Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
zu geben, und dann verschwinden wir von hier, ehe noch jemand zu Schaden kommt.
Er wandte sich zu den anderen um und sah in ihren Mienen dieselbe Hoffnung, wie auch er sie verspürte. John und Steve nickten knapp. Rebecca wirkte nicht ganz so begeistert. Mit einer Kopfbewegung bedeutete sie David, zu ihr zu kommen – abseits, wo Kinneson sie nicht hören konnte.
„Entschuldigen Sie uns einen Moment“, sagte David, sich zu einer Höflichkeit zwingend, zu der er nicht in Stimmung war. Kinneson war einer der Forscher von Trents Liste.
„Wir müssen uns beeilen!“, rief der Mann, folgte David jedoch nicht, als dieser nach hinten zu den anderen ging, die – abgesehen von Karen – ihre Köpfe zusammengesteckt hatten, um sich zu besprechen.
Rebeccas gedämpfte Stimme klang besorgt. „David, wir können Karen nicht ins Labor bringen, wenn Griffith … wenn Thurman dort ist. Was, wenn wir kämpfen müssen?“
John nickte und sah wieder zu dem Forscher mit dem irren Blick hin. „Und ich glaube, dass wir diesen Typen nicht allein lassen sollten. Der ist im Stande, sich mit unserer Fahrgelegenheit aus dem Staub zu machen.“
David runzelte überlegend die Stirn. Steve war der bessere Schütze, aber John war kräftiger. Wenn sie Thurman zwingen mussten, ihnen das Heilmittel für das T-Virus auszuhändigen, konnte John ihn vermutlich leichter einschüchtern.
„Wir trennen uns. Steve, du bringst Karen zum Boot und behältst Kinneson im Auge. Wir gehen zum Labor, holen uns, was wir brauchen, und kommen dann nach. Einverstanden?“
Entschlossenes Nicken in der Runde. David drehte sich um und richtete das Wort an Kinneson.
„Wir müssen zum Laboratorium, aber unserer Freundin Karen geht es nicht gut. Wir möchten Sie bitten, Karen und einen Begleiter zum Boot zu führen und dort auf uns zu warten.“
Kinnesons Augen schienen jeglichen Ausdruck zu verlieren, nur für einen Moment, doch dieser seltsam leere Blick war so schnell wieder verschwunden, dass David nicht einmal sicher war, ob er ihn wirklich wahrgenommen hatte.
„Wir müssen uns beeilen“, sagte Kinneson hastig, dann wandte er sich um und steuerte wie im Stechschritt den Tunnel an, aus dem er zuvor aufgetaucht war.
David fühlte plötzliche Sorge, während er Kinneson, der mit wehendem Laborkittel davonlief, nachschaute.
Er hat nicht einmal gefragt, wer wir sind …
Als Steve und Karen sich anschickten, den Gang zu betreten, berührte David Steve am Arm und sagte leise: „Pass gut auf ihn auf. Wir kommen so schnell wie möglich nach.“
Steve nickte und folgte dem seltsamen Dr. Kinneson. Karen stolperte neben ihm einher.
John und Rebecca standen bereits mit gezogenen Waffen vor dem mittleren Tunnel. Die Kaverne erbebte, als draußen gedämpfter Donner aufbrüllte.
Wortlos liefen die drei in erschöpftem, aber entschlossenem Trab den düsteren Tunnel hinab, bereit, dem Ungeheuer, das hinter den vielen Tragödien von Caliban Cove steckte, ins Gesicht zu blicken.
Sie bogen um die erste Ecke. Karen hing mit kalter, schweißnasser Hand an seiner Schulter – und der Forscher verschwand gerade hinter einer gut hundert Fuß voraus liegenden Biegung. Steve erhaschte einen Blick auf flatterndes schmutziges Weiß und die Ferse eines schwarzen Halbschuhs, dann war Kinneson außer Sicht. Klappernde Schritte entfernten sich.
Na toll. In einem gottverdammten Höhlenlabyrinth verirrt, weil Dr. Seltsam meint, einen Zeitplan einhalten zu müssen …
Karen entfuhr ein tiefes, leidvolles Stöhnen, und Steve spürte, wie sich der harte Knoten in seinem Magen noch fester zusammenzog. Seine Angst, sich zu verlaufen, war nichts gegen die Angst, die er um Karen hatte. Sie stützte sich schwerer auf ihn, ihre Füße schleiften über den feuchten Kalksteinboden.
David, John, Rebecca – bitte beeilt euch! Bitte lasst nicht zu, dass es Karen noch schlechter geht!
Er zog sie mit sich, so schnell er konnte, wollte zu Kinneson aufschließen, sorgte sich um die anderen, weil sie sich in Gefahr begaben, fürchtete um die todkranke Frau, die sich an ihn klammerte. Davon abgesehen, dass er Rebecca kennengelernt hatte, war dies der schlimmste Tag seines Lebens. Er war erst seit anderthalb Jahren bei S.T.A.R.S. und hatte bereits in bedrohlichen Situationen gesteckt, aber sie kamen dem, was er in den wenigen Stunden, seit sie aus dem Schlauchboot geschleudert worden waren, erlebt hatte, nicht im Entferntesten nahe.
Seeungeheuer, bewaffnete Zombies – und jetzt Karen. Die
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