Rescue me - Niemand wird dich schützen
der Gründe gewesen, weshalb Noah sie bat, bei ihm zu arbeiten.
Obwohl sie natürlich wusste, dass Jordan bei seiner Großmutter aufgewachsen war, würde es seltsam wirken, wenn sie nicht nach seiner Familie fragte. »Was ist mit deinen Eltern? Wollten sie nicht wissen, für wen du arbeitest?«
»Meine Eltern kamen bei einem Unfall mit einem Kleinflugzeug ums Leben, als ich noch ein Kind war. Ich wuchs bei meiner Großmutter auf, bis ich aufs College ging. Sie starb gleich nach meinem Abschlussjahr. Außer ihr hatte ich keine näheren Angehörigen, was wahrscheinlich
ein weiterer Punkt war, der sie auf mich aufmerksam machte.«
»Und seitdem hast du immer für diese Regierungsbehörde gearbeitet?«
»Ja.«
»Warum bist du dann gerade jetzt bereit, bei LCR einzusteigen? Gibt das keine Interessenkonflikte?«
»Die gäbe es eventuell, aber nachdem ich meinen letzten Job vor einer Woche erledigt hatte, habe ich gekündigt.«
»Warum?«
Jordan zuckte mit den Schultern, als wäre der Grund unwichtig. »Es war an der Zeit.«
Der Kellner brachte ihr Essen, sodass sie beide für einen Moment abgelenkt waren. Nachdem er ihren Tisch wieder verlassen hatte, wandte Jordan sich Eden zu und schenkte ihr jenes unglaubliche Lächeln, an das sie sich leider nur allzu gut erinnerte. »Also, jetzt erzähl mir mal, wie Eden St. Claire zur LCR-Agentin wurde.«
Das war einfach. Als Eden St. Claire geboren wurde, wurde mit ihr ein komplettes Lügengebilde aus der Taufe gehoben. Und es war so dicht gewoben, dass nichts und niemand es durchdringen könnte. Einen winzigen Augenblick lang überlegte sie, wie er reagieren würde, sollte sie einfach die Wahrheit sagen. Ich wurde überfallen, vergewaltigt, mit einem Messer misshandelt und so übel verprügelt, dass die Sanitäter mich zweimal reanimieren mussten, bevor ich im Krankenhaus ankam. Noah hat für meine Behandlung und meine Operationen bezahlt, und er hat mich vor dem Durchdrehen bewahrt.
»Eigentlich lief es gar nicht viel anders als bei dir. Ich bin in Los Angeles geboren. Meine Mutter starb an Krebs, als ich zehn war. Da mein Vater schon bei meiner Geburt von der Bildfläche verschwand und niemand irgendwelche nahen
Verwandten kannte, übernahm der Staat die Vormundschaft. Ein paar Monate später kam ich zu Pflegeeltern.«
Sie lächelte versonnen, als würde sie kostbaren Erinnerungen nachhängen. »Die beiden waren Vollblutintellektuelle, die zu lange mit dem Kinderkriegen gewartet hatten, und als sie schließlich entschieden, ein Kind zu adoptieren, stellten sie fest, dass ihnen die Geduld für ein Baby fehlte. Elaine und Claude nahmen mich auf und erlaubten mir, meine Talente zu entdecken und zu entwickeln.«
»Und diese Talente wären?«
Ich kann in acht Sprachen lügen. »Ähnlich wie deine. Ich hatte ein gutes Sprachgefühl, eine Begabung für Kampfsportarten und einen Hang zum Abenteuer.«
»Was für Abenteuer?«
Alles, was mir zu vergessen hilft. »Was immer sich bot, ich wollte es ausprobieren. Ich hatte Glück, dass meine Adoptiveltern über hinreichend Mittel verfügten, mich vieles versuchen zu lassen.«
»Wie hat Noah dich gefunden?«
Er wurde zu einem Wohlfahrtsfall ins Krankenhaus gerufen … zu mir. »Eigentlich habe ich ihn gefunden. Ich machte Ferien in Frankreich, als Rucksacktouristin mit ein paar Freunden. Wir sind buchstäblich über ihn gestolpert. Er hatte seine Mitwanderer verloren und sich den Knöchel verletzt.« Diese kleine Lüge hatte Eden sich selbst ausgedacht. Jedes Mal, wenn sie die Geschichte erzählte, glühten Noahs Augen vor Zorn, aber er widersprach ihr nie.
»Und du hast ihn mit deinen erstaunlichen Fähigkeiten beeindruckt?«
Nein, ich flehte ihn an, für ihn arbeiten zu dürfen, weil er so viel für mich getan hatte und der einzige Mensch war, dem etwas an mir lag. »Ganz so dramatisch war es nicht. Als wir uns
gemeinsam den Berg runterkämpften, lernten wir uns ziemlich gut kennen. Nachdem er wieder bei seinen Freunden war, dachte ich, ich würde ihn nie wiedersehen. Aber ein paar Wochen später rief er mich an und sagte, er wäre geschäftlich in L.A. Er lud mich zum Abendessen ein, und da machte er mir ein Angebot.«
»Eines, das du nicht ablehnen konntest.«
Eines, das mir das Leben rettete. »Eines, das mich reizte.«
»Du bist Amerikanerin, aber Paris ist deine Wahlheimat?«
»Nein, nicht direkt, obwohl ich viel hier bin. Ich lebe an unterschiedlichen Orten, in unterschiedlichen Ländern. Meine Aufträge
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