Reseph
er durch das saubere Stroh ging, atmete er den vertrauten Duft nach Pferd ein. Aus irgendeinem Grund juckte sein Tattoo. War er vielleicht auf Pferde allergisch? Aus der letzten Box sah ein großes braunweißes Arbeitspferd über die Tür hinweg zu ihm hin.
»Offensichtlich habe ich ein Pferd. Außerdem habe ich Ziegen.« Jillian klang stinksauer, was irgendwie niedlich war. »Sie befinden sich in den ersten beiden Boxen.«
In der Tat entdeckte er in der einen vier Ziegen und in der anderen drei. »Milch oder Fleisch?«
»Milch. Die Zicklein verkaufe ich an einen hiesigen Farmer. Außerdem halten sie mein Grundstück frei von Gestrüpp.«
»Und die Schweine?« Er spähte über die Gitter der dritten und vierten Box. Eine der schwarzweißen Sauen grunzte ihn an.
»Dasselbe. Natürlich bis auf die Milch.«
Als Reseph Jillian betrachtete, fiel ihm auf, dass ihr Haar immer noch wunderbar zerzaust war. Sie war schon verdammt attraktiv. Er war sich ziemlich sicher, dass er sich noch nie besonders zu Frauen hingezogen gefühlt hatte, die kein Make-up, aber dafür Stallklamotten trugen, aber irgendetwas an Jillians frischer, natürlicher Schönheit erweckte in ihm den Wunsch, auf Bioware umzusteigen.
Apropos … »Isst du auch mal eins von diesen Viechern?«
»Ab und zu ein Huhn.« Sie zuckte mit den Achseln. »Aber die sind in erster Linie für die Eier da.«
»Und das Pferd?«
»Ich würde doch niemals ein Pferd essen.« Ihre Stimme war von einer spöttischen Pseudo-Empörung durchsetzt.
Er dachte über das Tattoo auf seinem Arm nach und zwinkerte ihr zu. »Leckst du sie ab?«
»Ob ich sie ablecke?« Einen Moment lang starrte sie ihn verwirrt und mit gefurchter Stirn an, ehe sie die Augen verdrehte. »Nein, ich lecke weder Pferde
noch
Tattoos ab.« Sie zeigte auf ihren Wallach. »Sammy hilft mir bei den schweren Lasten und wenn ich den Zaun abreiten muss.«
Sammy? Und Doodle? Sie war offenbar fest entschlossen, all ihre Tiere in die Flucht zu schlagen. Ein Pferd brauchte einen majestätischen Namen, wie Conquest – Eroberung – oder Battle – Schlacht. »Wie groß ist dein Besitz?«
»Zweihundert Morgen.« Jillian schöpfte Getreide aus einem Vorratsbehälter. »Früher hatten wir mehr, aber meine Eltern haben dreihundert Morgen verkauft, kurz bevor sie getötet wurden.«
Er schloss den Deckel des Getreidebehälters, während sie zu Sammys Box ging. »Von Dämonen?«
»Nein, Gott sei Dank.« Sie ließ das Getreide in die Futterkrippe in der Box fallen. »Mein Dad war Pilot. Meine Mom und er flogen gerade durch die Berge, als er einen Herzanfall hatte. Das Flugzeug ist ungefähr dreißig Kilometer von hier abgestürzt.«
»Tut mir leid. Das muss hart für dich gewesen sein.«
»Das war es.« Sie blickte auf seine Füße hinunter. »Du musst jetzt wirklich ins Haus zurück. Ich hab dich doch nicht gerettet, nur damit du dir jetzt Erfrierungen holst, weil du mitten im Winter barfuß draußen rumläufst.«
»Weißt du was?«, sagte er. »Ich helf dir mit den Tieren. Dann bist du früher fertig, und ich komme schneller ins Haus zurück.«
Sie steckte den Schöpfbecher mit etwas mehr Wucht in seine Halterung zurück, als erforderlich war. Er konnte ihren Frust beinahe riechen. »Nein.«
»Komm schon«, bettelte er.
»Nein bedeutet Nein.« Als sie sich bückte, um das Gewehr aufzuheben, das sie gegen die Wand gelehnt hatte, bot sie ihm eine prächtige Aussicht.
Er schluckte, und jeder Tropfen Blut in seinem Körper bewegte sich in einer heißen Welle in Richtung Körpermitte. Wie lange mochte es her sein, seit er lauten, schwitzenden, atemberaubenden Sex gehabt hatte? Oh Mann, wann hatte er überhaupt zum letzten Mal Sex gehabt? Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, als ob Sex für ihn mehr bedeutete als nur ein netter Zeitvertreib. Dieses tief verwurzelte, urtümliche Verlangen war etwas, das bis tief in sein Innerstes reichte. Das mochte verrückt klingen, aber er konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass Sex für ihn eine Notwendigkeit war, vielleicht sogar sein Leben davon abhing.
Langsam machte er einen Schritt in ihre Richtung; seine Libido zerrte an ihm, als ob er angeleint wäre und Jillian die Leine in der Hand hielte. Doch beim zweiten Schritt erstarrte sie. Er blieb stehen, auch wenn seine Instinkte ihn drängten, sich weiter in ihre Richtung zu bewegen.
»Mach ich dir Angst?«, fragte er barsch.
Nach einem kaum wahrnehmbaren Zögern hängte sie die Waffe in eine Halterung neben der
Weitere Kostenlose Bücher