Requiem für einen Rockstar (German Edition)
nagelfest sind. Ihr hättet doch gar nicht aussteigen können. Ausser euch wäre die Konventionalstrafe von fünfzig Millionen egal gewesen. Aber das kann ich mir selbst bei euren Einnahmen nicht vorstellen. Wie wolltet ihr denn da konkret Druck ausüben?»
«Indem wir den Vertrag nicht mehr verlängert hätten.»
«Im Jahr 2010! Bis dahin wäre noch vieles passiert.»
«Wieso im 2010? Unser Vertrag mit Hanno läuft Ende Jahr aus.»
Piet prustete, als er in die ungläubigen Gesichter schaute.
«Joannas Newsfabrik ist mit Vorsicht zu geniessen.»
Helmers hatte den Banken einen gefälschten Vertrag vorgelegt, um Kredite aufnehmen zu können. Urkundenfälschung! Betrug! Die Sache fing an, interessant zu werden. Sehr sogar. Der Kommissär überlegte, ob er Piet über Helmers finanzielle Schwierigkeiten informieren sollte. Diskretion hin oder her. Hm … vielleicht besser doch nicht.
«Können Sie mir etwas über die Vermögensverhältnisse der Helmers sagen?»
«Die haben an uns Millionen verdient. Das geht in Ordnung. Ina hat manchmal das Geld zum Fenster rausgeworfen, in letzter Zeit allerdings weniger. Ist ja ihre Sache. Weshalb fragen Sie?»
«Um herauszufinden, wie sehr die Helmers von Ihnen abhängig sind.»
«Das kann ich Ihnen klipp und klar beantworten. Sie stehen und fallen mit uns. Hanno hat vor unserer Zeit ab und zu versucht, eine andere Band aufzubauen. Nicht gerade mit grossem Erfolg.»
Eine Weile schwiegen die drei. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, bis Piet das Gespräch wieder aufnahm.
«Ich habe eine Bitte, Herr Kommissär.»
«Nur zu, Piet.»
«Ich habe meiner Mutter von Ihnen erzählt. Und … na ja, sie würde Sie gern kennenlernen. Aber es muss nicht sein.»
«Doch, diese Bitte erfülle ich gern. Wenn Sie mir ihre Adresse geben, besuche ich sie morgen.»
«Bitte am Vormittag. Da ist sie am ehesten ansprechbar.»
Piet ging zum Tresen, riss einen Zettel aus einem Block und schrieb die Adresse auf.
«Ich rufe sie an und sage ihr, dass Sie morgen reinschauen. Ich danke Ihnen.»
Ferrari schob den Zettel in seine Hosentasche.
«Sie kommen doch am Mittwoch? Sie wissen ja, ich brauche jemanden, der rechts von mir steht.»
«Sie können auf mich zählen.»
«Du auch, Nadine? Ich würde mich sehr freuen.»
Nadine errötete wie ein Schulmädchen und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin.
Nadine und der Kommissär spazierten entlang der Riehentorstrasse zum Rhein hinunter. Die Sonne hatte die letzten Wolken vertrieben und schlagartig war es wieder warm geworden.
«Puh! Eine Sauhitze! Richtig düppig. Die Kleider kleben förmlich am Körper. Ist etwas, Nadine? Du machst so ein grimmiges Gesicht.»
«Das ist doch alles voll daneben. Piet ist fix und fertig. Er hat seinen besten Freund verloren und denkt ans Aufhören. Das Ende der Devils. Das will ich mir gar nicht vorstellen. Eine Katastrophe ist das. Das Kennenlernen der Jungs habe ich mir echt anders vorgestellt. Scheissberuf!»
«So geht es mir manchmal auch. In bestimmten Momenten, und die kommen immer wieder, da möchte ich am liebsten alles hinschmeissen. Dann verfluche ich meinen Beruf. Abgrundtief. Erst, wenn ich eine Plus-minus-Liste erstellt habe, sehe ich wieder klar und weiss, dass ich nichts, aber auch gar nichts anderes machen möchte.»
«Du hast ja recht. Piet mag dich.»
«Ich mag ihn auch. Kommst du morgen mit?»
«Nein, lieber nicht. Das überlasse ich dir.»
Sie spazierten an der Rheinpromenade entlang.
«Nehmen wir die Fähre?»
Die Fähre trieb schaukelnd übers unruhige Wasser. Ferrari liess seine linke Hand durchs Wasser gleiten. Einer seiner grossen Fälle hatte auf einer Fähre seinen Anfang genommen. Damals war Nadine noch nicht mit von der Partie. Er erinnerte sich noch an jedes Detail, als wäre es gestern gewesen …
«Francesco, hörst du mich?»
«Entschuldige, ich war in Gedanken. Was hast du gesagt?»
«Damit werden die Karten neu gemischt.»
«Ja. Urkundenfälschung und Betrug sind kein Pappenstiel. Doch sind das Mordmotive?»
«Wenn John davon wusste, konnte er Helmers noch stärker unter Druck setzen. Irgendwie kommt mir auch die hektische Suche nach einem Songschreiber schräg rein. Die hat bestimmt schon früher eingesetzt. Helmers sieht seine Felle davonschwimmen. Der Vertrag läuft Ende Jahr aus und John will ihn nicht mehr verlängern. Piet ist keine Hilfe. Also räumt er John aus dem Weg und schlägt damit zwei Fliegen mit einer Klappe. Piet ist ohne John hilflos,
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