Requiem für einen Rockstar (German Edition)
wortlos zur Tür.
«Ah, ich hätte jetzt doch noch zwei Fragen. Was halten Sie von Luke Egloff?»
Der Kommissär hatte einen empfindlichen Punkt getroffen.
«Ein heroinsüchtiges Schwein, das man für ein paar Franken kaufen kann. Aber ich bin nicht objektiv, denn ich habe ihm Ina ausgespannt. Wobei ich nie begriffen habe, was sie an diesem verkommenen Subjekt gereizt hat.»
«Noch eine letzte Frage. Können Sie mir einen plausiblen Grund nennen, weshalb wir Sie nicht als Mörder in Betracht ziehen sollen?»
«Ganz einfach. Mit dem Tod von John ist die Zukunft der Devils gefährdet. John war der kreative Kopf. Alle guten Songs stammen aus seiner Feder. Was glauben Sie, womit ich im Augenblick die meiste Zeit verbringe? Ich versuche krampfhaft einen Komponisten zu finden, der in seine Fussstapfen treten kann. Als Leadgitarrist ist er zu ersetzen, als Komponist nicht so einfach. Ums kurz zu machen, wenn die Devils den Vertrag nicht verlängern oder ganz aufhören, ist meine Milchkuh geschlachtet. Dann kann ich mir die Kugel geben. Ich brauche die Devils, verdammt noch mal. Und ich wünschte, John wäre noch am Leben. Ist die Frage damit beantwortet?»
Ferrari nickte, schüttelte Helmers die Hand und verliess die Suite.
«Na, zufrieden?»
«Ich verstehe nicht.»
«Du hast dich doch köstlich darüber amüsiert, wie er mich fertig gemacht hat.»
Ferrari atmete tief durch. Ein Streit vor der Heuwaage-Plastik war genau das, was er jetzt brauchte.
«Ich habe mich alles andere als amüsiert. Und er hat dich nicht fertig gemacht.»
«Doch, hat er!»
«Nein, hat er nicht!»
Einige Passanten wurden bereits auf das seltsame Paar aufmerksam.
«Die fette Sau hat es richtig genossen. Töchterchen aus reichem Hause mit Porsche. Nur durch Beziehungen zum Kriminalkommissariat gekommen. Wahrscheinlich schläft sie mit dem Kommissär. Sonst würde er es kaum mit ihr aushalten. Verdammter Mist! Am liebsten würde ich zurückgehen und dem Arsch eine knallen.»
Ferrari lachte.
«Komm schon, Nadine! Beruhige dich. Du bist eine gute Ermittlerin, nur manchmal etwas forsch. Was mir vollkommen abgeht. Deshalb ergänzen wir uns so wunderbar. Ich habe dir schon hundert Mal gesagt, dass ich keine andere Partnerin will. Du bist die Richtige für mich. Ende der Diskussion.»
«Scheisse!»
Nadine begann zu schluchzen oder war es ein Lachen? Der Kommissär legte vorsichtig seinen Arm um Nadines Schultern und suchte nach den passenden Worten, als sie sich unvermittelt umdrehte und ihn auf die Wange küsste.
«Danke!»
15. Kapitel
Wirklich neue Erkenntnisse hatte das Gespräch mit Helmers nicht gebracht. Nur die Bestätigung dessen, was ihnen Lukas Egloff serviert hatte. Mit einer Ausnahme und die betraf die besagte Solokarriere von Piet Gruber. Was war an diesem Gerücht dran? Und was spielte Luke Egloff für eine Rolle? Ferrari spazierte ein kleines Stück durch den Hardwald und blieb vor einem Hinweisschild stehen. Leinenpflicht für Hunde von April bis Juli, weil die Vögel brüteten. Die Niederbrüter oder wie sie hiessen. Seltsamerweise hatten die Vögel jahrzehntelang ihren Nachwuchs grossgezogen, ohne dass die Hundehalter ihre Tiere an die Leine nehmen mussten. Nun war ein findiger Kopf der Idee verfallen, dass einzelne Vogelarten deswegen ausgestorben seien. Vorschriften über Vorschriften. Die Schweiz wird reglementiert. Raucher werden aus der Gesellschaft ausgeschlossen, Hunde müssen an die Leine, Fettleibige werden demnächst von den Krankenkassen mit einem höheren Selbstbehalt bestraft. Bald wird mir der Staat vorschreiben, wann und wo ich ein Glas Wein trinken darf. Wenn man überhaupt noch darf. Vielleicht gibt es dann ein generelles Alkoholverbot wie in den USA der 1920er-Jahre. Die Schweizer Prohibition!
Nikki und Monika sassen im offenen Wintergarten. Ferrari schenkte sich ein Glas Wein ein und gesellte sich zu ihnen. Anscheinend war Nachhilfeunterricht angesagt.
«Hallo, ihr zwei. Störe ich?»
«Oh, du bist schon da. Nein, du bist eine willkommene Abwechslung», antwortete Monika und küsste ihn.
Das war ein Satz zu viel gewesen.
«Ich werfe jetzt dann den ganzen Bettel hin. Diese Scheissmathe!»
Monika verdrehte die Augen.
«Komm schon, Nikki. Mathe ist nicht unbedingt deine Stärke. Aber da musst du durch.»
«Wozu soll dieser Mist gut sein? Ist ja nur Pauken bis der Schädel platzt, Prüfung machen und dann kann ich alles wieder vergessen, weil ich es nie mehr brauchen werde. Super.»
Ferrari
Weitere Kostenlose Bücher