Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
anderen Ende des Raumes befand sich eine Abzweigung nach rechts. Rebecca stieg über den zweiten Toten hinweg, bog um die Ecke und versuchte den Brechreiz, den ihr der grauenhafte Gestank verursachte, zu unterdrücken. Eine weitere Rollbahre war gegen eine Wand geschoben worden – und darauf lag ein einzelner Metallschlüssel.
Sie hob ihn auf, mit gemischten Gefühlen allerdings. Sie hatte etwas gefunden, und das war gut – aber, juhu, einen weiteren Schlüssel? Er konnte weiß Gott wo hingehören, womöglich war es sogar der Schlüssel für Marcus’ Sommerhaus …
Vielleicht ist es diese erste Tür auf dem Flur draußen …
„Rebecca?“
Sie steckte den Schlüssel ein, nahm ihr Funkgerät zur Hand und ging, während sie antwortete, zur Tür.
„Ja. Was gibt’s? Over .“ Sie durchquerte den Operationsraum und blieb an der Tür stehen, die zurück in das abgeteilte Labor führte. Sie hatte durch den Zugang zum Korridor rennen wollen, um diesen Zombie nicht erschießen zu müssen, wenn es sich vermeiden ließ …
„Das Schloss hat keinen Drehknopf“, sagte Billy. Er klang gereizt. „Ich bin zurückgegangen und habe in Marcus’ Arbeitszimmer gesucht, aber nichts gefunden. Hattest du mehr Glück? Over .“
„Vielleicht“, antwortete sie. „Lass mich noch etwas nachsehen. Wir treffen uns dann in der Bibliothek. Over .“
„Sei vorsichtig. Over and out .“
Vorsichtig . Rebecca schüttelte leicht den Kopf, während sie das Funkgerät wieder am Gürtel befestigte, erstaunt darüber, wie schnell sich eine Beziehung unter den richtigen – oder falschen – Umständen verändern konnte. Vor ein paar Stunden erst hatte sie gedroht, ihn zu erschießen, und war überzeugt gewesen, dass er willens war, sie zu erschießen. Und jetzt waren sie … nun, „Freunde“ war wahrscheinlich nicht das treffende Wort, aber es war zumindest höchst unwahrscheinlich, dass sie sich gegenseitig umbringen würden.
Zum ersten Mal seit einiger Zeit fragte sie sich, was ihre Teamkollegen wohl tun mochten. Lief die Jagd nach Billy noch? Hatten sie nach ihr gesucht, nach Edward? Oder waren sie selbst in Schwierigkeiten geraten und von den Folgen des Virusausbruchs erwischt worden?
Apropos … Sie lauschte kurz an der Tür, hörte nichts. Ein tiefer Atemzug, dann drückte sie die Tür auf und überwand rasch die Distanz zur nächsten, ohne auch nur einen Blick in das Labor zu werfen. Als sie die Tür hinter sich schloss, hörte sie ein gedämpftes, enttäuscht klingendes Wimmern und verspürte einen Anflug von Mitleid für das hohläugige Opfer. Der Mann hatte vermutlich hier gearbeitet, aber diese Zombiekrankheit hätte sie nicht einmal ihrem ärgsten Feind gewünscht. Es war eine furchtbare Art zu sterben, keine Frage.
Sie ging zu der ersten Tür, die sie zu öffnen versucht hatte. Sie hoffte, dass der Schlüssel passte, bezweifelte jedoch, dass sie Glück haben würde. Sie nahm an, dass sie gründlicher suchen mussten, um eine Möglichkeit zu finden, sie zu öffnen – oder eben nach irgendetwas anderem, einer weiteren Karte, einem anderen Schlüssel, noch einem Loch im Boden. Es war entmutigend, gelinde ausgedrückt. Wenn sie nichts auftrieben, mussten sie wieder den Aufzug benutzen und ihr Glück an der Oberfläche versuchen …
Sie schob den Schlüssel in das Türschloss, drehte ihn, hörte und spürte, wie das Schloss aufschnappte.
„Na, wer sagt’s denn?“, murmelte sie grinsend und öffnete die Tür.
Etwas Großes, Dunkles sprang heulend auf sie zu.
Billy wartete an dem Loch zwischen dem ersten und dem zweiten Geschoss, fragte sich, ob es wohl eine Chance gab, dieses Kombinationsschloss mit einer der Magnum-Patronen zu zerschießen – und hörte einen schrecklichen, unmenschlichen Schrei, der aus der ersten Etage herunterhallte, gefolgt von einem Schuss und noch einem weiteren.
Er dachte nicht daran, es über Funk zu versuchen. Mit einem Satz war er auf dem niedrigen Tisch unter dem Loch, warf die Schrotflinte hindurch und sprang dann selbst hinterher. Er erwischte den Rand mit seinen Händen. Zuvor hatte er seine Fähigkeiten noch bezweifelt, jetzt allerdings kam es ihm gar nicht in den Sinn, dass er nicht in der Lage sein könnte, sich hinaufzuziehen. Mit einem angestrengten Stöhnen hievte er seinen Körper durch das Loch nach oben, stemmte sich dort erst auf die Ellbogen und dann auf ein Knie.
Er packte die Flinte und war im Nu auf den Beinen. Abermals hörte er den tierhaften Schrei, ein seltsamer,
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