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Reseph

Reseph

Titel: Reseph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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reparieren?
    »Du verdammtes Arschloch!« Eidolon, Chefarzt und Gründer des UG , ließ die Patientenakten fallen, die er gerade durchgesehen hatte, und kam wie ein Stier auf Reseph zugelaufen. In seinen Augen leuchtete blutrote Wut. »Wie kannst du es wagen, mein Krankenhaus zu betreten?«
    Jede einzelne Person in der Notaufnahme strahlte Wellen der Angst und des Hasses aus. Reseph fühlte ihr Starren wie Peitschenhiebe auf der Haut. Er erkannte in einigen von ihnen Opfer, die Pestilence’ Amoklauf überlebt hatten, und es waren mehr, als er zählen konnte.
    »Ich bin nicht hier, um Ärger zu machen«, sagte Reseph und zog das sich windende Bündel an die Brust. »Dieser Welpe braucht medizinische Behandlung.«
    »Was hast du mit ihm gemacht?«, knurrte Eidolon.
    »Ich habe ihn von einem Sklavenhändler gerettet.« Und das hatte sich verdammt gut angefühlt. Reseph war durch Sheoul gefahren wie ein Messer durch Butter, hatte Dutzende von Dämonen abgeschlachtet, die Pestilence gedient hatten. Am meisten befriedigt hatte ihn – bis jetzt – der Tod des Sklavenhändlers, eines Neethul-Dämons, der Pestilence’ rechte Hand gewesen war.
    Nachdem die Apokalypse abgewendet worden war, hatte man ihn nach Sheoul zurück verbannt, und dort hatte sich dieser Neethul mit Namen Silth seitdem wieder seiner ersten Liebe gewidmet: dem Sklavenhandel. Reseph hatte ihn dabei erwischt, wie er einen Werwolf-Welpen geschlagen hatte, den dessen eigene Eltern in die Sklaverei verkauft hatten.
    Reseph hatte nie zur Grausamkeit geneigt, doch jetzt spürte er beinahe so etwas wie Genugtuung, als sich Pestilence tief in ihm regte. Das gestattete ihm, eine Weile mit Silth zu spielen. Er genoss es förmlich, ihn nach Plänen darüber auszufragen, Pestilence zurückzuholen, aber der Dämon hatte von nichts gewusst. Doch das bereitete Reseph keine Sorgen, da er noch einigen anderen Leuten Besuche abstatten wollte.
    »Hat er eine Familie?« Eidolon sprach durch zusammengebissene Zähne hindurch, und seine Stimme war vor Wut verzerrt.
    »Seine Familie hat ihn überhaupt erst an den Sklavenhändler verkauft.«
    Eidolon nahm das Tierkind, fasste es ganz behutsam an, trotz der Wut, die den Arzt sichtlich beben ließ. Der Dämon würde sich keine Gelegenheit entgehen lassen, nur einen einzigen Schlag auszuteilen. Vielleicht würde Reseph es eines Tages sogar zulassen.
    »Wir werden uns um ihn kümmern.« Eidolon wies auf das Höllentor der Notaufnahme. »Und jetzt verzieh dich.«
    Nur zu gerne.
Reseph setzte seinen unwillkommenen Hintern in Bewegung und reiste durch das Tor wieder nach Sheoul, wo seine nächste selbst auferlegte Mission schon wartete. Er war seinem Ziel so nahe gekommen, wie es möglich war, ohne zu Fuß zu gehen; viele Dämonen schränkten die Benutzung der Höllentore in der Nähe ihres Wohnortes ein. Niemand mochte Überraschungsangriffe.
    »Conquest – heraus!«
    Das Tattoo auf seinem Arm bewegte sich und verwandelte sich in Rauch, ehe es sich als weißer Hengst neben ihm materialisierte. Reseph verschwendete keine Zeit, sprang auf und ritt über die sie umgebende Felsenebene. Rauch stieg vom Boden auf, und eine Vielzahl von Kreaturen brachte sich eiligst in Sicherheit, als die Hufe des Schlachtrosses über einen vertrauten Pfad in der exklusiven Region Fangorg galoppierten.
    Schon bald erhob sich eine riesige schwarze Villa unheilverheißend auf der zerklüfteten Seite eines Hügels. Die knorrigen Bäume, die sie umgaben, dienten als zusätzlicher Schutz. Diese Bäume waren Fleischfresser; ihr Saft enthielt Säure, die das Fleisch jedes Lebewesens auflöste, das so unvorsichtig war, Blätter oder Rinde zu berühren. Die Schlingpflanzen, die die Steinmauern – im wörtlichen Sinne – hinaufkletterten, waren genauso gefährlich. Überreste ihrer bedauerlichen Opfer lagen überall auf dem Boden verteilt, federleichte vertrocknete Hülsen, die um Conquests Hufe herumwirbelten, als Reseph den Hengst vor dem Eingang anhalten ließ. Er hatte seine helle Freude an Pestilence’ panischer Aufregung – diesmal war der Dämon nicht darauf versessen, zu töten.
    Diesmal bedeutete Pestilence das auserkorene Opfer etwas.
    Oh, Pestilence lag also tatsächlich etwas an jemand anderem. Gut! Das würde seine Rache umso mehr versüßen.
    Reseph stieg ab, gab Conquest ein Stück Zucker und klopfte ihm auf den Hals. »Von Pestilence hast du sicher keinen Zucker bekommen, oder? Dann schulde ich dir wohl noch die Zuckerstückchen eines ganzen

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