Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
Platz für Leute, die nicht mithalten konnten – und Jill wollte bei diesem Fall unbedingt von Anfang an dabei sein.
„Das RCPD hat bereits eine periphere Suche in den Sektoren eins, vier, sieben und neun vorgenommen. Wir befassen uns mit den zentralen Zonen. Bravo wird hier runtergehen …“
Wenigstens kam sie nicht zu spät; Wesker zog Besprechungen immer auf die gleiche Weise durch – aktueller Stand der Dinge, Theorie, dann Fragen und Antworten. Jill holte tief Luft und trat ein. Wesker deutete auf eine Karte, die im vorderen Teil des Büros angeheftet war, gepunktet mit farbigen Markierungen, die anzeigten, wo man die Leichen gefunden hatte. Er stockte kaum in seiner Rede, als Jill rasch zu ihrem Schreibtisch ging. Plötzlich kam sie sich vor, als sei sie wieder in der Grundausbildung und zu spät zum Unterricht erschienen. Chris Redfield schenkte ihr die Andeutung eines Lächelns, während sie sich setzte, und sie nickte zurück, ehe sie ihre Aufmerksamkeit auf Wesker lenkte. Sie kannte niemanden vom Raccoon-Team näher, aber Chris hatte sich seit ihrer Versetzung hierher alle Mühe gegeben, damit sie sich willkommen fühlte.
„… nach einem Aufklärungsflug über die anderen Zentralbereiche. Sobald sie sich melden, werden wir wissen, worauf wir unsere Kräfte konzentrieren müssen.“
„Aber was ist mit der Spencer-Villa?“, fragte Chris. „Sie liegt praktisch inmitten der Tatorte. Wenn wir dort anfangen, können wir eine umfassendere Suche durchführen –“
„– und seien Sie versichert, wenn die Informationen von Bravo auf dieses Gebiet hinweisen, werden wir dort suchen. Im Moment sehe ich allerdings keinerlei Grund, es als Priorität einzustufen.“
Chris sah den Captain ungläubig an. „Aber wir haben lediglich das Wort von Umbrella selbst, dass das Anwesen sicher …“
Wesker lehnte sich gegen seinen Schreibtisch, die strengen Züge ausdruckslos und unterbrach ihn: „Chris, wir alle wollen dieser Sache auf den Grund gehen. Aber wir müssen als Team arbeiten, und die beste Vorgehensweise hier ist eine sorgfältige Suche nach diesen drei vermissten Wanderern, bevor wir anfangen, voreilige Schlüsse zu ziehen. Bravo wird sich umsehen, und wir werden uns an die Regeln halten.“
Chris runzelte die Stirn, aber er sagte nichts mehr. Jill widerstand dem Drang, ob Weskers kurzer Ansprache die Augen zu verdrehen. Natürlich war diese Vorgehensweise prinzipiell die Richtige. Wesker redete damit aber auch Chief Irons nach dem Mund. Und Irons hatte wiederholt klargemacht, dass er die Ermittlungen leitete und das eigentliche Sagen hatte. Das alles hätte Jill nur halb so viel gestört, wenn Wesker sich nicht bei jeder sich sonst bietenden Gelegenheit gern als unabhängiger Denker dargestellt hätte, der keine politischen Winkelzüge mitmachte. Sie hatte sich S.T.A.R.S. angeschlossen, weil sie die Scheißbürokratie, die einen großen Teil der Exekutive beherrschte, nicht ausstehen konnte, und dass Wesker sich dem Chief offensichtlich beugte, ärgerte sie.
Oh, und vergiss nicht, dass du beste Chancen hattest, im Knast zu landen, wenn du den Beruf nicht gewechselt hättest …
„Jill. Wie ich sehe, haben Sie doch noch Zeit gefunden, vorbeizuschauen. Erleuchten Sie uns doch mit Ihren brillanten Einsichten. Was haben Sie für uns?“
Jill erwiderte Weskers scharfen Blick und versuchte, so cool und ruhig zu wirken, wie er es war. „Nicht viel, fürchte ich. Das einzig erkennbare Schema sind die Tatorte …“
Sie sah auf die Notizen hinunter, die sie auf dem Aktenstapel vor sich liegen hatte, und durchforstete sie mit einem flüchtigen Blick nach Hinweisen. „Also, die Gewebeproben unter den Fingernägeln von Becky McGee und Chris Smith stimmen exakt überein, das haben wir gestern erfahren … Und Tonya Lipton, das dritte Opfer, war definitiv zum Wandern in den Vorbergen unterwegs, das wäre Sektor … sieben B …“
Sie sah wieder zu Wesker auf und legte ihre Sicht der Dinge dar. „Meine Theorie besteht zurzeit darin, dass sich möglicherweise ein ritueller Kult in den Bergen verborgen hält, vier bis elf Mitglieder zählend, mit Bluthunden, die darauf abgerichtet sind, Menschen, die in ihr Revier eindringen, anzugreifen.“
„Wie kommen Sie auf diese Zahl? Extrapolation?“ Wesker verschränkte abwartend die Arme.
Wenigstens hatte keiner gelacht. Jill wagte sich weiter vor, erwärmte sich für die eigene Idee. „Der Kannibalismus und die Verstümmelungen legen rituelles Verhalten
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