Reseph
darum hat unsere Wache, ein Engel namens Reaver, sein Gedächtnis gelöscht und ihn hierhergeschickt, damit er wieder gesund werden konnte.«
Okay, so langsam kapierte sie, was los war. Jillian sank auf die Couch, da ihre Beine nicht länger imstande waren, nicht nur das Gewicht ihres Körpers, sondern all dessen zu tragen, was sie gerade gehört hatte. »Das ist unglaublich.«
»Glaub es ruhig.« Limos ließ sich ihr gegenüber auf den Couchtisch fallen. »Wie’s aussieht, ist alles ganz gut gelaufen, bis Resephs Name den falschen Leuten zu Ohren gekommen ist. Wir mussten ihn holen, ehe ihn jemand fand, der ihn wieder auf die böse Seite ziehen will, oder bevor die Aegis auftauchte.«
»Die Aegis«, murmelte Jillian. Sie erkannte ihre eigene Stimme nicht mehr. »Die sind hier gewesen.«
»Natürlich sind sie das. Sie wollen ihn einsperren.«
»Warum?«
»Weil sie extremistische Arschlöcher sind«, fauchte Limos. »Sie lassen nicht mit sich reden und ziehen es vor, alles zu vernichten, was sie nicht verstehen.«
Jillian wäre am liebsten aufgesprungen, als ob sie jeden angreifen könnte, der Reseph bedrohte. »Sie könnten ihn vernichten?«
»Nein, aber sie glauben, dass sie Tod und Zerstörung und den ganzen Mist verhindern könnten, wenn sie ihn oder vorzugsweise uns alle einsperren.«
»Ist das denn wahr?«
Limos zögerte, und Jillian hörte ihren eigenen Puls in ihren Ohren pochen. »Kann schon sein, in Resephs Fall. Pestilence könnte extrem gefährlich werden, sollte er zurückkehren. Darum bin ich auch hier. Jetzt, wo Reseph sein Gedächtnis wiederhat, erinnert er sich an den ganzen Scheiß, den er angestellt hat. Und das macht ihn verrückt. Er verletzt sich selbst. Und das macht ihn Pestilence gegenüber schwach und angreifbar. Wir müssen Reseph zurückholen, aber wir dringen einfach nicht zu ihm durch. Darum hatten wir gehofft, du könntest uns helfen.«
Von der schieren Masse an Informationen, die sie soeben gehört hatte, überwältigt, legte Jillian die Arme um ihren Körper, als ob sie sie auf diese Weise in Schach halten und es ihr helfen könnte, in dem Ganzen einen Sinn zu erkennen.
»Ich weiß gar nicht, was ich tun
kann
. Ich bin doch nur … ein Mensch.« Ein verängstigter Mensch, der sich in eine biblische Legende verliebt hatte. Bei dem Gedanken begann sie fast zu hyperventilieren.
»Rede mit ihm. Sei einfach bei ihm. Ich weiß auch nicht. Keiner von uns kann das. Das ist für uns alle unbekanntes Terrain. Aber als mein Mann in seinem eigenen Kopf gefangen war, nachdem er in der Hölle gefoltert worden war, war ich die Einzige, die ihn da rausholen konnte.«
»Dein Mann wurde … gefoltert? In der Hölle?
Der
Hölle
?«
»Wir nennen sie Sheoul, aber ja. Arik war einen ganzen Monat dort. Und er hat es ihnen allen gezeigt.« Limos grinste. Ihre Miene zeigte offen ihren Stolz. »Du hast ihn gesehen, als er mit Kynan hier war.«
Die beiden Männer waren ihr selbstbewusst, effizient und ein bisschen … Furcht einflößend vorgekommen. Jetzt fragte sie sich, wie Furcht einflößend Arik wirklich war, wenn er einen Monat in der Hölle überlebt hatte.
Jillian schloss die Augen und holte tief Luft, in der Hoffnung auf ein bisschen Zeit, um all das sacken zu lassen. Aber wenn Reseph Schmerzen litt, dann blieb ihr keine Zeit. Sie musste ihm helfen.
»Alles klar mit dir?«
Jillian hob die Lider. »Nein.« Ganz und gar nicht. Sie fühlte sich, als ob sie am Rande der Hysterie balancierte. Es fehlte nur noch eine einzige Enthüllung von Limos, und Jillian würde abstürzen. Sie musterte den weiblichen Reiter, auf der Suche nach einem Anker in der Realität, aber sogar ihre Frisur schien allem zu widersprechen, was sie behauptete. Wer sie gewesen war, als sie auf ihrem Hengst-Dingsbums gesessen hatte, gepanzert und bewaffnet wie ein Krieger aus … ja, aus uralten Legenden. »Warum trägst du eine Blume im Haar?«
»Was denn – passt das etwa nicht zu einem apokalyptischen Reiter?«
»Es ist nicht das, was ich erwartet hätte.«
Limos stieß ein Schnauben aus. »Das ist eine Gift spuckende Iris, die bei der leisesten Berührung dein Fleisch auflöst.«
Jillian wich zurück. »Ernsthaft?«
»Nein.« Limos grinste. »Ich mag einfach hübsche Blumen. Ich könnte dir dein Fleisch aber selbst von den Knochen schälen. Ich bin echt gut mit einem Messer.«
Das Fleisch von den Knochen schälen? Oh Gott.
Jetzt begann sie so langsam zu erfassen, dass dies alles Realität war. »So willst
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