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Reseph

Reseph

Titel: Reseph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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nachzugrübeln, knallte Jillian den Deckel auf das Getreidefass, als sich die Scheunentür öffnete und er eintrat. Er trug Jeans und das blaue Hemd, das so gut zu seinen Augen passte. In der Hand hielt er eine dampfende Tasse.
    »Ich hab dir was zum Aufwärmen gebracht.« Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln. »Kochen kann ich nicht, aber ich kann einen verdammt guten heißen Kakao zubereiten.«
    »Es gehört ja auch nicht viel dazu, Wasser heiß zu machen und ein Päckchen aufzureißen.« Schon als die Worte ihren Mund verließen, bereute sie sie. Gott, sie hätte sich am liebsten selbst in den Hintern getreten, als sie den Schmerz in seinen Augen aufflackern sah. »Tut mir leid, Reseph, das hab ich nicht so gemeint.« Nein, was sie eigentlich gemeint hatte, war: »Hör auf, so wunderbar zu sein, weil ich anfange, mich in dich zu verlieben, und ich werde am Boden zerstört sein, wenn dein Gedächtnis wiederkehrt und du weggehst.«
    Er zuckte mit den Schultern und reichte ihr die Tasse, sodass sie sich noch niederträchtiger vorkam. »Stimmt doch.«
    Das köstliche Schokoladenaroma stieg ihr in die Nase und beruhigte sie. »Du wolltest nur nett sein und ich war ein undankbares Biest.«
    »Vielleicht hilft dies hier ja.« Er griff in die Tasche. »Das hab ich für dich gemacht.« Ganz sanft nahm er ihre Hand und legte eine geschnitzte Holzfigur hinein.
    Jillian starrte den winzigen Vogel an, dessen zarte Züge in den zierlichen Linien und Kurven perfekt wiedergegeben waren. Die Flügel, die er im Flug ausstreckte, waren so dünn und zerbrechlich, dass sie es kaum wagte, die Hand zu schließen.
    »Reseph, das ist wunderschön. Wie lange hast du denn dafür gebraucht?«
    Er zuckte lässig mit einer Schulter. »Ein paar Tage. Äh … vielleicht solltest du dein gutes Schälmesser mal wieder schleifen.«
    »Ich glaube, das krieg ich hin.« Sie strich mit dem Finger über den glatten Schnabel. »Warum ein Vogel?«
    Wieder ein Schulterzucken. »Vögel sind so frei, weißt du? Sie können gehen, wohin sie wollen und wann sie wollen. Sie können einfach ihre Flügel ausbreiten und losfliegen.«
    Natürlich fühlte sich Reseph von einem Tier angezogen, das nicht angebunden war. Sie fragte sich, ob er sich hier wie in einem Käfig fühlte. Nein, das musste sie sich gar nicht erst fragen, sie wusste es. Er war wie ein Panther im Zoo, der immer am Zaun auf- und ablief.
    Er ließ sich auf das Fass sinken, streckte die langen Beine vor sich aus und kreuzte die Füße, die in den neuen Stiefeln steckten. »Was ist los?«
    Sie zögerte. Vorsichtig stellte sie den kleinen Vogel auf einer Brüstung ab und nahm einen Schluck Kakao, um sich mehr Zeit zu verschaffen. Sie wusste nicht, wie sie es erklären sollte, zum Teil, weil sie nicht wusste, warum sie sich fühlte, wie sie sich fühlte.
    »Der Kakao ist gut«, murmelte sie. »Danke.«
    »Gern geschehen. Und du versuchst, Zeit zu schinden.«
    War ja klar, dass er sie durchschaute. Trotzdem nahm sie noch einen Schluck, vielleicht nur aus Trotz. Sie fühlte sich wohl immer noch ein wenig biestig.
    Schließlich umschloss sie die Tasse mit ihren kalten Händen und blickte auf den sich drehenden Schaum hinab. »Ich habe Angst, Reseph.« So. Sie hatte es gesagt. »Und ich hasse es, Angst zu haben. Das verstößt gegen alles, wofür ich je gelebt habe. Meine Eltern haben mich gelehrt, stark zu sein, und als Teenager war ich echt taff. Ich habe viel Sport gemacht und mir Jobs auf Farmen gesucht, anstatt in irgendwelchen Fast-Food-Läden zu arbeiten wie meine Freundinnen. Im College habe ich zugesehen, dass ich in allen Fächern die Beste war. Ich hab mich nie durch Angst von irgendetwas abhalten lassen.« Sie schluckte. »Aber jetzt hab ich Angst, und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.«
    »Das musst du auch nicht«, sagte er sanft. »Ich bin doch hier. Ich werde nicht zulassen, dass dir irgendein Dämon noch mal zu nahe kommt. Ich habe schon recherchiert, wie ich dein Grundstück dämonensicher machen kann, und ich schwöre dir, dass du in Sicherheit sein wirst.«
    Du meine Güte, er war wirklich zu gut, um wahr zu sein. »Das ist es gar nicht. Es sind nicht die Dämonen. Ich meine, sie sind schon gruselig, aber …« Sie verstummte. Der heiße Kakao in ihrem Magen schien zu gerinnen.
    »Aber was?«
    »Du bist es«, flüsterte sie. »Ich weiß, du musst rausfinden, wer du bist, aber ein kleiner Teil von mir hat genau davor Angst. Ich weiß, das ist schrecklich selbstsüchtig von

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