Rescue me - Niemand wird dich schützen
Spielchen, McCall. Entweder klären Sie mich auf, was für einen Mist Sie hier abziehen, oder ich bin raus.«
»Sie scheinen ein bisschen empfindlich, Mr. Montgomery.«
»Nur wenn man mich für blöd verkauft.«
McCall hob beschwichtigend die Hand. »Schon gut, keine Spielchen. Ich stelle Eden selten einen Partner zur Seite, es sei denn, ich bin es selbst, und deshalb wollte ich mich erkundigen, ob es funktioniert. Eden kann bisweilen ein wenig schroff wirken.«
»Schroff?« Jordan schüttelte den Kopf. »So würde ich es nicht nennen. Eher nervös, ausweichend, ja beinahe verängstigt.«
Irgendetwas war da in McCalls Blick. Sorge um die bezaubernde Miss St. Claire? In welcher Beziehung genau stand Eden St. Claire zu ihrem Boss? Sie stritt zwar ab, dass sie ein Paar waren, aber sie waren eindeutig mehr als nur Chef und Mitarbeiterin, wie sie behauptete.
Noah McCall beugte sich vor. »Eden ist erschöpft. Ihre letzte Operation hat ihr eine Menge abverlangt. Was das ›ausweichend‹ betrifft, stimme ich Ihnen zu. Das ist Teil ihrer Persönlichkeit. Aber ›verängstigt‹ und ›nervös‹ sind eigentlich nicht ihr Stil. Geben Sie ihr ein paar Tage, dann hat sie sich wieder gefangen.«
Jordan sah McCall aufmerksam an. Der Mann war verflucht hart zu deuten. »Ich komme damit klar, nur frage ich mich, wie gut Miss St. Claire überhaupt ist.«
»Eden ist die Beste, die es gibt, wie Sie bald genug selbst herausfinden werden. Vielleicht sollten Sie einfach etwas charmanter sein.«
Dasselbe hatte er sich selbst heute auch schon gesagt. Er sollte ein bisschen üben. Die reizende und ausweichende Miss St. Claire wäre ein exzellentes Ziel. »Charme war bisher nie erforderlich. Und er gehört nicht zu meinen Stärken.«
McCall stand auf, streckte sich und gähnte ausgiebig. »Tja, arbeiten Sie an Ihrem Charme, und ich sorge dafür, dass Eden sich umgänglicher gibt.« Er blinzelte auf seine Uhr. »Ich fahr jetzt nach Hause. In ein oder zwei Tagen melde ich mich. Bis dahin sollte ich Konkreteres haben.«
Jordan schloss die Tür hinter dem mysteriösen Noah McCall. Er traute dem Mann nicht recht. Andererseits gab es ohnehin nicht viele Leute, denen er vertraute.
Er öffnete seinen obersten Hemdenknopf und zog die schweren Vorhänge zurück, um aus dem Fenster zu schauen. Aber in Gedanken sah er nichts als die überirdische Schönheit von Eden St. Claire. Ihr gemeinsames Abendessen hatte ihn rastlos und unruhig gemacht … zwei Gefühle, an die er nicht gewöhnt war und die er nicht gebrauchen konnte. Er hatte McCall nicht angelogen. Eden wirkte auffallend nervös auf ihn. Er war ausgezeichnet darin, Menschen zu durchschauen. Nein, korrigierte er: Er war normalerweise gut darin, Menschen zu durchschauen. Devon hatte zu den wenigen gezählt, bei denen seine Begabung versagte.
Eden St. Claire faszinierte ihn, was an sich bereits eine seltene Ausnahme darstellte. Dass er sie außerordentlich attraktiv fand, war eine Tatsache, mit der leben konnte. Aber er hatte nicht vor, dieser Anziehung nachzugeben. Auch wenn er ein freier Mann wäre, bezweifelte er, dass sie seine Avancen begrüßen würde. Soweit er es beurteilen konnte, hatte er sie entweder höllisch nervös gemacht oder abgestoßen. Was beides nicht gerade vielversprechend war.
Er war einzig hier, weil er hoffte, Informationen über Devon zu bekommen. In der Zwischenzeit freute er sich, bei einem Job zu helfen, der sich lohnend und gefährlich
genug anhörte, um seinen Adrenalinhaushalt anzukurbeln. Sobald es vorbei war, würde er nach Hause fahren, und Eden St. Claire wäre nichts weiter als eine Erinnerung.
Eden knallte ihre Wohnungstür so fest zu, dass das gerahmte Foto vom Louvre, das sie bei ihrem ersten Paris-Besuch aufgenommen hatte, zu Boden krachte. Das Geräusch war lediglich ein dumpfes Pochen in ihrem wirren Kopf, während sie ins Schlafzimmer stürmte. Auf den Knien zerrte sie ihren Koffer unter dem Bett hervor und klappte den Deckel auf.
Dann marschierte sie zum Kleiderschrank, schlang achtlos beide Arme um ihre teuren Kleider, rupfte sie von den Bügeln und trug sie zum Koffer. Mit drei Gängen hatte sie den Schrank geleert. Leise Flüche vor sich hin murmelnd, ging sie zu ihrer Kommode und riss die Schubladen auf. Beinahe panisch räumte sie ihre Wäsche, die Strumpfhosen und die Pullis aus, die sorgfältig zusammengelegt darin lagen.
Schließlich schlug sie den überquellenden Koffer zu, schnappte sich eine kleinere Tasche und rannte
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