Reseph
Limos und Thanatos eingetippt hatte. Als sie die Namen einzeln eingegeben hatte, hatte sie jede Menge Hinweise auf mythologische Dinge erhalten. Aber zusammengenommen, hatte sie einen überaus interessanten Verweis gefunden.
Die vier apokalyptischen Reiter.
Diese Entdeckung hatte sie dermaßen überwältigt, dass sie einfach nur dagesessen und den Bildschirm angestarrt hatte, bis sie irgendwann auf der Tastatur eingeschlafen war. Sie brauchte unbedingt zuverlässige Antworten, die einen Sinn ergaben, darum hatte sie schließlich eine Behörde angerufen, die heutzutage allgegenwärtig zu sein schien.
Die Aegis.
Am nächsten Tag klopften sie an ihre Tür. Fünf Minuten später bereute sie ihren Anruf.
Zwei Männer, die sich als Lance und Juan, Repräsentanten der Aegis, vorgestellt hatten, hatten ihr eine Menge Fragen zu Reseph und seinem gegenwärtigen Aufenthaltsort gestellt.
Wo haben Sie ihn gefunden?
In einer Schneewehe.
Er hat gesagt, sein Name sei Reseph?
Ja.
Hat er Ihnen gesagt, wer er ist?
Er wusste nicht, wer er ist. Er hatte eine Amnesie.
Dann kamen die privateren Fragen, auf die Jillian gereizt reagierte.
Waren Sie mit ihm intim?
Das geht Sie nichts an.
Hat er über seine Brüder und seine Schwester gesprochen?
Haben Sie gerade nicht zugehört? Er hatte eine Amnesie.
Wo ist er jetzt?
Ich weiß es nicht.
Wie können Sie das nicht wissen?
Weil er sich einfach so in Luft aufgelöst hat, Sie Blödmann.
Sie hatte versucht, selbst ebenfalls Fragen zu stellen, beispielsweise, warum sie sich überhaupt für Reseph interessierten und wer er wirklich war, aber die Männer hatten sich geweigert, ihr zu antworten. Als sie endlich gingen, war ihr ganz schwindlig, und sie war stinksauer. Sie hätte eine Freundin gebraucht, mit der sie reden konnte – nicht dass sie wusste, was sie hätte sagen sollen –, aber Stacey war vor einer Woche zur Hochzeit ihres Bruders nach Arizona gefahren und würde nicht vor morgen zurückkommen.
Verdammt. Sie hielt den kleinen Vogel in der Hand, den Reseph geschnitzt hatte, und starrte ihn an, als ob er sich jeden Moment in eine Brieftaube verwandeln und Reseph eine Nachricht bringen könnte. Vielleicht sollte sie ihn zu einem Medium bringen, um zu sehen, ob so jemand Resephs Schwingungen lesen und ihnen irgendwelche Informationen entnehmen konnte.
Du liebe Güte, jetzt war sie wirklich bald reif fürs Irrenhaus. Sie wünschte sich so verzweifelt, ihn zu finden, dass sie tatsächlich in Erwägung zog, zu einem Hellseher zu gehen. Sie hatte sogar schon ein- bis zwölfmal das Telefonbuch durchgeblättert, aber wie es aussah, annoncierten Hellseher nicht in den Gelben Seiten ihrer Stadt.
Als es an der Tür klopfte, erschreckte sie sich fast zu Tode. Sie betete darum, dass es nicht schon wieder diese Aegis-Typen waren. Hastig schnappte sie sich das Telefon und spähte aus dem Fenster. Kein Auto.
Mit pochendem Herzen bei dem Gedanken, es könne vielleicht Reseph da draußen stehen – nachdem er aus dem Nichts auf ihrer Veranda aufgetaucht war –, öffnete sie die Tür, um gleich darauf nach Luft zu schnappen. Vor ihr stand die Frau, die dabei geholfen hatte, Reseph fortzubringen. In ihrem Sommerkleid in leuchtendem Grün und Gelb wirkte sie dort ziemlich fehl am Platz.
Jillian nahm sich nicht mal die Zeit, Hallo zu sagen. »Wo ist Reseph? Was habt ihr mit ihm gemacht?«
»Ganz ruhig. Ich bin seinetwegen hier.« Limos kam hereinspaziert, als ob sie hier zu Hause wäre. Ihre Flipflops klatschten auf den Holzfußboden.
»Oh bitte«, murmelte Jillian. »Komm doch rein.«
»Danke«, erwiderte Limos strahlend. Sie betrachtete das Zimmer einige Sekunden lang, ehe sie sich zu Jillian umwandte. »Ziemlich kleines Haus. Von außen sieht es größer aus.«
»Abgesehen von unerwünschter Kritik, was machst du hier?«
Limos sah auf ihre leuchtend grünen Nägel hinab. »Reseph und du – hattet ihr eine Beziehung?«
Komische Frage. »Äh … ja.«
»Ging’s dabei nur um Sex?«
»Wie bitte? Das geht dich nun wirklich nichts an.« Was war nur mit diesen Leuten los, dass alle immerfort wissen wollten, wie nahe Reseph und sie einander gestanden hatten?
Limos’ dunkle Augenbrauen schossen in die Höhe, als ob Jillians Widerstand sie überraschte. »Irgendwie schon. Ich meine, ich will ja nicht all die schmutzigen Details wissen, weil, also … eklig. Aber wir brauchen deine Hilfe, darum muss ich wissen, wie nahe ihr euch gestanden habt. Hast du dich in ihn verliebt?«
»Hör mal, das
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