Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
das Gefühl, dass ihm gerade ein weiteres Teil in die Finger gefallen war. Wenn Marcus von Spencer quasi gestürzt worden war, wenn er ihm seine Arbeit weggenommen hatte, würde dann Marcus’ Sohn oder der Sohn seines Sohnes nicht auf Rache sinnen? Vielleicht war der Virusausbruch kein Unfall gewesen. Vielleicht steckte der Typ mit den Egeln dahinter.
Billy seufzte und legte das Foto auf das Album. Das war ja alles schön und gut, aber praktischen Nutzen brachte es keinen. Er musste einen Weg hier heraus finden.
Er durchsuchte den Schreibtisch nach Schlüsseln und Karten, fand nichts und ging zu der zweiten Tür des Raumes, die zum Glück nicht abgeschlossen war. Er drückte sie auf und spürte, wie seine Hoffnung schwand – da war kein Tunnel mit einem blinkenden Ausgang -Schild. Es war eine Art Lagerraum. An den Wänden waren Farbtöpfe gestapelt, ein paar Statuen waren mit Tüchern verhängt. Eine Statue war nicht zugedeckt, eine Arbeit aus weißem Marmor, die wie einer dieser alten römischen Götter aussah. Er saß an einer der mit Velourstapete bespannten Wände, den staubverhangenen Blick nach oben gerichtet, eine gewölbte Hand nahe seines Bauches …
… und darin hielt er etwas … Grünes.
Billy ging hin, nahm den Gegenstand aus den blassen Fingern der Statue und lächelte schwach, als er erkannte, was es war: ein weiterer geschnitzter Egel, dieser hier grün statt blau.
Ein weiterer Schlüssel, vielleicht zu einer anderen Geheimtür. Und vielleicht war ja dieser endlich der Fahrschein, der sie hier herausbringen würde.
Tag 1
Vier Egel mit T. von mir infiziert. Ihre zielstrebige Biologie macht sie zu perfekten Kandidaten für diese Forschung, aber womöglich sind sie zu simpel, um sich anzupassen. Keine unmittelbaren Veränderungen beobachtet.
Das Wort vier war unterstrichen. An den Rand hatte jemand in krakeliger Schrift „Sequenz ändern“ geschrieben und eingekreist.
Es war Teil eines Labortagebuchs, das größtenteils Daten und Zahlen enthielt. Rebecca hatte es gerade wieder zurücklegen wollen, als sie sah, dass auf einer der letzten Seiten mehrere Formulierungen und Worte unterstrichen worden waren. Sie las weiter und suchte nach anderen markierten Passagen.
Tag 8
Eine Woche jetzt. Rapides Wachstum auf das Doppelte ihrer vorherigen Größe, erste Anzeichen von Transformation. Vermehrung erfolgreich, Anzahl verdoppelt. Es wurde jedoch kannibalistisches Verhalten initiiert, vermutlich eine Folge gesteigerten Hungers. Beeilte mich, ihnen mehr Futter zu geben, verlor aber zwei.
Anzahl verdoppelt und zwei waren unterstrichen.
Tag 12
Gab ihnen Lebendfutter. Verlor Hälfte, als die Beute sich wehrte. Aber sie lernen aus Erfahrung und fangen an, ein Gruppenangriffsverhalten zu zeigen. Evolution übertrifft Erwartungen.
Verlor Hälfte war unterstrichen.
Es gab keine weiteren markierten Einträge, aber Rebecca überflog den Rest trotzdem, beunruhigt ob des Erfolgs dieses seltsamen Experiments.
Tag 23
Egel zeigen keine individuellen Eigenschaften mehr, können sich als Kollektiv bewegen.
Tag 31
Brüten in fantastischer Geschwindigkeit, fressen jetzt alles, was ihnen angeboten wird …
Der letzte Eintrag führte ihr deutlich vor Augen, wie tief Dr. Marcus in den Wahnsinn abgeglitten war.
Tag 46
Ein erinnernswerter Tag. Heute fingen sie an, mich zu imitieren. Ich glaube, sie erkennen ihren Vater. Ich fühle so eine starke Zuneigung für sie – und von ihnen. Ob sie Liebe empfinden können? Ich glaube, ja. Jetzt gibt es nur noch uns, mich und meine brillanten Kinder. Niemand wird sie mir wegnehmen. Bei allem, was ich herausgefunden habe, würden sie das nicht wagen.
„Hey!“
Es war Billy, der von unten heraufrief. Rebecca legte die Blätter weg, ging zu dem Loch und kniete sich daneben auf den Boden.
„Hast du etwas Nützliches gefunden?“, fragte sie und sah zu ihm hinab.
„Vielleicht. Fang“, sagte er und warf irgendetwas Kleines durch das Loch herauf. Rebecca fing es auf. Es war ein weiterer Egel-Schlüssel, ein grüner diesmal.
„Gibt es da oben eine Tür mit einem Relief von Marcus darauf?“, wollte Billy wissen.
Rebecca schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht. In diesem Raum hier jedenfalls nicht. Ich habe noch mehr über diese irren Experimente gelesen. Soll ich mich mal umschauen?“
Billy zögerte. „Wie wär’s, wenn ich raufkomme, dann könnten wir uns beide umsehen? Ich bräuchte nur noch einen Tisch oder so was …“
„Ich pass schon auf“, erwiderte
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