Reseph
vorbei.«
»Sie wurde mit alldem nicht fertig?«
»Eigentlich glaube ich, dass sie das durchaus geschafft hätte«, murmelte Reseph. »Aber ich wollte es nicht.«
»Ah.« Ares hob eine Muschel auf und warf sie in die Gischt. »Und wie geht’s dir jetzt?«
»Mir geht’s gut.«
»Und ich bin eine Märchenprinzessin«, erwiderte Ares.
Der alte Reseph hätte seinem Bruder eine schlagfertige Antwort gegeben, aber dieser Reseph war sorglos und oberflächlich gewesen, hatte alles Schlechte immer unter den Teppich gekehrt. Der Mann, der er jetzt war, würde das nie wieder tun.
»Es würde allen viel besser gehen, wenn Deliverance mich getötet hätte.«
Ares stieß einen langen Seufzer aus. »Ja, das ist wohl wahr.«
Ares, immer ganz der Anführer, nahm nie ein Blatt vor den Mund oder versuchte mit falschen Gefühlen zu beschwichtigen. Er nannte die Dinge beim Namen, etwas, was den alten Reseph geärgert hatte. Ja, dem alten Reseph war es nur wichtig gewesen, dass alle glücklich waren und die Party niemals endete.
»Ich muss das wieder in Ordnung bringen.«
»Bei wem?« Ares kreuzte die Arme vor der Brust. »Bei Jillian? Bei uns? Bei der ganzen Welt? Du kannst nichts ungeschehen machen, was Pestilence verbrochen hat.«
»Du sagst also, der Schaden, den er angerichtet hat, ist irreparabel?«
Ares’ Blick durchbohrte Reseph wie der Bolzen einer Armbrust. »Einiges davon ja. Vermutlich der größte Teil.«
Reseph kniff beide Augen zu; er schämte sich so sehr wegen allem, was er getan hatte. »Was ist mit dem Schaden, den ich meiner Familie zugefügt habe? Ist der auch irreparabel?«
»Wir wissen, dass es nicht du warst, der uns diese Dinge angetan hat.«
Reseph schöpfte tief Luft und sah Ares in die mitternachtsdunklen Augen. »Aber?«
Ares fluchte. Da wusste Reseph, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde. »Aber Pestilence könnte zurückkehren, und was wirst du tun, um ihn aufzuhalten?«
»Ich werde nicht zulassen, dass das geschieht«, sagte Reseph aufgebracht, aber Ares’ Zweifel waren genauso stark wie Resephs.
»Wirklich? Du hast es aber schon einmal zugelassen. Du hast zugelassen, dass er Cara gefoltert hat, sie beinahe vergewaltigt und getötet hätte. Du hast mit Lilith und Luzifer und den mächtigsten Dämonen in Sheoul zusammengearbeitet, um uns alle zu vernichten. Wo warst du da? Hast du überhaupt versucht, ihn aufzuhalten?« Ares hieb Reseph die Faust in die Schulter. »Hast du?«
Reseph konnte Ares nichts von dem, was er gesagt hatte, verdenken. Er hatte versucht, sich aufzubäumen und seinen Körper wieder in Besitz zu nehmen, aber Pestilence war viel zu mächtig gewesen.
»Und?«, schrie Ares. Höllenhunde kamen aus allen Richtungen auf sie zu; sie spürten Ares’ Zorn und bereiteten sich darauf vor, Reseph in Stücke zu reißen.
»Meinst du ernsthaft, dass ich nicht immer wieder jede einzelne Minute in meinem Kopf durchgehe und versuche herauszufinden, welche Lücken ich hätte ausnutzen können? Dass ich mich nicht frage, was ich sonst noch hätte tun können, um ihn aufzuhalten? Ich hab’s versucht, Ares.«
»Dann hast du dir nicht genug Mühe gegeben!«
Die Wut auf seine Lage, auf sich selbst, auf Pestilence, das alles kochte mit einem Schlag über. »Das weiß ich! Und ich hasse mich dafür!«
»Verdammt, Reseph.« Ares drehte sich zu ihm um. »Es ist ja nicht nur das. Du hast noch nie für etwas gekämpft. Beim ersten Anzeichen eines Konflikts oder Verpflichtungen oder Emotionen verdrückst du dich. Du hast dich immer für den leichtesten Weg entschieden, und das macht mich sauer!«
»Leicht? Du findest, das alles ist leicht? Ich hab mich geändert, Ares.«
»Ach ja? Du hast dich zum ersten Mal in deinem Leben verliebt, und als es dann so weit war, dass du um Jillian hättest kämpfen müssen, hast du das etwa getan? Oder hast du es dir mal wieder leicht gemacht und sie gehen lassen, weil du dich darum drücken willst, das Schwierigere zu tun und Pestilence zu beherrschen?« Ares baute sich so dicht vor Reseph auf, dass ihre Nasen einander beinahe berührten. »Oder hast du sie gehen lassen, weil du Angst hast, dich zu binden? Das Leben ist viel zu schön, wo doch da draußen Millionen von heißen Frauen nur darauf warten, gefickt zu werden. Wie leicht es dir gefallen ist, die einzige Frau zu verlassen, die dich jemals genug geliebt hat, um ein Stück ihres gottverdammten Verstandes zu opfern, damit du dich einfach umdrehen und wieder dieselbe selbstsüchtige Hure
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