wasser gefallen. Ferarri war nicht deswegen wütend. Ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Sondern wegen seiner Mutter. Immer die
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