Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen

wissen. „Luft oder Boden? Wie weit ist Ihr Transporter entfernt?“
    „Wir kamen mit dem Hubschrauber, aber … es gab eine Fehlfunktion“, antwortete sie. „Was Sie allerdings nichts angeht. Legen Sie die Handschelle wieder an. Mein Team wartet draußen.“
    Billy senkte langsam die Hände. „Wie weit sind sie weg? Sind Sie sicher, dass sie noch da sind?“
    Das Mädchen setzte eine verdrossene Miene auf. „Das ist hier kein Quiz, Lieutenant. Ich bringe Sie hier raus. Drehen Sie sich um, mit dem Gesicht zur Wand.“
    „Nein.“ Billy verschränkte die Arme. „Erschießen Sie mich meinetwegen, aber ich werde weder meine Waffe hergeben, noch lasse ich zu, dass Sie mir Handschellen anlegen.“
    Ihre Wangen röteten sich. „Sie werden tun, was ich sage, sonst –“
    Fenster barsten – im Obergeschoss des Waggons. Billy und Rebecca schauten beide nach oben, dann einander an. Ein paar Sekunden später hörten sie über ihren Köpfen etwas, das wie schwere Schritte klang, langsam und gleichmäßig … und dann nichts mehr.
    „Speiseabteil“, sagte Billy. „Und vor ein paar Minuten war es noch leer.“
    Rebecca musterte ihn einen Moment lang, dann senkte sie ihre Pistole leicht. Sie trat an den Fuß der Treppe, sah nach oben, einen entschlossenen Ausdruck auf ihrem jugendlichen Gesicht. „Warten Sie hier“, sagte sie. „Ich seh mal nach.“
    Billy hätte fast gelächelt. Er war sieben Jahre lang bei den Special Forces gewesen und hatte wahrscheinlich zu schießen gelernt, noch bevor sie mit der Grundschule fertig gewesen war – und sie wollte ihn beschützen?
    „Ich dachte, Sie trauen mir nicht“, sagte er. „Was sollte mich daran hindern, aus einem Fenster zu klettern und zu fliehen?“
    Sie lächelte, ein kleines, kaltes Verziehen der Lippen. „Es ist gefährlich, schon vergessen? Alleine schaffen Sie es nicht.“
    Bevor er etwas gleichermaßen Forsches erwidern konnte, hatte sie sich umgedreht und stieg die Treppe hoch, offenbar entschlossen, ihm zu beweisen, dass sie eine kompetente Autoritätsperson war. Dummes Ding … Er wusste, dass er ihr wohl besser folgen sollte, um zu verhindern, dass sie sehenden Auges in den Tod lief, aber er wollte kurz nachdenken. Er registrierte, wie sie das obere Ende der Treppe erreichte und um eine Ecke verschwand, ohne noch einmal zurückzublicken.
    Wie es in dem Lied heißt: Should I stay or should I go?
    Rebecca wollte ihn festnehmen, aber das hieß auch, dass sie ihn am Leben lassen musste. Und sie brauchte seine Hilfe, das stand außer Frage. Sie war zu unerfahren, um allein hier draußen zu sein.
    Und wer hat dich zu ihrem persönlichen Retter ernannt? Wann begreifst du es endlich? Du gehörst nicht mehr zu den Guten, ist dir das immer noch nicht klar?
    Dennoch kam es nicht in Frage, dass er sich davonstahl, aber er war nicht mehr ganz so sicher, was seine Chancen anging. Wenn er noch mehr Beweise gebraucht hatte, dass es in diesen Wäldern gefährlich war, dann enthielt das kleine Tagebuch des Mannes, der ihn angegriffen hatte, mehr als genug davon. Er zog es aus der Tasche und blätterte zu den letzten Einträgen vor, die ihm ins Auge gefallen waren.
    14. Juli
    Heute hörten wir vom Arklay-Labor … und nächste Woche schicken sie uns hin, damit wir uns die Sache ansehen. Ein paar von den anderen machen sich Sorgen wegen der Umstände, darüber, was noch übrig sein mag, aber wie der Chef sagt: Jemand muss sich einen ersten Überblick verschaffen. Und das sind eben wir …
    Der Schreiber erzählte dann noch von seiner Freundin, die sauer sein würde, weil er verreisen musste. Billy blätterte weiter und suchte, was er zuvor schon gelesen hatte.
    16. Juli
    Es gibt immer noch eine Menge, was wir über die Reaktionen auf das T-Virus nicht wissen. Abhängig von der Spezies und dem Umfeld bewirken schon geringste Dosen von T beachtliche Veränderungen in Größe, aggressivem Verhalten und Gehirnentwicklung … bei Tieren jedenfalls. Nichts ist immun dagegen. Bis die Auswirkungen sich besser kontrollieren lassen, spielt die Firma mit dem Feuer.
    Billy blätterte um.
    19. Juli
    Endlich naht der Tag … Ich bin nervöser, als ich gedacht hätte. Die Zeitungen und Fernsehsender von Raccoon City haben von bizarren Morden in den Außenbezirken berichtet. Das kann nicht das Virus sein. Oder? Aber damit kann ich mich jetzt nicht beschäftigen. Ich muss mich auf die Untersuchung konzentrieren und dafür sorgen, dass alles glatt geht.
    Veränderungen in Größe,