Reseph
verschränkt, während die Beine über die Lehne baumelten. »Meine. Du kriegst mich hier nicht weg.«
Das klang verdächtig nach ätschi, bätschi. »Du verhältst dich wie ein kleines Kind, weißt du das?«
Sein Grinsen war so entwaffnend, dass sie sich selbst ein Lächeln verkneifen musste. »Es gibt nur eins, was mich dazu bewegen könnte, aufzustehen.«
Sie kreuzte die Arme vor der Brust. »Nein, wir werden nicht zusammen schlafen«, erwiderte sie mit aller Sturheit, zu der sie fähig war.
»Ich hatte nicht vor zu schlafen.«
Er war nicht nur unmöglich, sondern kannte keine Hemmungen und besaß keinen Sinn für Privatsphäre. Vielleicht war er so eine Art verwöhnter, total verhätschelter Prinz oder ein reicher Erbe. Allerdings hatte er bisher keinen der Züge gezeigt, die sie von jemandem mit einem derartigen Lebensstil erwarten würde. Er war weder anspruchsvoll noch versnobt. Er kam ihr einfach nur sehr unbedacht und arglos vor. Im Grunde genommen ganz erfrischend.
Allerdings nicht erfrischend genug, um seinem Wunsch, sie ins Bett zu kriegen, nachzugeben.
»Ich hol dir Bettwäsche«, sagte sie forsch und ging zum Wäscheschrank. Hinter ihr erklang ein leises Lachen.
Aber ein Lachen war wesentlich besser als ein Knurren.
Reseph war eine Nervensäge, aber Jillian genoss seine eigenartige Persönlichkeit, obwohl sie bisher davon ausgegangen war, in ihrem alten Job schon mehr als genug verschrobene, spleenige Persönlichkeiten erlebt zu haben. Fluglotsen waren ein ganz eigener Menschenschlag.
Genau wie Reseph. Nachdem sie ihm Decken und Kissen gegeben hatte, war sie in ihr Bett gestiegen; allerdings war sie zweimal aufgestanden, um nach ihm zu sehen, als ob er ein Kind wäre, das mit Grippe im Bett lag. Beide Male fand sie ihn draußen auf der Veranda stehend und in die Dunkelheit hinausspähend – ein stummer Wachtposten in der Nacht. Als sie ihn fragte, was er denn tue, antwortete er, er müsse die Luft und den offenen Raum spüren.
Sie hatte den Eindruck, er fühlte sich im Haus eingesperrt. Unruhig. Aber sie konnte sich auch des Gefühls nicht erwehren, dass er nach etwas Ausschau hielt. Wonach, wusste sie nicht, und sie war sich nicht sicher, ob sie es überhaupt wissen wollte.
Am nächsten Morgen ließ sie ihn ausschlafen und machte Frühstück. Als sie Pfannkuchen, Eier und Speck auf den Tisch stellte, kam er mit nackter Brust und vom Schlaf zerzaustem Haar hereingeschlurft. Gott, er war morgens einfach hinreißend. So ein großer, kräftiger Kerl war unwiderstehlich, wenn er in den ersten Minuten nach dem Aufwachen so etwas Verletzliches an sich hatte.
Nicht, dass die Schläfrigkeit ihm irgendetwas von der tödlichen Ausstrahlung nahm. Sie wusste jetzt, dass er, sollte die Situation es erfordern, schneller in den Kampfmodus wechseln konnte, als ihr Herz für einen einzigen Schlag brauchte.
Bei Tageslicht war diese Vorstellung wesentlich weniger verstörend als noch letzte Nacht.
»Hey«, sagte sie. Er schenkte ihr ein schlaftrunkenes Lächeln, bei dem ihr ganz schwindelig wurde.
»Hey.« Als er den Tisch betrachtete, leuchteten seine Augen auf. »Super. Ich liebe Speck. Und Pfannkuchen. Und Eier. Alles Lieblingsessen von mir.« Sein Lächeln wurde noch breiter. »Du hättest dir nicht so viel Mühe machen müssen, aber ich freu mich, dass du’s getan hast.«
»Es ist schön, mal für jemanden kochen zu können.« Sie setzte sich und deutete auf Resephs Teller – den sie auf die andere Seite des Tischs ihr gegenüber gestellt hatte. Er verschob ihn und setzte sich ihr schräg gegenüber. »Meine Freundin Stacey übernachtet manchmal hier, dann koche ich für sie, aber sie ist die Einzige.«
»Stacey?« Er löffelte sich Eier auf den Teller. Sie versuchte, sich nicht zu sehr davon ablenken zu lassen, wie sich sein Bizeps unter seiner glatten, tief gebräunten Haut bewegte. »Ist sie scharf? So wie du?«
Ihre Wangen wurden heiß und färbten sich rot. »Du sagst einfach immer, was du denkst, oder?«
»Nee. Wenn ich sagen würde, was ich gerade denke, würdest du mir deinen Teller an den Kopf werfen.«
Da hatte er vermutlich recht. Sie beäugte seine muskulöse Brust und die ausgeprägten Bauchmuskeln, und ihr ganzer Körper vibrierte beim Anblick dieser Augenweide. Na ja,
vielleicht
hatte er recht.
»Diese Stacey«, sagte er, während er Butter und Sirup auf seine Pfannkuchen häufte. »Siehst du sie oft?«
»Warum?«
»Weil du nicht allein sein solltest.«
Seine Antwort
Weitere Kostenlose Bücher