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Reseph

Reseph

Titel: Reseph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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wie er für ratsam hielt, sodass sie nicht zu ihrer Verteidigung zuschlagen konnte, sei es körperlich oder mit Worten. Sie ertrug Freundlichkeit nicht allzu gut.
    »Dies ist Reseph«, rief er ihr ins Gedächtnis zurück. »Nicht Pestilence.«
    »Ist mir egal!«, schrie sie. »Ich will, dass er an Haken aufgehängt und gehäutet wird. Ich will, dass er kastriert und vergewaltigt und das ganze nächste Jahrhundert lang gefoltert wird.«
    »Hör mir zu, Harvester.« Er achtete darauf, mit leiser, beruhigender Stimme zu sprechen, obwohl es nicht allzu viel zu nützen schien. »Du bist seine Wache. Du darfst ihn hassen, aber du darfst nichts tun, was ihm schaden könnte. Reiß dich zusammen oder sie entheben dich deines Amtes. Ist es das, was du willst?«
    »Ist es nicht das, was du willst?«, fauchte sie. »Du freust dich doch schon darauf, mich endlich los zu sein.«
    »Du bist vielleicht nicht die Person, die mir auf dieser Welt am liebsten ist, aber ich habe lieber mit dir zu tun als mit einem Ersatz.« Ein Ersatz könnte immer noch schlimmer sein.
    »Du hast es wohl lieber mit dem Feind zu tun, den du kennst, richtig?« Harvester lächelte. Nur ein wenig, aber es war besser als das Knurren.
    »Richtig.«
    Als sie ihm in die Augen sah, sog er scharf die Luft ein; die nackte Emotion in ihrem Blick brachte ihn vollkommen aus dem Gleichgewicht. Er hatte in ihr schon früher eine Verletzlichkeit wahrgenommen, insbesondere, als er dazugekommen war, als Gethel sie gefoltert hatte, und jetzt, als sie geweint hatte. Aber das hier war etwas anderes. Das hier war kein Schmerz. Es war … Dankbarkeit? Zuneigung? Was zur Hölle war das?
    Als sie einander in die Augen blickten, regte sich ein unangenehmes Gefühl in seiner Brust, und die Insel um sie herum verschwand. Im Hintergrund hörte er die Wellen, die an den Strand schlugen, aber es fühlte sich an, als ob er es wäre, gegen den sie donnerten. Ein überaus seltsames zärtliches Gefühl breitete sich in ihm aus.
    Er räusperte sich, da seine Kehle auf einmal ganz trocken war. »Hör mal, ähm … wenn du im Moment nicht imstande bist, bei Reseph zu helfen, würde das jeder verstehen –«
    Harvester explodierte förmlich. Als sie aufsprang, war die Wut in ihr Gesicht zurückgekehrt, nur dass sie sich diesmal gegen Reaver richtete. Na ja, das hatte man halt davon, wenn man zu einem gefallenen Engel mit dunklem Herzen freundlich war.
    »Verstehen? Von jemandem wie dir brauche ich kein Verständnis. Wofür hältst du mich eigentlich? Ein schwaches Opfer? Fick dich, du arrogantes Arschloch!« Mit diesen Worten stürmte sie zurück in die Villa. Reaver blieb allein zurück und versuchte, sich von diesem Peitschenhieb zu erholen.
    Wovon er sich vermutlich nicht erholen würde, waren die Gefühle, die sie in ihm ausgelöst hatte. Er hatte sich nicht in sie verliebt oder irgend so ein Quatsch. Was er gefühlt hatte, war eher ein Echo gewesen, als ob Harvester und er früher schon einmal einen Augenblick der gegenseitigen Zuneigung geteilt hätten.
    Er zerbrach sich den Kopf, fragte sich, ob die Zeit, die er als ihr Gefangener verbracht hatte, sein Gehirn von süchtig machendem Markwein getränkt, etwas mit diesem Déjà-vu zu tun hatte. Ihm fiel nichts Spezifisches ein, aber schließlich hatte er die meiste Zeit im Delirium gelegen.
    Trotzdem, das musste es sein. Denn er hatte sie mit Gewissheit niemals im Leben je gemocht. Und selbst wenn, dann spielte das keine Rolle. Weil er sie eines Tages töten würde.

21
    Die Hölle bestand aus niemals endender Pein. Sie war ein Nebel, der die Farbe von Blut hatte. Ein paar scharfe Klauen, die sich tief ins Gehirn gruben und es zerfetzten. Bei jeder Bewegung der Klauen stieg eine neue Erinnerung auf, und bei jeder neuen Erinnerung schrie Reseph.
    Manchmal hörten die Klauen auf zu wühlen und brachten stattdessen Erinnerungen hervor, die er schon einmal durchgemacht hatte, die aber so interessant zu sein schienen, dass er sie immer wieder durchlebte. Damit verbunden waren immerwährende Reue und Schmerz.
    Die Dinge, die er als Pestilence getan hatte, sprangen mit wahnsinnig machendem Gekreische in seinem Kopf herum und füllten sein Sichtfeld so vollständig aus, dass er seine Umgebung oder seine Geschwister, die ab und zu nach ihm sahen, kaum wahrnahm. Reseph war sich nicht einmal sicher, warum sie überhaupt kamen. Limos versuchte, ihn mit feuchten, warmen Tüchern zu säubern, und Ares bemühte sich, ihn dazu zu bewegen, etwas zu essen,

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