Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
wischte den Dreck von ihrer Kleidung und sah sich gründlicher um.
Herrje . Es sah hier aus wie in einem mittelalterlichen Verlies, eine große, düstere Felsenhöhle. An den Wänden waren Ketten befestigt, an den Ketten Handschellen. Es standen einige Gerätschaften herum, die sie nicht erkannte, aber deren Zweck nur darin bestehen konnte, Schmerzen zu verursachen. Es gab Bretter, in denen rostige Nägel steckten, bündelweise Seile mit Knoten darin, und neben einem dreckverkrusteten, kaputten Wandbrunnen befand sich ein großer, aufrecht stehender Kasten, bei dem es sich nur um eine Eiserne Jungfrau handeln konnte. Rebecca hatte keinen Zweifel, dass die dunklen, verblassten Flecken in den Ritzen der grob behauenen Wand von vergossenem Blut rührten.
„Alles in Ordnung? Over .“
Sie nahm ihr Funkgerät zur Hand. „Ich glaube, ‚in Ordnung‘ ist nicht ganz der passende Ausdruck“, sagte sie. „Aber mir fehlt nichts. Over .“
„Gibt es einen weiteren Luftschacht? Over.“
Sie drehte sich, suchte die Wände nach einem Schacht ab – und fand einen, zwanzig Fuß über ihrem Kopf.
„Ja, aber er befindet sich in der Decke“, antwortete sie und seufzte. Selbst wenn sie über eine Leiter verfügt hätten, hätten sie nicht schnurstracks nach oben klettern können. Sie entdeckte die einzige Tür des Raumes, in der südwestlichen Ecke. „Wo führt die Tür von hier aus hin, over ?“
Eine Pause. „Sieht aus, als öffnete sie sich in einen kleinen Raum, der zurück in den Gang führt, durch den wir kamen“, sagte Billy. „Soll ich im Gang auf Sie warten, over ?“
Rebecca ging auf die Tür zu. „Das wäre am sinnvollsten. Vielleicht können wir versuchen –“
Bevor sie den Satz beenden konnte, erfüllte ein schreckliches Geräusch den Raum. Es war mit nichts vergleichbar, was sie je gehört hatte, aber trotzdem merkwürdig vertraut. Ein schrilles, affenartiges Kreischen.
Das ist es. Das Affenhaus im Zoo.
Es echote und heulte durch den höhlenartigen Raum und kam von überall und nirgends zugleich. Rebecca sah auf …
… just in dem Augenblick, da aus dem Deckenschacht eine bleiche, langgliedrige Kreatur zu ihr herunterspähte. Das Wesen bleckte seine tückischen, scharfen Zähne, fuchtelte mit gelenkigen Fingern vor seiner muskulösen Brust durch die Luft und kreischte entsetzlich.
Bevor Rebecca einen Schritt machen konnte, sprang die Kreatur aus dem Schacht und stieß sich noch von der Felswand ab, ehe sie in geduckter Haltung auf dem Boden landete – auf einem Haufen aus dünnen Brettern mitten im Raum. Die Kreatur starrte zu Rebecca hoch, die Lippen zurückgezogen, sodass sie ihre gelblichen Zähne sehen konnte. Das Wesen sah beinahe aus wie ein Pavian mit kurzem weißen Fell, nur befanden sich in dem Fell große Risse, durch die festes, rotes Muskelfleisch schimmerte. Das Tier machte nicht den Eindruck, als sei es angegriffen worden; vielmehr schienen seine Muskeln für seine Haut zu groß geworden und hindurchgeplatzt zu sein. Seine Hände waren zu groß, die Nägel überlang, und sie schleiften und klickten über den steinernen Boden, als es sich von seinem Bretterhaufen aus bösartig grinsend auf Rebecca zuschob.
Langsam … Rebecca zog behutsam ihre Waffe, hatte jetzt und hier mehr Angst als je zuvor in dieser Nacht. Normale Paviane waren schon in der Lage, einen Menschen zu zerfetzen, und der hier sah noch dazu aus, als sei er infiziert.
Der Pavian kam näher – und von oben hörte sie einen weiteren, nein, mindestens zwei weitere Stimmen. Sie begannen zu kreischen, der Lärm wurde lauter, weitere der kranken Tiere kamen heran. Die Kreatur vor ihr war nun so nahe, dass Rebecca sie riechen konnte, jenen heißen, moschusartigen Geruch nach Urin und Kot und Wildheit, der Geruch einer übermächtigen Infektion.
„Rebecca! Was ist los?“
Sie hielt das Funkgerät noch immer in der linken Hand. Sie drückte die Taste, hatte Angst zu sprechen, aber mehr noch davor, dass Billys Rufen das Tier zum Angriff reizen würde.
„Schsch“, machte sie mit leiser Stimme, um einerseits das Tier zu beruhigen und andererseits Billy zum Schweigen zu bringen. Sie wich einen Schritt nach hinten, klammerte das Funkgerät an den Kragen ihres Hemdes und hob die Neunmillimeter. Der Pavian duckte sich tiefer, spannte seine Beinmuskeln …
… und sprang in dem Moment, da sie schoss – und gerade als zwei weitere geschmeidige, kreischende Schemen aus dem Luftschacht in den Raum herunterhüpften. Einer
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