Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
sichtbar im Mondlicht, das zum offenen Fenster hereinfloss. Jill kam als Erste oben an. Mit einer Berührung lenkte Rebecca sie in Barrys Richtung. Chris folgte gleich dahinter.
Bamm! Bamm!
In der Dunkelheit, die über der Treppe lag, blitzte das grelle Mündungsfeuer von Davids Neunmillimeter, dann stand er auf einmal vor ihr, materialisierte aus den Schatten wie ein Geist.
„Hier lang …“
Rebecca drehte sich um und rannte mit David an ihrer Seite auf das Fenster zu. Jill war schon draußen, Chris halb. Barry hielt ihn an einer Hand gepackt, während Chris um sein Gleichgewicht kämpfte.
Lieber Gott, mach, dass da unten eine Matratze liegt – oder wenigstens ein Laubberg …
Dem Krachen, mit dem die Vordertür vollends weg gesprengt wurde, folgten schwere Schritte und gedämpfte Männerstimmen in wütendem Befehlston. Chris verschwand durch das Fenster, und dann fasste Barry nach Rebecca. Sein Mund war ein grimmig gezogener Strich. Sie rammte ihre Pistole ins Holster und trat ans Fenster.
Mit Barrys stützender Hand auf ihrem Rücken kletterte Rebecca auf das Fensterbrett und schaute nach unten. Nahe der Hauswand befanden sich Hecken, üppig wuchernd, ausladend – aber furchtbar tief unter ihr. Sie erhaschte einen Blick auf Jill, die auf dem Rasen stand und ihre Waffe in Richtung der Hausfront gerichtet hielt, während Chris mit angespanntem Gesicht zu ihnen herauf spähte.
Denk nicht drüber nach, spring einfach!
Rebecca rutschte zum Fenster hinaus. Barrys kräftige Finger fanden ihre Hand. Ihre Schulter knackte, als ihr Gewicht seinen Tribut forderte. Barry lehnte sich heraus, damit sie nur noch eine möglichst geringe Strecke vom Boden trennte. Ihr Körper pendelte frei in der Luft.
Dann ließ Barry los, und ehe sich echte Furcht entwickeln konnte, landete Rebecca bereits in den Sträuchern. Zweige und Äste zerkratzten ihre nackten Beine. Die Schmerzen waren erträglich. Und dann half Chris ihr heraus. Scheinbar mühelos zog er sie aus den ineinander verflochtenen Hecken.
„Übernimm du die Rückseite“, empfing er sie und wandte seine Aufmerksamkeit bereits wieder dem Fenster zu.
Während sie über den Rasen in die Schatten des Gartens hineinlief, zog Rebecca ihren Revolver. Links von ihr befand sich, einen Steinwurf entfernt, eine dunkle Baumreihe. Nichts rührte sich dort.
Beeilung, Beeilung …
Im Haus ertönte das trockene Knattern von Schüssen und in den Büschen rechts von ihr landete hörbar ein Körper. Rebecca drehte sich nicht danach um, sondern konzentrierte sich ganz auf die ihr zugewiesene Aufgabe.
Eine Bewegung an der Hausecke … Rebecca zögerte nicht, jagte zwei Kugeln ins tiefe Dunkel. Barrys .38er ruckte in ihren Händen. Die Gestalt sank zusammen und fiel vornüber. Gerade nah genug, um Rebecca erkennen zu lassen, dass sie einen Mann getroffen hatte, der ein Gewehr umklammert hielt – und dass er nicht wieder aufstehen würde.
Ich habe noch nie jemanden erschossen …
„Vorwärts!“ , rief Chris. Rebecca wandte den Kopf. Sie sah, wie Barry aus den Büschen kletterte und ihr entgegenstolperte. Am Fenster erklang ein Schrei, gefolgt von einer Salve aus einem Schnellfeuergewehr. Rebecca spürte regelrecht, wie die Kugeln dicht bei ihren Füßen in den Boden hackten und Batzen aus der Grasnarbe rissen. Erde prasselte gegen ihre Beine.
Verdammt!
David und Jill erwiderten das Feuer, während sie und Chris, er an der Spitze, auf die Bäume zurannten. Der Schütze ging entweder in Deckung, oder er war getroffen – das dumpfe Rattern des Gewehrs jedenfalls verstummte. Als sie in die ersten Ausläufer der Baumschatten eintauchten, erklang das Heulen näher kommender Sirenen – dicht gefolgt von Rufen und hastigen Schritten auf der Veranda vor Barrys Haus. Sekunden später quietschten Reifen.
Rebecca stolperte durch das verfilzte Unterholz, schlängelte sich zwischen eng beieinander stehenden, knorrigen Stämmen hindurch und versuchte, die anderen nicht aus den Augen zu verlieren. Der Revolver fühlte sich viel schwerer an als sonst. Schuld war ihre schwitzige Hand. Außerdem schien ihr ganzer Körper zu pochen, ihre Beine zitterten, ihr Atem floh. Alles war so schnell gegangen. Sie hatte gewusst, dass sie in Gefahr waren, dass Umbrella sie aus dem Weg räumen wollte – aber etwas zu wissen, war nicht dasselbe, wie es wirklich zu erleben – mitzuerleben, wie Fremde brutal in Barrys Haus eindrangen und versuchten, sie umzubringen …
… und stattdessen habe ich
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