Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
ihm leid. Die Diebin und den Mörder sterben zu sehen, wäre ihm ein Vergnügen, ungeachtet dessen, was es für seine Pläne mit Umbrella bedeutete. Die beiden gingen weiter, nicht wissend, dass sie von eben jenen Kreaturen beobachtet wurden, die die Spinnen getötet hatten und die jetzt in den aufgeblähten, segmentierten Körpern nisteten.
Was war zu tun? Sie zu töten würde ein Bedürfnis in ihm stillen, das Bedürfnis, das Leben der Kinder zu rächen, das Bedürfnis, seine Kontrolle zu behaupten. Aber Umbrella auffliegen zu lassen hatte Priorität. Die Firma in den Ruin zu stürzen, indem er ihr stinkendes Herz bloßlegte … was Billy und Rebecca gewiss tun würden, wenn sie überlebten.
Das Paar folgte dem Korridor bis zum Ende und trat dann durch die Tür eines seit langem verlassenen Büros. Nach einem kurzen Blick auf ihre Karte gingen sie weiter in ein Zimmer, das eine Sackgasse war und in dem früher einmal lebende Testobjekte gehalten worden waren. Die Käfige waren längst verschwunden, der Raum bot sich ihnen leer dar. Der junge Mann wusste nicht recht, weshalb sie sich für eine Sackgasse entschieden hatten – bis er sah, wie sie zur Nordostecke gingen, wo sie beide zu dem dunklen Rechteck nahe der Decke hinaufschauten.
Der Lüftungsschacht. Auf der Karte war er nicht beschriftet; vielleicht glaubten sie, er sei ein Weg nach draußen. Tatsächlich führte er jedoch …
Der junge Mann schüttelte den Kopf.
… in Dr. Marcus’ Privatgemach, in jenen Raum, wo einst gewisse attraktive junge Testobjekte „gehalten“ worden waren.
Warum konnten sie nicht einfach verschwinden? In diesem Privatbereich würden sie nichts finden, es sei denn … nun, der Lüftungsschacht war mit einem anderen Raum für lebende Versuchsobjekte verbunden, der nicht leer war. Und die Kreaturen dort waren seit Tagen nicht mehr gefüttert worden. Inzwischen würden sie sehr, sehr hungrig sein.
Er brauchte die Vielen lediglich ein oder zwei Tore dort öffnen zu lassen … Anstatt sie als wesentlichen Teil seines Planes zu betrachten, sollte er in Billy und Rebecca vielleicht besser Testobjekte sehen. Sie mochten sterben, ja – was die Entlarvung Umbrellas aber wahrscheinlich nur ein wenig verzögern würde.
Er war ungeduldig, aber er musste auch den Unterhaltungswert im Auge behalten. Ebenso gut aber mochten sie überleben. Und in dem Fall würden sie eine noch größere Geschichte zu erzählen haben.
Der junge Mann lächelte sein abseitiges Lächeln, als Billy Rebecca hochhob, sodass sie den Lüftungsschacht erreichen konnte. Sie kroch hinein und verschwand aus seinem Blickfeld. Na, das würde eine Überraschung werden, wenn ein paar Überbleibsel von der Primaten-Serie auftauchten, um zu spielen …
Um ihn her gurrten die Kinder. Von den Wänden und der Decke tropften ihre schlüpfrigen Flüssigkeiten. Er war umgeben von den Vielen, hatte das Schicksal Umbrellas in seiner Hand, und jetzt hatte er noch zwei kleine Soldaten für Testzwecke bekommen, denen er zusehen konnte, wie sie ihre Fähigkeiten den Überresten von Umbrellas bio-organischen Waffen entgegenschleuderten – er war glücklich. Würden sie überleben oder sterben? So oder so, er würde zufrieden sein.
„Öffnet die Käfige, meine Lieblinge“, murmelte er und begann zu singen.
ACHT
Rebecca schob sich durch den Luftschacht, ignorierte die Spinnweben, die sich in ihrem Haar verfingen und die Schichten von Staub, die sich auf ihre Kleidung legten – und ebenso die erstickend engen Wände aus dünnem Metall. Die Karte zeigte nur den Verbindungsschacht, der auf der ersten Kelleretage zwischen zwei Zimmern verlief. Aber es gab auch im zweiten Kellergeschoss Räume, die ebenfalls zu dem Netz zu gehören schienen. Es mochte gut möglich sein, dass einer dieser Schächte nach draußen führte. Billy war nicht allzu begeistert gewesen, aber sie hatten sich letztlich darauf geeinigt, dass es einen Versuch wert sei.
Wenigstens ist der Schacht nicht sehr lang , dachte sie, während sie sich auf das Quadrat aus Licht zuschob, das nicht weit vor ihr lag. Ein dünnes Metallgitter bedeckte den Ausstieg. Es ließ sich mit wenigen Handgriffen lösen und fiel klappernd unten zu Boden.
Rebecca warf einen raschen Blick in einen großen Raum mit steinernen Wänden, der feucht und leer im flackernden Licht einer fast erlöschenden Lampe lag. Dann schob sie sich hinaus, hielt sich am Rand des Schachts fest und landete nach einem Überschlag in der Hocke. Sie stand auf,
Weitere Kostenlose Bücher