Requiem für einen Rockstar (German Edition)
bewunderte seine Freundin. Mit welch ungeheurer Geduld sie versuchte, ihrer Tochter den Sinn der Schule und insbesondere den von Mathematik zu erklären. Nikkis Fragen, immer ein wenig aggressiver werdend, bedeuteten nur eines – sie war kein Mathegenie. Eigentlich verständlich. Nicht jedem liegt das logische, analytische Denken. Wie kompliziert die heute auch an die Lösungen rangehen. Früher war das viel einfacher. Früher war sowieso alles besser, liess sich eine bissige innere Stimme vernehmen. Ja, ja, schon gut. Aber wenn ich mir die Aufgaben so betrachte, könnte ich höchstens eine oder zwei lösen. Ehrlich, Ferrari, du würdest sang- und klanglos absaufen.
Nach einer halben Stunde, gerade noch rechtzeitig, um eine Explosion abzuwenden, war es geschafft. Nikki warf die Schulbücher in eine Tasche. Auch das hatte sich verändert, früher ist es ein Schulranzen gewesen, heute ein moderner Ich-kann-ihn-für-alles-brauchen-Sack.
«Tschüss, zusammen, ich geh noch zu Richi!»
Und weg war sie.
«Wer ist Richi?»
«Ein Schulfreund aus ihrer Klasse. Er wohnt in der Wartenbergstrasse.»
«Hm!»
«Daran wirst du dich langsam gewöhnen müssen, Francesco. Dein Töchterchen wird älter. Schon musst du sie mit anderen teilen.»
«Hm!»
Monika füllte die Gläser nach.
«Es ist so friedlich hier draussen … wenn keine Mathearbeiten anstehen», ergänzte sie lachend.
«Es ist schon Wahnsinn, was die alles wissen müssen. War das bei uns auch schon so?»
«Das habe ich mich heute auch gefragt. Ich glaube nicht. Die Anforderungen steigen immer mehr. Manchmal denke ich, dass man so versucht, die Spreu vom Weizen zu trennen. Nicht jeder ist zum Akademiker geboren.»
«Und zur Akademikerin, Frau Doktor.»
«Ach, lass das. Ich bilde mir nichts darauf ein.»
«So, so. Von deinen Kommilitoninnen weiss ich übrigens, dass du eine kleine Streberin warst.»
«Aha, der Herr Kommissär spioniert mir nach! Und kombiniert erst noch falsch. Tatsache ist, dass mir immer alles zugeflogen ist. Viel musste ich nicht dafür tun.»
«Das glaube ich dir sogar. Du hast eine schnelle Auffassungsgabe und bist sehr intelligent. Beides bewundere ich an dir.»
«Oh, der Herr Kommissär verteilt Komplimente.»
Sie setzten sich auf die Hollywoodschaukel im Garten. Monika schmiegte sich an ihn.
«Nur die Wahrheit.»
«Wie kommt ihr mit eurem Fall voran?»
Die Schaukel schwang leicht hin und her.
«Stillstand. Immer, wenn sich ein kleines Türchen auftut, wird es sofort wieder zugeknallt. Es gibt einige Verdächtige. Meine Favoriten sind Ina und Hanno Helmers.»
«Der Manager?»
«Und seine Frau. Aber sie geben sich gegenseitig ein Alibi. Helmers ist clever. Falls er wirklich den Mord verübt hat oder ihn ausführen liess, haben wir eine harte Nuss zu knacken.»
«Wie wäre es, wenn du einen Keil zwischen die beiden treiben würdest?»
«Das habe ich mir auch schon überlegt. Dafür fehlt mir aber der Ansatz.»
«Ist Helmers eifersüchtig?»
«Das könnte ich mir gut vorstellen. Seine Frau ist zwanzig Jahre jünger. Ein ehemaliges Fotomodell. Er befürchtet sicher, dass sie ihm eines Tages abspringt. Wie ich.»
«Du?»
«Ja. Du bist schön, reich und intelligent.»
«Intelligent, schön und reich, bitte sehr!»
«Auch gut. Eines Tages aber komme ich nach Hause und meine Koffer stehen vor der Tür. Weil du dir einen Mister Universum geangelt hast. Dann hat der glatzköpfige, dickbäuchige Ferrari ausgedient.»
Monika strich ihm übers Haar.
«Stimmt, hier oben lichtet sich der Wald. Das ist mir gar noch nicht aufgefallen», flunkerte sie.
«Hm!»
«Ach, Francesco. Ich habe dich auch mit Glatze lieb. Ich wüsste gar nicht, was ich ohne meinen Brummbär anfangen würde.»
Ferrari gab der Schaukel einen ordentlichen Stoss.
«Nadine macht mir Sorgen. Sie geht so verdammt aggressiv an die Verhöre ran. Bei Helmers hätte sie beinahe alles vermasselt. Sobald sie jemanden nicht ausstehen kann, geht sie in die Vollen. Helmers hat sofort blockiert, wollte nur noch in Anwesenheit seines Anwaltes mit uns sprechen. Zum Glück hat er dann doch noch eingelenkt.»
«Hat er sie provoziert?»
«Nein. Sie ihn.»
«Nadine leidet unter dem gleichen Phänomen, mit dem ich vor etwa fünfzehn Jahren auch gehadert habe.»
«Du?»
«Ja, ich. Damals fühlte ich mich von der Männerwelt nicht ernst genommen. Du kannst sagen, was du willst, wir leben halt immer noch in einer Männerwelt.»
«Die Frauen sind aber stark im Kommen.»
«In
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