Reseph
nach der Ziege suchen, aber er hatte vor allem vor, die Gegend nach mehr von diesen Mistviechern abzusuchen.
Er fand die Ziege etwas entfernt, wo sie zitternd unter einem Baum stand. Rasch untersuchte er das Tier, fühlte nach gebrochenen Knochen und blutenden Wunden, doch das Blut schien ausschließlich von seinen Kumpels in der Scheune zu stammen.
Die Ziege wehrte sich nicht, als er sie auf die Arme nahm und in die Scheune zurücktrug, wo Jillian ihr Bestes gab, um die überlebenden Tiere mit Leckerbissen und beruhigendem Streicheln zu beschwichtigen.
»Ihr scheint’s so weit gut zu gehen.« Er stellte das Tierchen in eine der leeren Boxen und kam gerade rechtzeitig wieder heraus, um zu sehen, wie sich der tote Dämon auf dem Boden zusammenkrümmte und verschwand. »Der Dämon ist weg.«
Jillians Kopf tauchte in Sams Box auf. »Weg?«
»Hat sich aufgelöst. Ich schätze, das erklärt, warum die Bevölkerung bis vor einem Jahr noch keine Ahnung hatte, dass Dämonen überhaupt existieren.«
»Keine Leichen, die man untersuchen könnte.« Sie verließ die Box des Pferdes und gesellte sich zu Reseph, legte ihm den Arm um die Taille. Er zog sie eng an sich. Er würde sie die ganze Nacht so halten, wenn sie das wollte. Ach, zur Hölle, er würde es so oder so tun. Die Begegnung mit dem Dämon hatte ihn bis ins Mark erschüttert. »Ich bin nur froh, dass du hier warst, Reseph. Ich glaube nicht, dass ich mit diesem … Ding … alleine fertiggeworden wäre.«
»Quatsch.« Er streichelte immer wieder ihren Arm auf und ab, sodass ihm ihr Erschauern nicht entging. »Du warst echt große Klasse mit der Kanone. Wie ein richtiger Gangster oder so. Ohne zu zögern.«
»Aber nur, weil es dich angegriffen hat. Wenn du nicht hier gewesen wärst –«
»Hey.« Er packte sie bei den Schultern und drehte sie zu sich um, sodass sie einander ansahen. »Du warst echt super und so mutig. Wenn ich nicht hier gewesen wäre, hättest du getan, was getan werden muss, um deine Tiere und dich zu beschützen. Kann ja sein, dass eines dieser Dinger dich angegriffen hat, aber es hat dich definitiv nicht fertiggemacht.«
Ihr Lächeln war zittrig. »Wie sagt man doch? Was dich nicht umbringt, macht dich stärker.«
»Richtig.«
Nur dass das eine Lüge war, oder vielleicht nicht? Viel zu oft war es doch so: Was dich nicht umbringt, kommt zurück, um den Job zu beenden. Er hatte keine Ahnung, woher er das wusste, und wollte es ehrlich gesagt auch gar nicht wissen. Die ganze Zeit über hatte er sich nach seinen Erinnerungen gesehnt, hatte im Internet gesucht, sich den Kopf zerbrochen – ja, er hatte sogar in den leeren Wald hinausgeschrien und um Hilfe gebettelt.
Jetzt fürchtete er, genau das zu bekommen, wonach er gesucht hatte.
»Du Miststück.« Reaver starrte Gethel aus dem
quantanum
an, einer Existenzebene, die für Menschen unsichtbar war, es aber einigen Wesen, zum Beispiel Engeln, erlaubte, mit beschleunigter Geschwindigkeit zu reisen. Er hatte Gethel unermüdlich gejagt, hatte Impulse ihrer Signatur verfolgt, die er spüren konnte, sobald sie die himmlische Energie anzapfte. Oh, sie war schlau gewesen, hatte sich immer nur kurz eingeklinkt und schwache Dosen getankt, aber Reaver war geduldig gewesen, da er wusste, dass sie irgendwann einmal für zu lange Zeit bleiben und sich ein wenig zu viel nehmen würde.
Heute hatte sie mit zwei Seelenschändern und einem kahlen gefallenen Engel in der Nähe eines Höllentors im nicaraguanischen Vulkan Masaya Hof gehalten. Und endlich hatte sie den Fehler begangen, auf den Reaver so sehnsüchtig wartete.
Sie wirbelte herum und feuerte einen massiven Ball aus Blitzen ab. Die prasselnde Kugel erfüllte den Tunnel und ließ Reaver keinen Fluchtweg. Wenn er sich davonblitzte, würde er sie verlieren.
Er erschuf einen Elementarschild, indem er sich Eigenschaften seiner Umgebung borgte. Das ihn umgebende Vulkangestein absorbierte die Wucht des Blitzes, doch seine Kraft schleuderte Reaver einige Meter weit durch den Tunnel, sodass er gegen eine Steinsäule krachte und auf dem Boden in sich zusammensackte.
Verdammt, das hatte wehgetan.
Gethels Kichern hallte von den Wänden wider. »Du kannst doch nicht wirklich glauben, du könntest mich ganz allein besiegen, Reaver.«
Reaver rappelte sich mühsam auf. »Ich muss dich nicht besiegen. Noch nicht. Ich muss dich lediglich davon abhalten, Reseph zu finden.«
Ihr Lächeln war eisig. »Die Zeit arbeitet für mich. Soweit ich höre, wird es
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