Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
den Kode eingegeben hatte, hatten Rebecca und John den Angreifer, der ihnen aufgelauert hatte, untersucht und im Lichtstrahl von Johns Taschenlampe festgestellt, dass der Mann infiziert war – seine papierweiße Haut löste sich bereits und war von Rissen durchzogen. Irgendwie sah er anders aus als die Trisquads-Opfer, die Rebecca gesehen hatte, weniger verwest und seine offenen, stieren Augen irgendwie menschlicher …
David hatte Karen geholt, und Rebecca beschäftigte sich wieder mit der offensichtlich schwer kranken Frau.
Der Marsch den Hügel hinauf war schuld gewesen, befand sie. Obwohl diese geringe Anstrengung eigentlich keine Auswirkung hätte haben dürfen, konnte sie sich nicht vorstellen, was sonst die Amplifikation in Karen derart vorangetrieben hatte. Irgendwie musste das T-Virus auf die physiologischen Veränderungen durch Karens beschleunigten Herzschlag und Kreislauf reagiert haben – doch nachdem sie die verwirrte und wankende Frau in den Leuchtturm geführt hatten, wurde Rebecca bewusst, dass das Wie sie nicht länger interessierte. Alles, was sie wollte, war, ins Labor zu gelangen, wo sie versuchen würde zu retten, was von Karens geistiger und körperlicher Gesundheit noch zu retten war.
Der Tunnel unter dem Leuchtturm schien in einer verwinkelten Linie zurück zur eigentlichen Forschungseinrichtung zu führen. Er war aus dem massiven Kalkstein der Klippe geschlagen. Entlang der Wände hingen Bergbaulampen, die seltsame Schatten warfen, während sich das Team schweigend, voller Wut und Angst, voranbewegte. John und Steve hatten Karen in die Mitte genommen und schleiften sie fast mit sich. Rebecca ging als Letzte in der Reihe und hatte abermals ein schreckliches Déjà-vu-Gefühl, als sie sich an die Tunnel unter dem Spencer-Anwesen erinnerte. Von dem Gestein ging dieselbe dumpfe Kälte aus, und sie hatte dieselbe furchtbare Ahnung, dass sie sich auf eine unbekannte Gefahr zubewegten. Zugleich war sie erschöpft und fürchtete, dass sie nicht in der Lage sein würden, eine drohende Katastrophe zu verhindern.
Die Katastrophe ist bereits passiert, dachte sie hilflos, während sie beobachtete, wie Karen sich bemühte, aus eigener Kraft zu laufen. Wir verlieren sie. In einer Stunde, wahrscheinlich schon eher, wird sie zu weit weg sein, um jemals wieder zurückkehren zu können.
Demnach hätten John und Steve sie besser nicht angefasst. Denn mit einer einzigen Bewegung konnte sie den einen so leicht wie den anderen erwischen und zubeißen. Auch diese Vorstellung machte Rebecca krank vor Sorge.
Der Tunnel führte nach links, und Rebecca begriff, dass sie sich ganz nahe am Meer befinden mussten – die Wände schienen unter einem gedämpften Donner zu beben, der jenseits davon aufklang, und in der Luft lag ein feuchter, fischiger Geruch. Teile des Bodens wirkten zu glatt, als dass sie von Menschenhand geschaffen sein konnten, und Rebecca fragte sich, ob sich der Tunnel irgendwo vor ihnen öffnen mochte; vielleicht war er einmal vom Meer überflutet gewesen –
„Verdammt noch mal“, flüsterte David wütend.
Rebecca schaute auf, und als sie erkannte, was vor ihnen lag, spürte sie, wie der letzte Funke von Hoffnung, etwas für Karen tun zu können, in ihr erstarb.
Wir werden das Labor niemals rechtzeitig erreichen.
Der Tunnel öffnete sich in der Tat, ein paar hundert Meter von der Stelle entfernt, an der David stehen geblieben war. Er weitete sich sogar beträchtlich – und daran schlossen sich fünf kleinere Gänge an, von denen jeder in eine geringfügig andere Richtung führte.
„Wo ist Südwesten?“, fragte John nervös. Karen lehnte an ihm, ihr Kopf fiel nach vorne.
Davids Stimme war noch immer zornig, voller Frustration. Sie hallte durch die fünf Felsengänge und wurde zurückgeworfen.
„Ich weiß es nicht. Ich dachte, wir würden uns bereits in südwestliche Richtung bewegen – aber keiner dieser Gänge führt direkt geradeaus weiter oder unmittelbar nach Osten.“
Sie betraten die grob aus dem Fels gehauene Höhle und starrten hilflos in die Gänge, die hinter Kurven und Biegungen verschwanden und in denen Lampen brannten. Offenbar waren die Tunnel auf natürliche Weise durch das Wasser geschaffen worden und vielleicht sogar mit den unterseeischen Höhlen verbunden, die David ursprünglich hatte finden wollen. Die Gänge waren nicht so breit wie der hinter ihnen liegende, aber Menschen konnten bequem hindurchgehen. Ihre Höhe betrug mindestens drei Meter. Es war
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