Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
lächelten und gratulierten einander, als sie das Fluchtfahrzeug „entdeckten“, das sie von hier fortbringen sollte. Die Bahn war einsatzbereit, aber die beiden würden sie nicht einsetzen – ihr Tod war nur noch eine Frage von Sekunden. Die Kinder beobachteten sie aus den Schatten unterhalb der Straßenbahn und aus den halb gefüllten Kanälen heraus, sammelten sich zu humanoider Gestalt – nicht einer, sondern deren zwei. Mit einem Seufzen befreite der junge Mann sie aus dem Geschirr, das sie hielt, und sandte zwei Läufer aus, um sich auf die Beute zu stürzen.
Ein Geräusch, ein Schrei. Er furchte die Stirn, drehte einen der falschen Männer um, damit er sehen konnte, was da in der Dunkelheit hinter ihnen geschrien hatte – und dann wurde er von einem Eliminator angegriffen. Der Primat sprang aus dem Nichts auf das humanoide Kollektiv und wühlte sich heulend und mit geiferndem Maul mitten hinein in die Kinder.
Auf der Plattform wurden Rebecca und Billy von den Kampfgeräuschen alarmiert. Schon hielten sie ihre Waffen schussbereit in Händen. Außer sich vor Wut und hin- und hergerissen zögerte der junge Mann. Er wollte sie erledigen, sie töten, sorgte sich aber zugleich um die Kinder …
Er schickte sie voran, ignorierte die Attacke des Affen, ließ die Vielen davonströmen vor seinen gefährlichen Zähnen und ließ sie sich am Rand der Plattform und neben dem zweiten Kollektiv neu formieren. Die beiden falschen Männer kletterten über das Geländer, begierig, die Eindringlinge zu schmecken. Der Eliminator folgte ihnen.
Entsetzt sah der junge Mann mit an, wie Billy einen Schuss auf einen der falschen Männer abfeuerte und einen sauberen Treffer landete. Er spürte, wie die Vielen aufschrien, spürte, wie sich der Stock verminderte. Und seine Wut schwoll an, war nun auch noch mit Schmerz geladen, als Billy abermals schoss und Rebecca begann, mit ihrer Pistole mitzumischen. Binnen Sekunden war eines der Kollektive wirkungsvoll vernichtet.
„Nein, nein!“ Die Vielen hatten nie einer Schrotflinte gegenübergestanden, er hatte nicht gewusst, dass sie damit so verheerend zu schlagen waren. Aber er konnte sich jetzt nicht zurückziehen, nicht mitten im Angriff. Seine rasenden Gedanken befahlen den Überlebenden, sich zu sammeln, sich dem zweiten falschen Mann anzuschließen …
… als der Eliminator auf Billy zusprang und mit kräftigen Krallen nach ihm hieb. Der Primat rang mit dem Mörder – und dann stürzten die beiden über das Geländer und verschwanden mit einem gewaltigen Platschen im Kanal.
Rebecca schrie auf, eilte ans Geländer, aber das zweite Kollektiv hatte sie jetzt beinahe erreicht. Der junge Mann verspürte heiße Befriedigung, sah zu, wie der falsche Mann einen seiner wunderbaren Arme ausstreckte und dehnte und mit der Hand in Rebeccas dummes, schreiendes Gesicht schlug, so fest, dass sie zu Boden ging. Sie rollte sich zur Seite, während er innehielt und überlegte, wie er ihr am besten den Rest gab. Der Verlust für den Stock war immens, beispiellos, und er wollte sicher sein, dass sie in vollem Umfang dafür büßte …
Aber sie rollte jetzt auf die Füße, die Schrotflinte, die Billy fallen gelassen hatte, in den Händen, ihr Gesicht wutverzerrt. Sie feuerte auf das Kollektiv, schoss ihm einen Arm ab, die Kinder kreischten vor Schmerz, und sie schoss wieder und wieder.
Der junge Mann konnte sie jetzt kaum noch sehen, die Zahl der auf sie gerichteten Blicke war zu gering, viele der Beobachter starben, während er sich mühte, den Kontakt zu halten. Sein letzter Blick auf sie war ein wässriger Umriss, ein dunkler werdender Schatten, der schließlich ganz verschwand.
Die Vielen weinten, ihre salzigen Tränen verschmolzen mit ihren vereinten Spuren, der leidvolle Geruch des Meeres stieg aus ihrer verzweifelten Menge empor. Der junge Mann schloss die Augen und weinte mit ihnen, aber nicht lange. Seine Wut war zu groß. Das Mädchen musste sterben, so wie ihr mörderischer Freund gewiss schon gestorben war.
Er wagte es nicht, noch mehr Kinder aufs Spiel zu setzen …
Der Tyrant. Sein König.
Er brachte ein Lächeln zustande. Sein Zorn war gewaltig – aber noch gewaltiger würde seine Rache sein.
In der Straßenbahn fand Rebecca eine Magnum, umklammert von den kalten, gummiartigen Fingern eines toten Mannes. Während der kleine Wagen die kurze Fahrt von einer Plattform zur nächsten machte und leise durch das unbekannte Dunkel glitt, bog Rebecca die Hand des Toten auf und
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