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Reseph

Reseph

Titel: Reseph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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sich darüber zu ärgern, nicht, wenn es bedeutete, dass sie noch einmal einen Blick auf den perfektesten männlichen Körper werfen konnte, den sie je gesehen hatte. Vor seiner Amnesie musste er viel Zeit im Fitnessstudio verbracht haben.
    Wirklich viel Zeit.
    »Hey.« Sie hängte ihren Mantel auf und zog die Stiefel aus. »Alles klar bei dir?«
    »Ja, sicher.« Dafür, dass es ihm angeblich gut ging, klang Resephs Stimme allerdings merkwürdig grummelig. »Hab ich dir Angst gemacht?«
    »Vielleicht ein bisschen.« Er ließ die Schultern sinken und sein Kopf neigte sich ebenfalls ein Stück weiter nach unten. Sie fühlte sich, als ob sie ein Hundebaby getreten hätte. »Reseph, ich hatte keine Angst, dass du mir was tun würdest«, sagte sie, weil es der Wahrheit entsprach. Er hatte sie erschreckt, aber nicht, weil sie Angst um sich selbst hatte. Sie hatte Angst um jeden, der ihn wütend machte.
    Sie hatte nicht vor, ihn jemals wütend zu machen.
    Sie stapfte über den Holzfußboden und blieb dicht vor ihm stehen. Ohne zu überlegen, legte sie ihm die Hand sanft auf den unteren Rücken. Unter ihrer Handfläche zuckten harte Muskeln. »Was ist denn los?«
    Das Feuer prasselte eine ganze Weile vor sich hin, ehe er schließlich sagte: »Ich hab mir glatt selbst Angst eingejagt.«
    Er drehte sich um und packte ihre Hand, ehe sie sie ihm entziehen konnte. Seine warme Hand umschloss die ihre. Er war so viel größer als sie, und vermutlich würde sie sich unter normalen Umständen eingeschüchtert fühlen, aber dies war keine normale Situation, und Reseph war alles andere als ein normaler Mann.
    »Hattest du Angst, dass du mir wehtun könntest?«, fragte sie.
    Reseph starrte auf ihre Hand hinab, während sein Daumen in langsamen Kreisen über ihre Finger streichelte. »Nicht … absichtlich.« Er sah auf, und sein Blick brannte sich in ihren. »Aber genau das macht mir solche Angst. Ich habe gehandelt, ohne nachzudenken. Ich kenne mich selbst nicht. Ich weiß überhaupt nichts, und ich glaube, ich könnte verrückt sein.«
    Einmal, als Jillian sich gerade auf ihre Schicht bei der Flugsicherung vorbereitet hatte, war sie Augenzeugin geworden, wie ein kleiner Privatjet auf der Rollbahn eine Bruchlandung machte und in Flammen aufging. Wie in Zeitlupe hatte sie Bewegungen in dem Flugzeug gesehen, als die Passagiere verzweifelt versuchten, herauszukommen. Es war unerträglich gewesen. Die Hilflosigkeit, die Jillian gespürt hatte, verfolgte sie bis heute, und jetzt drückte ein ganz ähnliches Gefühl ihr das Herz zusammen. Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen oder tun sollte, um ihm zu helfen.
    »Ich wünschte, ich könnte etwas für dich tun«, sagte sie leise.
    »Machst du Witze?« Reseph streckte die Hand aus und strich in einer zärtlichen Liebkosung mit seinen warmen Fingerspitzen über ihre Wange. Sie erschrak. »Du hast doch schon so viel getan. Selbst wenn ich tausend Jahre lebe, werde ich mich nie bei dir revanchieren können.« Sein Daumen wanderte über ihre zarte Kinnpartie, während er ihr in die Augen sah. Sie dachte nicht eine Sekunde daran, sich von ihm zu lösen. Die hypnotische Spannung zwischen ihnen hielt sie fest.
    Wie kam es nur, dass ein mehr als seltsamer Fremder sie dermaßen anzog? Andererseits hatte sie sich auch von ihrem Exverlobten sofort angezogen gefühlt, als sie ihn zum ersten Mal getroffen hatte. Aber das war nicht mit dem vergleichbar, was sie mit Reseph erlebte. Später hatte Jason dann bewiesen, dass manche Männer immer Fremde bleiben, selbst wenn man sie schon ein ganzes Jahr lang liebt.
    Diese Erinnerung wirkte wie ein dringend erforderlicher Spritzer eiskaltes Wasser, und sie trat von Reseph zurück.
    »Du musst dich überhaupt nicht revanchieren. Ich habe nichts getan, was nicht jeder anständige Mensch tun würde.« Sie lächelte, in der Hoffnung, die Stimmung etwas aufzuhellen. Oder zumindest ihren Puls wieder in halbwegs normale Regionen zu senken. »Wie wär’s, wenn du dich ein bisschen hinlegst? Du kannst mein Bett haben.«
    Eine blonde Augenbraue hob sich. »Wirst du auch darin sein?«
    »Ähm, nein. Ich nehme die Couch.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wenn ich nicht mit dir im Bett liegen kann, will ich die Couch.«
    Der Mann war unmöglich. »Du passt aber gar nicht auf die Couch. Vertrau mir, ich werde dort ganz hervorragend schlafen.«
    »Nee!« Im nächsten Moment sprang er über die Lehne der Couch und lümmelte sich in die Polster, die Hände hinter dem Kopf

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