Reseph
du mich also überzeugen, mit dir zu kommen?«
»Tut mir leid. Ich sollte vermutlich noch an meinen Überredungskünsten arbeiten.« Limos stützte ihre Ellbogen auf die Knie und beugte sich näher zu Jillian, jetzt wieder ganz ernst. »Also … wirst du uns helfen?«
»Wohin …« Jillian tat einen Stoßseufzer. »Wohin werden wir gehen? Ähm … in die Hölle?«
»Griechenland. Vertrau mir, keiner von uns lebt an einem gruseligen Ort. Na ja, Reseph früher schon, aber seine Höhle ist zerstört worden.«
Höhle?
Er hatte sich in ihrem Haus eingesperrt gefühlt, und dabei hatte er mal in einer Höhle gelebt? »Okay. Ich mach’s. Bring mich zu ihm. Beam mich rauf oder was auch immer du tun musst.«
Limos sprang auf. »Du hältst dich echt gut. Du hättest mal sehen sollen, wie Ares’ Frau reagiert hat, als sie zum ersten Mal mit unserer Welt und dem, was wir sind, Bekanntschaft gemacht hat.«
Na ja, immerhin hatte Jillian schon eine schmerzhafte Einführung in die Welt des Übernatürlichen erhalten, als sie auf dem Parkplatz des Flughafens von Dämonen angegriffen worden war. Reseph mochte ein apokalyptischer Reiter sein, aber im Vergleich zu denen war er ein Kätzchen. Urplötzlich fiel ihr die Schlägerei vor der Bar und der Kampf gegen den Dämon in der Scheune wieder ein, und sie revidierte diesen letzten Gedanken. Kein Kätzchen – ein Löwe.
Sie folgte Limos nach draußen. »Ares ist also mit einem Menschen verheiratet?«
Limos nickte. »Cara. Sie ist so eine Art Höllenhundflüsterin.«
Jillian blieb so abrupt stehen, dass sie auf der vereisten Veranda ausrutschte und gestürzt wäre, wenn Limos sie nicht blitzschnell festgehalten und wieder hochgezogen hätte.
»Höllenhunde?«, fragte Jillian heiser. »D-Dämonen?«
»Äh … ja.« Limos nahm Jillians Arm und zog sie von der Veranda herunter. »Komm jetzt. Das Höllentor wartet.«
Durch das Höllentor zu reisen war eine äußerst nervenaufreibende Erfahrung, vor allem als Limos erwähnte, dass es nur den Reitern erlaubt war, einen Menschen mit sich durch ein ortsungebundenes Tor zu nehmen, der bei Bewusstsein war, ohne dass dieser am anderen Ende tot herauskam.
Sie trat zusammen mit Limos heraus und fand sich unweit einer riesigen Villa im griechischen Stil in einem Kreis wieder, der durch kleine Flaggen markiert war. Zwischen hohen Säulen, die ebenfalls griechisch wirkten, und schneeweißen Statuen griechischer Götter wuchsen Olivenbäume.
»Ich nehme an, wir sind in Griechenland?«
Oh, Jillian, du bist echt eine Schnellmerkerin, das kann man nicht anders sagen.
»Richtig.«
»Warum sind da überall diese kleinen Flaggen?«
»Die markieren den vorgesehenen Landeort des Höllentors. Wir haben die auf unseren Grundstücken alle markiert, damit die Leute Bescheid wissen und diesen Abschnitt nicht betreten. Denn wenn sich so ein Tor öffnet, schneidet es jedes Lebewesen, das es berührt, einfach durch.«
Jillian stolperte. Dann gleich noch einmal – Limos musste sie für betrunken halten –, als ihr auffiel, dass sich eine Menge Leute … keine Menschen … um die Villa versammelt hatten.
»Ähm …«
Limos begann mit einer geringschätzigen Geste auf die Menge zuzugehen. »Mach dir wegen der Frauen keine Sorgen. Die sind wegen Reseph hier.«
Frauen? Diese ganzen Kreaturen waren
Frauen
? Bei einigen war es wirklich schwer zu erkennen. »Was … was sind sie?«
Bitte sag jetzt nicht Dämonen, bitte sag jetzt nicht Dämonen …
»Dämonen.«
Jillians Kehle fühlte sich plötzlich wie zugeschnürt an, sodass sie tatsächlich die Hände an den Hals hob, um die Schlinge zu lockern, die sich darum gelegt zu haben schien.
Dämonen. Heilige Scheiße, Dämonen.
»Hey.« Limos’ Stimme durchdrang die Panik, die Jillians Ohren auf einmal mit einem lauten Summen erfüllte. »Sie werden dir nichts antun. Ich versprech’s. Jillian? Bleib bei mir. Reseph braucht dich.«
Jillian schloss ganz fest die Augen. Als sie die Welt jenseits ihrer Lider ausgeschlossen hatte, konnte sie sich Resephs Lächeln vorstellen, die Art, wie er die Zähne zusammenbiss, wenn sie sich liebten, und sie konnte ihn hören, als er ihr sagte, wie stark sie sei. Er hatte sie in die Welt zurückgebracht, vor der sie sich versteckt hatte, und hatte ihr ein wertvolles Geschenk gemacht. Sie würde dasselbe für ihn tun. Irgendwie würde sie das hier überleben, und sie würde ihm helfen.
Sie öffnete die Augen wieder, achtete aber darauf, den Blick nicht von Limos
Weitere Kostenlose Bücher