Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
unirdischer Laut, wie von einem Vogel, der in Stücke zerrissen wurde. Er brauchte eine halbe Sekunde, um sich zu orientieren und die Tür zu finden. Dann rannte er los.
Er stürmte durch die Tür in einen Gang – und da war Rebecca. Sie stand mit dem Rücken zur gegenüberliegenden Wand, ein Ärmel ihres Hemdes war zerfetzt, vier tiefe Kratzer zogen sich über ihren Arm. Ihre Waffe richtete sie auf …
Was zum Teufel …?!
… auf ein Monster, ein gewaltiges, reptilienartiges Ungeheuer. Es war humanoid, muskelbepackt, und seine wie kiesverkrustet wirkende Haut war von einem dunklen Giftgrün. Seine Arme waren so lang, dass seine klauenbewehrten Hände beinahe den Boden berührten. Als es Billy sah, riss es sein kräftiges Maul auf und schrie von neuem, während die kleinen Augen in seinem flachen, abgeschrägten Schädel vor Bosheit regelrecht glühten. Ein dünner Faden dunklen Blutes rann aus seiner Brust. Dort musste es einer von Rebeccas Schüssen getroffen haben, aber die Wunde schien das Monster nicht sonderlich zu beeinträchtigen.
Probier mal das , dachte Billy und riss die Schrotflinte hoch. Der Schuss erwischte die Kreatur mitten im Gesicht. Er lud die Waffe durch und drückte noch einmal ab, ohne abzuwarten und nachzusehen, was der erste Treffer angerichtet hatte.
Und das Gesicht des Ungetüms war verschwunden , über die Wand und den Boden hinter ihm verspritzt. Der schwere Körper wankte. Blut quoll schaumig aus seinem zerfetzten Hals und den kläglichen Überresten seines Schädels – ein Stück vom Kieferknochen, ein paar Zähne, Fetzen dunklen Fleisches.
Billy rührte sich ein paar Sekunden lang nicht, lauschte nur nach einem weiteren Geräusch, einer weiteren Bewegung … aber da war nichts. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Rebecca, die ihre verletzte linke Schulter mit der rechten Hand umfasst hielt. Zwischen ihren Fingern sickerte Blut hervor.
„Die Tasche an meinem Gürtel“, sagte sie. „Da ist eine Flasche mit antiseptischer Lösung drin, ein paar Verbände und Pflaster … Das Ding hat mich nur mit den Krallen erwischt. Es hat mich nicht gebissen.“
Sie wirkte bleich, zuckte zusammen, als Billy ihre Wunde säuberte und verpflasterte. Aber sie hielt sich wacker und steckte den Schmerz eher weg, als sich ihm zu ergeben. Die Verletzung war übel, musste wahrscheinlich genäht werden, aber es hätte auch viel schlimmer kommen können. Als Billy fertig war, nickte Rebecca in Richtung der halb offenen Tür gegenüber.
„Da drin war es eingesperrt. Dieses Ding, meine ich.“
Sie sprach wie unter Schock, wirkte ein bisschen benommen. Billy ging zu der Tür, weil er, sollte dort noch etwas zum Vorschein kommen, zwischen diesem Etwas und Rebecca stehen wollte. Vor dem kopflosen Untier blieb er stehen und betrachtete es.
„Sieht ein bisschen aus wie das Monster aus ‚Der Schrecken vom Amazonas‘ – nach einer Steroidbehandlung“, meinte er und sah in der Hoffnung auf ein Lächeln zu ihr. Er bekam eines, zittrig, aber echt, und einmal mehr war er beeindruckt von ihrer inneren Stärke. Es war selten, dass sich jemand so schnell von einem unerwarteten Angriff erholte, vor allem wenn der Angreifer so ein Albtraum war wie dieses Ungeheuer vor ihm. Die meisten Menschen hätten danach noch stundenlang gezittert.
Rebecca kam zu ihm. Mit einem Stiefel trat sie gegen eines der massigen Beine der Kreatur. „Erstaunlich“, sagte sie. „Die Sachen, die sie hier draußen angestellt haben. Gentechnologie, Rekombinantviren …“
„Ich glaube, ‚psychotisch‘ ist das Wort, nach dem du suchst“, sagte Billy.
Sie nickte. „Kann ich nicht bestreiten. Lass uns mal nachsehen, ob es irgendetwas Wichtiges bewacht hat.“
Sie gingen um das Wesen herum, und während sie den Raum betraten, erzählte Rebecca, was sie sonst noch auf dieser Etage gefunden hatte.
Es handelte sich um eine Art Zwinger, aber Billy war ziemlich sicher, dass er nicht zur Unterbringung von Hunden benutzt worden war. Stahlgitterkäfige waren übereinander gestapelt, viele davon mit Haltevorrichtungen versehen, und der Geruch in der Luft war der von wilden Tieren, ein scharfer, ranziger Gestank.
„… wo ich den Schlüssel zu diesem Raum fand“, sagte Rebecca gerade. „Ich hatte gehofft, das hieße, dass sich hier etwas Nützliches befindet.“
Der Raum war hufeisenförmig und wurde von Regalen unterteilt. Sie gingen um die Regale herum, und Rebecca stieß einen leisen Laut des Ekels aus. In der Ecke auf der
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