Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
bezweifle ich. Es sollte eine Art Gästehaus für die leitenden Angestellten von Umbrella sein. Tatsächlich verschwand Trevor genau um die Zeit der Fertigstellung herum – aber Spencer hatte eh was an der Birne. Er beschloss, die Zentrale von Umbrella nach Europa zu verlegen – wohin genau, hab ich vergessen –, und hat die Villa einfach mit Brettern vernagelt. Wahrscheinlich ein paar Millionen Dollar voll in den Arsch geschmiert.“
Joseph grinste höhnisch. „Ja, klar. Als ob Umbrella das gejuckt hätte.“
Das stimmte wohl. Spencer mochte vielleicht verrückt gewesen sein, aber er hatte genug Geld und Geschäftssinn, um die richtigen Leute anzuheuern. Umbrella war eines der größten medizinischen Forschungs- und Pharma-Unternehmen der Welt. Selbst vor dreißig Jahren hatte Umbrella der Verlust einiger Millionen Dollar wahrscheinlich nicht wirklich wehgetan.
„Wie auch immer“, fuhr Joseph fort, „die Umbrella-Leute sagten Irons, dass sie jemanden rausgeschickt hätten, der das Haus überprüfte, und dass es keine Anzeichen für einen Einbruch gegeben habe.“
„Warum sucht ihr dann nach den Bauplänen?“, fragte Brad.
Es war Chris, der antwortete – und Barry damit erschreckte. Chris war zu ihnen herübergekommen. In sein jugendliches Gesicht hatte sich ein Ausdruck plötzlicher Leidenschaft geprägt, die fast an Besessenheit grenzte. „Weil es der einzige Ort im Wald ist, der von der Polizei nicht überprüft wurde, und er liegt praktisch mitten zwischen den Tatorten. Und weil man nicht immer darauf vertrauen kann, was die Leute sagen.“
Brad legte die Stirn in Falten. „Aber wenn Umbrella jemanden hingeschickt hat …“
Was immer Chris darauf erwidern wollte, wurde von Weskers ruhiger Stimme unterdrückt, die aus dem vorderen Teil des Raumes kam.
„In Ordnung, Leute. Nachdem es also scheint, als ob Miss Valentine nicht vorhat, sich uns anzuschließen, warum fangen wir dann nicht einfach an?“
Barry ging zu seinem Schreibtisch. Zum ersten Mal, seit diese ganze Sache begonnen hatte, machte er sich Sorgen um Chris. Er hatte den Jüngeren vor ein paar Jahren infolge einer Zufallsbegegnung in einem örtlichen Waffenladen für S.T.A.R.S. rekrutiert. Chris hatte sich als wertvolles Mitglied für das Team erwiesen, er war intelligent, aufmerksam, ein ausgezeichneter Schütze und fähiger Pilot.
Aber jetzt …
Liebevoll betrachtete Barry das Bild von Kathy und den Mädchen, das auf seinem Schreibtisch stand. Chris’ Besessenheit an den Morden in Raccoon war verständlich, erst recht seit sein Freund verschwunden war. Niemand in der Stadt wollte, dass noch jemand sein Leben verlor. Barry hatte Familie und war so entschlossen wie jeder andere im Team, den Killern das Handwerk zu legen. Aber Chris schoss mit seinem unerbittlichen Misstrauen ein wenig über das Ziel hinaus. Was hatte er damit gemeint, dass „man nicht immer darauf vertrauen könne, was die Leute sagten“? Entweder, dass Umbrella log oder Chief Irons …
Lächerlich. Die Chemiefabrik von Umbrella nebst der Verwaltungsgebäude am Stadtrand stellten drei Viertel der Arbeitsplätze von Raccoon City – zu lügen würde den firmeneigenen Interessen zuwiderlaufen. Außerdem war die Integrität Umbrellas mindestens so solide wie die eines jeden anderen Großkonzerns – vielleicht ein wenig Industriespionage, aber der Austausch medizinischer Geheimnisse war etwas völlig anderes als Mord. Und Chief Irons, mochte er auch ein fetter, schmieriger Angeber sein, war nicht der Typ, der sich die Hände schmutziger machte, als sie es beim Einstreichen illegaler Wahlkampfgelder wurden; Herrgott noch mal, der Kerl wollte Bürgermeister werden!
Barrys Blick verweilte noch einen Moment lang auf dem Foto seiner Familie, bevor er seinen Stuhl in die Richtung von Weskers Schreibtisch drehte und ihm schlagartig bewusst wurde, wie sehr er es wollte , dass Chris sich irrte. Was in Raccoon City auch vorging, diese entsetzliche Brutalität konnte einfach nicht geplant sein. Und das hieß …
Barry wusste nicht, was das hieß. Er seufzte und wartete darauf, dass die Besprechung anfing.
ZWEI
Jill fiel ein Stein vom Herzen, als sie den Klang von Weskers Stimme hörte, während sie auf die offene Tür des S.T.A.R.S.-Büros zutrabte. Bei ihrer Ankunft hatte sie einen der Hubschrauber starten sehen und war überzeugt gewesen, dass das Team ohne sie abgeflogen war. S.T.A.R.S. war in mancherlei Hinsicht ein ziemlich legerer Haufen, hatte allerdings keinen
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