Reseph
»Lügnerin. Versuch’s noch einmal.«
Ein ersticktes Husten kam über ihre üppigen Lippen. »Ich weiß, dass Harvester wegen eines Gegenstandes gefoltert wurde, der sich in ihrem Besitz befand. Gethel und Luzifer haben vor, dich ihm auszusetzen. Sie sind sicher, dass er Pestilence wieder zum Vorschein bringen wird.«
»Haben sie das Ding in die Finger bekommen?«
»Ich weiß es nicht. Ich schwöre es.«
Reseph stieß sich von Lilith ab. Verdammt. Es würde nicht leicht sein, Gethel oder Luzifer ausfindig zu machen.
Lilith räusperte sich und rang um Fassung, ehe sie mit der Messerspitze auf die Tür zeigte. »Jetzt sei ein braver Junge und hol mir eine der Frauen in den Käfigen. Du kannst sie ficken, während ich sie zum Schreien bringe. Anschließend bringen wir sie gemeinsam um. Ganz wie in den alten Zeiten.«
Pestilence rührte sich aufgeregt in ihm. Ekelerregende Erinnerungen kochten hoch, sodass sich Reseph der Magen umdrehte. Er hatte genug von dieser Unterhaltung.
»Du bist widerlich.« In einem glatten raschen Bogen ließ er seine eigene Klinge auf Lilith hinabsausen. Sie traf zwischen Hals und Schulter auf.
Lilith kreischte, während er ihren Körper entzweihieb. Das war so eine Sache mit Sukkuben – sie neigten dazu, sehr viel zerbrechlicher zu sein als andere Dämonenspezies. Und tatsächlich beendete er ihr erbärmliches Leben mit einem weiteren Hieb, der ihr den Kopf von den Schultern trennte.
Die berühmt-berüchtigte Schlampe war tot.
Aber er hörte nicht etwa mit Lilith auf. Seine Wut hatte eine Eigendynamik gewonnen, und so verwandelte er ihre Sexhöhle in ein Schlachthaus. Sein Panzer, der stärker wurde, sobald er Blut absorbierte, erhielt reichlich Nahrung, und als er fertig war, waren nur noch die Gefangenen in den Käfigen am Leben. Er ließ sie frei und verließ den Schreckensort durch ein Höllentor.
Er hatte eine Verabredung mit seinem Vater.
Doch zuerst suchte Reseph Jillians Zuhause auf, auch wenn er wusste, dass er das nicht tun sollte, dass es ihn schrecklich mitnehmen würde, sie zu sehen. Doch er musste sich vergewissern, dass es ihr gut ging, nach der Art und Weise, wie sie auseinandergegangen waren.
Also umhüllte sich Reseph mit einem
khote
-Zauber und betrat vollkommen unsichtbar die Scheune. Das Licht war an, und das Verhalten der Tiere zeigte ihm, dass sie damit rechneten, gleich gefüttert zu werden.
Jillian war in der Scheune, doch anstatt die Tiere zu füttern, saß sie auf einem Heuballen. Tränen liefen ihr über die Wangen. Resephs Haut zog sich vor Selbstekel zusammen.
»Es tut mir so leid«, flüsterte er.
Jillian blickte schniefend auf. Sah ihn direkt an. Verdammte Scheiße. Sie konnte ihn nicht sehen, aber offensichtlich spürte sie ihn. Er verharrte regungslos, als ob er sich dadurch noch unsichtbarer machen könnte.
Idiot.
Wenigstens machte Pestilence ausnahmsweise mal keinen Ärger. Der Dämon litt im Moment solche Qualen wegen Liliths Tod, dass Reseph es als dumpfes Pochen in seinem Leib spüren konnte.
Gut. Der Mistkerl hatte es verdient, zu leiden.
Schließlich wischte Jillian ihre Tränen mit dem Jackenärmel weg und machte sich an die Arbeit. Sie bewegte sich langsamer als gewöhnlich, und sie sah aus, als ob sie eine ganze Woche lang am Stück schlafen könnte, aber Reseph war sich ziemlich sicher, dass er der Letzte war, den sie jetzt sehen wollte.
Widerwillig zog er sich aus der Scheune zurück und öffnete ein Tor zu Ares’ Insel, doch einer von Ares’ Widderkopf-Dienern berichtete ihm, dass dieser sich mit Cara und Rath bei Limos aufhielt. Er folgte ihnen durch ein weiteres Höllentor dorthin und dachte bei sich:
Na, großartig!
Als ob es nicht schon Folter genug gewesen wäre, Jillian zu sehen, fühlte er sich gekränkt, als er den Duft von gegrilltem Fleisch roch und ihm die Musik von Maroon 5 entgegenplärrte. Offensichtlich hatten sich alle zu einer Party versammelt, zu der Reseph nicht eingeladen war.
Es spielte keine Rolle, dass Reseph ihr Zögern verstand, ihn wieder in ihren Kreis aufzunehmen, als ob nichts passiert wäre. Es tat trotzdem weh.
Seine Geschwister und ihre Familien hielten sich vor dem Haus auf, und sie waren nicht allein. Es sah so aus, als ob die halbe Belegschaft des Underworld General ebenfalls dort wäre. Überall waren Kinder zu sehen, die am Strand spielten und mit ein paar Höllenhunden herumtollten, und Limos kümmerte sich um die Bar.
Als einer der Hunde, Hal, Reseph sah, verwandelte er sich in
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