Requiem für einen Rockstar (German Edition)
sich.»
«Bevor ich von meinen Befürchtungen erzähle, möchte ich Ihnen», sie wandte sich an Nadine, «noch sagen, dass Sie mich total enttäuscht haben. In der Kunsthalle hatte ich das Gefühl, dass wir uns gut verstehen. Ich glaubte, jemanden kennengelernt zu haben, dem ich vertrauen kann. Nach Ihrem letzten Auftritt, Frau Kupfer, bin ich anderer Meinung. Das wollte ich nur vorausschicken.»
Nadine holte tief Luft, besann sich dann eines anderen und blickte zu Ferrari, der sichtlich irritiert war.
«Äh … Sie wollten uns sprechen?»
«Ja, ich muss einiges richtig stellen. Ich habe gelogen. Es entspricht der Wahrheit, dass ich noch Kontakt zu Luke Egloff habe. Hingegen in einer anderen Beziehung, als Sie vermuten. Ich war einige Jahre mit Luke liiert. Unsere Beziehung ist daran gescheitert, dass er mir nicht das bieten konnte, was ich von ihm erwartet habe. Luke lebte in den Tag hinein. Mir fehlte einfach die Perspektive. Das habe ich aber bereits mit Frau Kupfer besprochen. Als wir jetzt wieder nach Basel kamen, habe ich ihn zum ersten Mal seit ungefähr zwei Jahren wiedergesehen. Ich war total über seinen Zustand erschrocken. Vor mir stand ein Wrack, voll mit Drogen. Er hat mich angepumpt. Ich konnte ihm ja nicht gut sagen, dass ich selber ein Sozialfall bin, und habe ihm meine letzten fünfhundert Franken gegeben. Nur, das reichte ihm nicht. Er rief erneut an. Daraufhin habe ich Christine um zehntausend Franken gebeten, die sie mir auch sofort gegeben hat.»
«War sie nicht erstaunt?»
«Nein, weil ich ihr gesagt habe, dass ich mit Hanno Streit hätte. Er sei im Augenblick auf dem Spartrip. Chrissi hat nur gelacht, das Geld abgehoben und mir viel Spass gewünscht. Ich versprach ihr, die Zehntausend nach der Tour zurückzuzahlen. Das wollte sie nicht. Das seien doch Peanuts. Ich solle mir damit einen schönen Tag machen. Unter Freundinnen sei dies doch ganz normal. Frauen müssten zusammenhalten, meinte sie. Als Sie mich gesehen haben, Herr Ferrari, habe ich ihm das Geld gebracht. Fünftausend, um ehrlich zu sein. Den Rest habe ich behalten.»
«Hat er etwas gegen Sie in der Hand, dass Sie ihm das Geld gegeben haben?», schaltete sich Nadine ein.
«Wenn Sie damit fragen wollen, ob ich erpressbar bin, nein, das bin ich nicht. Ob Sie es mir glauben oder nicht, Frau Kupfer, er tut mir einfach leid. Das ist das ganze Geheimnis. Abgesehen davon habe ich ihn einmal geliebt. Trotzdem, Sentimentalität hin oder her, ich kann mir keinen Luke Egloff leisten, der sich an meinen Rockzipfel klammert. Das habe ich ihm auch in aller Deutlichkeit gesagt.»
«Unterhielten Sie sich mit ihm über die Band?»
«Ja, bei unserem ersten Treffen. Wir hatten uns ja lange nicht mehr gesehen. Er hat mich über die Band ausgefragt. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Ein Fehler, ich weiss.»
«Haben Sie … haben …»
Ina Helmers lachte.
«Nein … lustig, wie Sie erröten … nein, ich habe nicht mit ihm geschlafen. Nicht für alles Geld auf der Welt würde ich das tun.»
Ich bin ein Trottel. Schäme mich, indiskrete Fragen zu stellen und lasse mich erst noch dabei ertappen. Ferrari schielte zu Nadine. Da ist mir meine Assistentin überlegen. Jedenfalls meistens.
«So, damit wäre dies auch geklärt. Hoffe ich. Glauben Sie mir?»
«Ja, ich glaube Ihnen.»
«Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich Sie aufsuche. Ich bin davon überzeugt, dass mein Mann in den Mord verwickelt ist!»
Ferrari wippte mit seinem Sessel und sah zu Nadine hinüber.
«Haben Sie Beweise dafür?»
«Nein. Aber mein Gefühl täuscht mich nicht. Nachdem Sie gegangen sind, musste ich an die frische Luft. Ich bin einmal um den Block gelaufen. Bei meiner Rückkehr war Hanno stark betrunken. Wir haben uns gestritten. Ich habe ihm eine geklebt und ihm gesagt, dass er der grösste Versager aller Zeiten sei. Dann hat er einige Dinge erzählt, deren tieferen Sinn ich erst später verstand. Er meinte, die Vertragsverhandlungen mit den Devils hätten sich hinausgezögert. John soll sich gegen einen neuen Vertrag gesperrt haben. Weshalb, weiss ich nicht. Jedes Mal, wenn Hanno alle Forderungen von John erfüllt hatte, habe dieser neue Bedingungen gestellt. Jetzt, wo John nicht mehr lebe, sei er wieder im Geschäft. Das hat er wörtlich gesagt.»
«Hat Ihr Mann John ermordet?»
«Nein, nicht selbst. Er kann es gar nicht gewesen sein, denn er war um diese Zeit wirklich mit mir zusammen. Aber ich bin sicher, dass er in irgendeiner Art und Weise
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