Reseph
Vaterschaft etwas war, das er niemals hatte erleben wollen, ließ ihn zusammenzucken. Warum sollte er sich in seinem alten Leben nicht gewünscht haben, Vater zu werden? Denn so verkorkst er jetzt auch sein mochte, konnte er sich doch ein gutes Leben mit Jillian vorstellen, in dem sogar Kinder vorkamen.
Ähm … ein wenig voreilig, meinst du nicht auch, angesichts der Tatsache, dass sie sich nicht binden will?
Allerdings, du Dumpfbacke.
Er zwang sich, an etwas anderes zu denken, und sprang wieder zu Jillian ins Bett.
Ihr possierliches Gähnen ließ ihn lächeln, als sie sich an ihn schmiegte, sodass ihre Stirn an seiner Schulter lag. Er drehte sich auf die Seite und fuhr die klare Linie ihres Kinns nach, während sie neben ihm lag. Er genoss die glatte Textur ihrer Haut. Sie schloss die Augen, und während ihre Atmung nach und nach einen langsamen, gleichmäßigen Rhythmus annahm, dachte er über ihre Narben nach und fragte sich, ob die, die er nicht sehen konnte, genauso schlimm waren wie die sichtbaren auf ihrem Bauch und ihren Schenkeln. Oder vielleicht sogar noch schlimmer?
Und wie schlimm würden seine eigenen Narben sein, wenn – falls – er sein Gedächtnis zurückbekam?
Jillian gönnte sich nur selten ein Nickerchen, aber Reseph hatte sie völlig erschöpft. Er selbst musste ebenfalls fertig sein, so wie er schnarchte.
Sie hatte eine Stunde lang gedöst und dann geduscht, während sie im Geiste immer wieder durchging, was passiert war. Er war ein fantastischer Liebhaber. Sie hatte schon vermutet, dass er gut im Bett sein würde, aber er war weitaus mehr als gut gewesen, eher schon himmlisch bis phänomenal. Was sie nicht erwartet – oder gewollt – hatte, war die Verbindung, die sie zwischen ihnen beiden gespürt hatte. Zweifellos war er ohne Weiteres imstande, seine Gefühle im Zaum zu halten … War er es nicht gewesen, der gesagt hatte, man müsse doch keine Verabredungen treffen?
Hey, du kannst einfach so Sex haben. Scheiß auf diesen ganzen Beziehungskram!
Sie hatte gesehen, wie unruhig er war, wie oft er den Drang verspürte, das Haus zu verlassen, wie unangenehm er den Gedanken fand, auf irgendeine Art und Weise gebunden zu sein. Jepp, sie musste stark bleiben. Sie musste ihr Herz gut fortschließen, um es zu schützen. Er konnte praktisch jeden Tag sein Gedächtnis zurückbekommen und in das Leben zurückkehren, das er vorher geführt hatte. Darauf musste sie gefasst sein.
Als sie angezogen war, war Reseph ebenfalls wach und sah aus dem Schlafzimmerfenster. Selbstverständlich nackt.
Als er sich zu ihr umdrehte, fragte sie sich, ob sie wohl irgendwann einmal nicht mehr von der mühelosen Art gefesselt sein würde, wie er sich bewegte, dem Spiel der Muskeln unter seiner gebräunten Haut, dem Fall seines dichten Haars auf seine Schultern. »Ich hatte gehofft, dich noch in der Dusche zu erwischen.«
»Irgendwie glaube ich nicht, dass wir dazu gekommen wären, gründlich zu duschen«, erwiderte sie trocken.
Er kam zu ihr herübergeschlendert, und sein glühender Blick ließ ihr Herz schneller schlagen. »Gar nicht wahr«, sagte er und küsste sie auf den Hals. »Es gibt alle möglichen amüsanten Dinge, die wir mit Seife anstellen könnten.«
»Zweifellos.« Sie sah an ihm hinab. »Ich werde mal eine Jogginghose meines Vaters für dich holen. Die ganze Zeit immer in Jeans … oder nackt … rumzulaufen, das kann nicht allzu bequem sein.«
»Ich finde es sehr bequem, nackt zu sein.«
»Kann ja sein, aber es lenkt auch ganz schön ab.«
Er grinste. »Ich lenke dich ab?«
»Diese Frage werde ich nicht beantworten. Dein Ego braucht keine weiteren Streicheleinheiten.« Sie sah ihn mit erhobener Augenbraue an. »Und sag jetzt bloß nicht, dass du noch über etwas anderes verfügst, das ich streicheln könnte. Glaub mir, ich hatte genug mit Männern zu tun, ich kenne sämtliche Sprüche.«
Ein leises Rasseln drang aus seinem Brustkorb. »Ich bin aber nicht wie andere Männer.«
»Was du nicht sagst…«, murmelte sie, schon auf dem Weg in den Keller.
Reseph folgte ihr natürlich. Zum Glück zog er sich zuerst eine Jeans an. »Was ist denn das alles?«, fragte er, als er auf der untersten Stufe angekommen war.
»Das meiste hat meinen Eltern gehört. Und dann noch ein paar Dinge aus meiner Highschoolzeit.«
Er fuhr mit der Hand über einen staubigen Karton, auf dem TEPPICHE stand. »Warum behältst du das ganze Zeug?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Weiß nicht.«
Als er ein
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