Reseph
Vorhersehbarste an ihm. Es zeigte immer an, dass er etwas komplett Unvorhersehbares tun würde.
Und noch ehe sie an ihren Tisch zurückgekehrt war, wusste sie, dass natürlich etwas vorgefallen war. Die Tatsache, dass Reseph nicht mehr da war, war der erste Hinweis. Der zweite Hinweis war, dass die Musik aufgehört hatte. Der dritte, dass alle Anwesenden, einschließlich Trey, dessen Miene puren rotgesichtigen Hass zeigte, auf die Bühne starrten.
Auch wenn sie sich beinahe davor fürchtete, hinzusehen, drehte sich Jillian auf ihrem Sitz herum. Es verschlug ihr den Atem, als sie Reseph hinter dem Mikrofon stehen sah. Sein leuchtender Blick brannte fast ein Loch durch sie hindurch. Sein Lächeln ließ ihr Herz stillstehen. Nein … er würde doch nicht … oder doch?
Reseph zog das Mikrofon an die Lippen, und einfach so wurde George Straits
I Cross My Heart
zu Jillians Lieblingssong. Reseph konnte
singen
. Und er sang es für sie. Sein Blick verließ nicht eine Sekunde lang ihr Gesicht.
Als er endete, brach die ganze Bar in Applaus aus, der erst endete, als Reseph mit Alan Jacksons
It’s Five O’Clock Somewhere
begann. Die Leute stürmten die Tanzfläche, wo sie auch blieben, als Reseph eine unglaublich starke Version von Big and Richs
Save a Horse, Ride a Cowboy
zum Besten gab.
Als die letzte Note verklang, brach die Menge erneut in Jubel aus. Jillian, der die Atemluft dazu fehlte, war von Resephs Auftritt so verzaubert, dass sie sich nicht einmal mehr daran erinnern konnte, aufgestanden zu sein. Und als Resephs Blick sich in ihren bohrte, als er behände von der Bühne sprang, ging sie ihm entgegen. Die Leute auf der Tanzfläche machten Platz, um ihn durchzulassen, und er schlich wie ein Raubtier auf Beutefang durch die Menge hindurch.
Sie hielt die Luft an, als er näher kam, und als er nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt war und seine Hitze ihre Haut versengte, packte er sie um die Taille, zog sie an seinen harten Körper und beugte seinen Kopf zu ihrem Ohr hinunter.
»Konnte ich dich damit von Trey ablenken?«
»Trey – wer ist das?«, hauchte sie. »Gott, du warst unglaublich da oben.« Sie war nie in ihrem Leben der Typ Frau gewesen, der für Musiker schwärmte, aber soeben war aus ihr Resephs Groupie geworden. »Ride a Cowboy? Na, dann mal los.«
Seine Zähne knabberten an ihrem Ohrläppchen. »Nach Hause«, sagte er barsch. »Ich muss dich haben. Sofort.«
Sie erschauerte bei seinen Worten, bei dem erotischen Unterton. Und angesichts des nackten rauen Verlangens, sie zu besitzen. Sie hätte ihm sagen können, dass sie ihm längst mit Haut und Haaren gehörte, aber sie hatte nicht vor, ihm den Spaß zu verderben. Oder sich selbst.
»Meinst du, wir schaffen es noch bis nach Hause?«, fragte sie genauso barsch. »In meinem Truck ist eine Menge Platz.«
Sie hätte schwören können, Flammen in seinen Augen lodern zu sehen, die rasch wieder verloschen. »Ein andermal. Ich will es richtig machen.«
Okay. Sie verschwendete keine Zeit, schnappte sich rasch ihre Jacke und bezahlte. Reseph wartete an der Tür, doch seine Augen verließen sie nicht eine Sekunde lang, und als sie auf ihn zuging, wurde sein Blick mit jedem Schritt hitziger. Nur so aus Spaß verlangsamte sie ihre Schritte, und sogar mehrere Schritte entfernt und bei der lauten Musik hörte sie sein ungeduldiges Knurren.
Schweiß erblühte auf ihrer Haut, und ihr Blut raste durch ihre Adern – das allein reichte ihr schon. Sie war noch nie zuvor so bereit fürs Bett gewesen. Als sie ihn erreichte, schob er sie sehr behutsam gegen die Wand und küsste sie, ein strafender, sinnlicher Kuss, der vermutlich nicht länger als fünf Sekunden dauerte, in ihr aber ein Schwindelgefühl, rasendes Verlangen und ein derartiges Feuer auslöste, dass sich die sicherlich mindestens minus zehn Grad kalte Nachtluft nicht annähernd kalt genug anfühlte, als sie hinaustraten.
Und überhaupt – warum hatte sie eigentlich so weit weg geparkt?
Sie sah zu Reseph auf, der neben ihr ging, was ein großer Fehler war. Die Art, wie er sie ansah, entfachte in ihr den Wunsch, sich auf der Stelle hier mitten auf dem Parkplatz in den Schnee fallen zu lassen und es gleich hier zu tun.
»Hey, Arschloch!«
Jillian stöhnte, als sie Treys Ruf hörte. Als sie sich umdrehten, bildeten Trey und fünf seiner Lakaien einen Halbkreis um sie herum.
»Du mieser Angeber«, sagte Trey. »Du glaubst, du kannst in meine Stadt kommen und mich wie einen Idioten aussehen
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