Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
nahm den Revolver an sich. Er war nicht geladen. Ihr fiel ein, dass Billy ein paar Speedloader mit .50er-Magnum-Patronen bei sich hatte, aber Billy war …
… ist , er ist am Leben, und ich werde ihn finden , sagte sie sich mit fester innerer Stimme, trat aus dem Straßenbahnwagen, als er zum Halten kam, und ignorierte die angstvolle Stimme in ihrem Hinterkopf, die darauf beharrte, dass er mit Sicherheit tot sei. Billy war verschwunden, war in den reißenden Kanal unter den Straßenbahnplattformen gestürzt, wo er und dieses Monster in eben diese Richtung gespült worden waren. Aber er lebte , und sie würde ihn finden. Der Gedanke kreiste, wiederholte sich. Sie war Billy diese Hoffnung, diesen Glauben schuldig, aus mehr als nur einem Grund.
Die zweite Straßenbahnplattform unterschied sich kaum von der ersten, war ebenso klein, kalt und finster. Hier jedoch gab es eine Treppe, die nach oben und aus dem Hangar hinausführte. Rebecca nahm sich einen Moment lang Zeit, kümmerte sich um ihre Waffen und lud die Neunmillimeter nach. Billy trug die restlichen Schrotpatronen bei sich, aber er hatte die Waffe nachgeladen, nachdem dieses Ungeheuer sie vor dem Raum mit den Käfigen angegriffen hatte.
Nachdem er dir, wieder einmal, das Leben gerettet hatte.
Es waren noch zwei Patronen übrig. Rebecca würde die Flinte nicht hier zurücklassen, und für ebenso unklug hielt sie es, die Magnum nicht mitzunehmen. Vielleicht fand sie ja noch Munition dafür. Der schwere Revolver zerrte an ihrem Gürtel, die Schrotflinte drückte gegen ihre verletzte Schulter, aber sie wollte für alles gewappnet sein.
Er ist tot, Rebecca. Du musst jetzt dein eigenes …
Nein!
… Leben retten, du musst …
Nein!
Sie eilte die Treppe hinauf, strafte die Erschöpfung ihres Körpers mit Ignoranz. Muss ihn finden, muss einfach. Am oberen Ende der Stufen war eine Tür, die in einen riesigen, größtenteils leeren Lagerraum führte. Die gegenüberliegende Seite öffnete sich in die Nacht. Rebecca durchquerte den kahlen Raum, stieg über die Transportschienen auf dem Boden, in Gedanken zu sehr mit Billy beschäftigt, um wirklich klare Überlegungen anstellen zu können. Wenn er verletzt war, wenn er –
Tot. Er könnte tot sein. Sie fing an, den Gedanken kurzerhand von sich zu weisen, aber diese innere Stimme war nicht verängstigt, sprach nicht in blinder Panik – sie war ruhig. Vernünftig. Rebecca atmete ein paar Mal tief durch, blieb einen Moment auf der Plattform des Industrie-Aufzugs stehen, der an den großen Raum grenzte, und betrachtete den kühlen, dunkelblauen Frühmorgenhimmel.
Die Wolken brachen endlich auf, eine Handvoll blasser, ferner Sterne schien herab. Das Unwetter war vorbei. Sie hoffte, dass es ein gutes Omen war … Aber sie konnte nur hoffen. Wenn Billy tot war, und wahrscheinlich war er das, musste sie eben damit klarkommen.
Aber bevor ich es nicht sicher weiß, tu ich gar nichts.
An der nördlichen Seite des Plattformaufzugs befand sich eine Steuerkonsole. Rebecca studierte die Kontrollen kurz und entschied dann, bis zur untersten der aufgeführten Ebene hinunterzufahren, K-4, um dort nach einem Zugang zum Kanalnetz zu suchen.
Sie drückte den Knopf. Die riesige, achteckige Plattform ruckte, dann setzte sie sich nach unten in Bewegung. Die Wände des gewaltigen Schachts glitten an Rebecca vorbei nach oben, der Nachtwind blieb über ihr zurück.
Schließlich senkte sich der Aufzug in einen weitläufigen Raum hinab, der rein zweckmäßig ausgestattet war. Graue Wände und Stahl, wohin man auch schaute. Rechter Hand sah Rebecca ein kleines Büro mit der Aufschrift SICHERHEIT und einen kurzen Gang, der vor einem weiteren, konventionelleren Aufzug endete, wie man ihn auch in Bürogebäuden fand. Links war die niedrige Decke eingebrochen – Berge von Geröll türmten sich darunter, und dort, vor dem sich türmenden Schutt, schien sich ein zweiter Lift zu befinden. Es handelte sich um einen größeren, einen Lagerhausaufzug.
Rebecca trat von der Plattform herunter und suchte in dem schwach beleuchteten Raum nach Anzeichen von Leben. Ihre Schritte klangen seltsam leise auf dem Betonschutt. Der Raum war leer. Sie ging zu dem Büro des Sicherheitspersonals und fand es verschlossen, aber ein Blick durch die schmutzige Scheibe, die in die Tür eingelassen war, verriet ihr, dass es darin ohnehin nichts zu holen gab.
Sie seufzte, wusste nicht, wohin sie sich wenden sollte. Sie wollte weiter nach unten, in der Hoffnung, dass
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