Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
das stählerne Gitter hinter ihnen glitt in die Höhe und verschwand in einem Spalt über dem Durchgang.
Seite an Seite gingen sie den Gang entlang. Der erste Raum, rechts von ihnen, schien auf einen flüchtigen Blick hin nichts von Wert zu enthalten. Darin befanden sich ein paar leere Packkisten und einige Regale mit allerlei Krimskrams. Billy wollte schon weitergehen, als Rebecca doch noch hinein und auf die Kisten zuging. Eine davon war der Tür abgewandt, sodass sie nicht sehen konnten, was darin war – und als Rebecca diese Kiste umrundete, stieß sie ein aufgeregtes Lachen aus. Sie ging neben der Kiste in die Hocke und drehte sie um, damit auch Billy es sehen konnte. Er eilte zu ihr und kam sich dabei vor wie ein Kind an Weihnachten. Das verdammte Rätsel war wohl doch die Mühe wert, so wie’s aussieht.
Zweieinhalb Schachteln mit Neunmillimeter-Patronen. Eine halbe Packung mit .22ern, die ihnen nicht viel nützten. Ebenso wenig wie die beiden Speedloaders … Billy musste Rebecca erklären, dass die beiden runden Metallgeräte dazu gedacht waren, einen Revolver schnell wieder aufzumunitionieren – mit .50er-Patronen.
Aber die Schachtel mit den Schrotflintenpatronen, vierzehn an der Zahl, würde sicherlich helfen. Billy hätte gerne auch eine Bazooka gefunden, aber das wäre wohl unbescheiden gewesen. Im Grunde hätten sie sich gar nicht mehr wünschen können als das hier.
Sie brachten ein paar Minuten damit zu, ihre Clips zu laden. Rebecca hatte auf einem der Regale einen Taschengürtel mit kaputtem Reißverschluss gefunden. Sie packten ihn voll, ebenso wie ihren Ausrüstungsgürtel. Sie waren sich einig, dass es besser war, alles mitzunehmen, weil sie ja vielleicht weitere Waffen finden könnten. Billy schloss den Reißverschluss mit einer Sicherheitsnadel, die er auf dem Boden fand, und schnallte sich den Gürtel um. Das Gewicht all der Munition vermittelte ihm ein beruhigendes Gefühl.
„Ich könnte dich küssen“, sagte er, hob die Schrotflinte auf – und auf ihr Schweigen hin drehte er sich um und sah, dass sie ein bisschen rot geworden war. Sie wandte den Blick ab und rückte sich ihren Gürtel zurecht.
„Ich hab das nicht wörtlich gemeint“, sagte er. „Ich meine, das heißt nicht, dass du nicht attraktiv bist, aber du – ich – ich meine –“
„Krieg dich ein“, sagte sie gelassen. „Ich weiß, was du gemeint hast.“
Billy nickte erleichtert. Sie hatten auch ohne diese Männlein-Weiblein-Sache schon genug am Hals. Aber sie ist ziemlich süß …
Er schob den Gedanken beiseite, rief sich in Erinnerung, dass er gerade erst ein Jahr ohne Frau zugebracht hatte – und jetzt war absolut nicht der richtige Zeitpunkt, um sich damit zu befassen.
Sie gingen zur zweiten Tür und fanden sie unverschlossen. Es war ein Schlafraum, heruntergekommen und schmutzig, die Stockbetten aus Sperrholz zusammengenagelt, die herumliegenden Decken abgenutzt und schmuddelig. In Anbetracht der armseligen Einrichtung und des verschlossenen Gittertors am Ende des Gangs ging Billy davon aus, dass die Bewohner nicht freiwillig hier gewesen waren. Rebecca hatte ihm gesagt, was in dem Tagebuch über Tests an menschlichen Versuchsobjekten stand …
Diese ganze Einrichtung erzeugte ihm eine Gänsehaut. Je schneller sie hier herauskamen, desto besser.
„Gehen wir nach unten oder nach oben?“, fragte Rebecca, als sie in den Gang zurückkehrten.
„Oben ist ein Observatorium, oder?“, fragte Billy. Rebecca nickte. „Dann lass uns doch observieren gehen. Vielleicht können wir ein Hilfesignal absetzen oder so.“
Ihm wurde bewusst, dass er gerade vorgeschlagen hatte, sich retten lassen zu wollen. Aber er nahm es nicht zurück, obschon ihm klar war, was das sehr wahrscheinlich für ihn bedeuten würde. Er wusste, dass er lieber im Kampf sterben würde, als hingerichtet zu werden … Aber er musste an Rebecca denken. Sie war ein guter Mensch, ehrlich und herzlich, und er würde alles daran setzen, dass sie lebend hier herauskam. Sie marschierten weiter, und Billy fragte sich, was aus seiner kriminellen Natur geworden war – befand aber rasch, dass er ohne sie besser dran war. Zum ersten Mal seit jenem furchtbaren Tag im Dschungeldorf fühlte er sich wieder wie er selbst.
Er beobachtete sie, wie sie sich mit Munition versorgten, und war gleichermaßen beeindruckt wie auch enttäuscht von ihrer Tapferkeit. Nach einem weiteren Blick auf die Karten machten sie sich auf den Weg nach oben, wahrscheinlich zum
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