Reseph
Jahres.« Conquest scharrte mit den Hufen; er spürte Resephs ansteigende Wut. Es war so weit. »Zu mir.«
Conquest löste sich in eine Rauchwolke auf und glitt unter Resephs Panzerhandschuh, um sich auf seinem Arm niederzulassen. Nachdem das Pferd wieder an seinem Platz war, marschierte Reseph in die Villa. Die Wachen hielten ihn nicht auf, auch wenn sie vor Verwirrung über ihre eigenen Füße stolperten. Schließlich waren sie davon ausgegangen, dass Pestilence tot war.
In wenigen Minuten würden sich die Wachen wünschen, ihr Idol wäre tatsächlich tot.
Die Gänge, die mit den Gemälden und Zeichnungen der Eigentümerin geschmückt waren, waren ruhig, doch die Geräusche von Leiden und Lust, die aus der Halle vor ihm drangen, wurden mit jedem Schritt lauter.
Reseph schob die massiven Doppeltüren auf und betrat eine Höhle der Lust. Pestilence hatte häufig hier gespielt. Reseph hingegen hatte einen bitteren Geschmack im Mund. Der Pfosten, an den er seine Opfer zum Auspeitschen gefesselt hatte, war einer seiner Favoriten gewesen, genau wie das Andreaskreuz, an dem seine Sexualpartner in Handschellen hingen, während er eine ganze Reihe von Sex- und Folterspielzeugen benutzt hatte, die jeden Quadratzentimeter der Wände bedeckten.
Einige seiner Partnerinnen waren bereit gewesen, ihn tun zu lassen, was er wollte, selbst wenn es ihren Tod bedeutete. Doch jenseits des mit Blut gefüllten Teiches, in dem gegenwärtig ein Dutzend Leute eine Orgie feierten, schmachteten unwillige Opfer in Käfigen. Solche wie sie konnte man kaufen, doch Pestilence hatte sie sich kostenlos beschafft.
Ja, ihr solltet vor Angst außer euch sein. Aber ihr solltet euch auch geehrt fühlen, dass ich euch heute für mein Vergnügen ausgewählt habe. Es gibt Lebewesen, die mich anflehen, ihnen durch meine Hände und meinen Schwanz Lust und Schmerz zu schenken. Also schreit, weint und bettelt um euer Leben. Doch wisst, dass viele dieser Lebewesen von Eifersucht erfüllt zuschauen werden.
Die Erinnerung an den Vortrag, den Pestilence einem seiner Opfer gehalten hatte, bestärkte Resephs Entschlossenheit. Nicht, dass er geschwankt hätte, aber so war es noch sehr viel einfacher.
Als er durch den Raum hindurchmarschierte, richteten sich sämtliche Blicke auf ihn. Selbst die, die kurz vor dem Höhepunkt gestanden hatten, hielten inne, um zu sehen, was los war. Sie würden es bald genug erfahren.
Er würde sie alle töten.
Seine Zielperson befand sich nicht in dem Raum, was bedeutete, dass sie sich vermutlich in ihren Privatgemächern aufhielt. Von ihren Wachen ungehindert, riss er die Tür auf, und da war sie: Sie trug lediglich High Heels und vergnügte sich mit einem weiblichen Trillah und einem männlichen Widderkopf.
Mit einem Lächeln zog er sein Schwert. »Hallo, Mutter. Hab ich dir gefehlt?«
30
»Mein Sohn.« Lilith erhob sich geschmeidig, verführerisch, und Reseph spürte Pestilence’ Wohlgefallen. Mit einer einzigen Geste schickte sie die beiden Dämonen fort, die einen weiten Bogen um Reseph machten, als sie sich davonschlichen. »Es hieß, du wärst tot. Ich habe dich vermisst.«
Das hatte sie zweifellos. Pestilence hatte ihr zu trauriger Berühmtheit und Aufmerksamkeit verholfen. »Bedecke dich.«
Sie kniff ihre veilchenfarbenen Augen zusammen, die so sehr denen von Limos glichen. »Wer bist du?«
»Mutter, ich bin verletzt.« Er setzte eine Schmollmiene auf. »Erkennst du deinen eigenen Sohn nicht?«
Mit einem Zischen wich sie so rasch zurück, dass sie auf ihren blutroten Stilettos taumelte.
»Reseph.« Sie spuckte seinen Namen aus, als ob er pures Gift wäre. »Wo ist Pestilence? Ich kann ihn in dir spüren.«
Er bewegte sich vorwärts, setzte Lilith unter Druck, setzte seine Größe und seinen gewaltigen Körper ein, um sie nervös zu machen. Im Gegensatz zu Ares und Than hatte Reseph seine physische Statur nur wenige Male dazu verwendet, andere einzuschüchtern. Dieses Mal war das beste von allen. Er genoss Liliths Unbehagen.
»Thanatos hat Pestilence Deliverance ins Herz gestoßen«, sagte er. »Er sitzt in der Falle und wird nie wieder zurückkommen.«
»Warum bist du dann hier?« Sie musterte sein Schwert. Zum ersten Mal entdeckte er einen Hauch von Furcht in ihren Augen.
»Ich will wissen, wer mein Vater ist.«
Sie sah ihn an, als ob er schwer von Begriff wäre. »Yenrieth. Sein Name taucht in sämtlichen Legenden auf.«
»Das weiß ich auch«, grollte er. »Aber es gibt keinen Yenrieth, der im Himmel
Weitere Kostenlose Bücher