Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
seelenlosen Zombies.
„Das G-Virus“, sagte sie. „Gib es mir.“
Leon bewegte sich nicht. „Sie hat die Wahrheit gesagt“, erwiderte er, ohne Zorn, aber mit mehr Schmerz, als Ada hören wollte. „Du arbeitest für Umbrella.“
Ada schüttelte den Klopf. „Nein. Für wen ich arbeite, braucht dich nicht zu kümmern. Ich – ich … “
Zum ersten Mal seit Jahren, seit sie ein sehr junges Mädchen gewesen war, spürte Ada das Brennen von Tränen – und plötzlich hasste sie ihn dafür, dass er sie dazu brachte, sich selbst zu hassen.
„Ich hab’s versucht!“, heulte sie, ihre Fassung verlierend unter dem wilden Sturzbach von Wut, der sie überwältigte. „Ich habe versucht, dich zurückzulassen, in der Fabrik! Und du musstest es der Birkin ja abnehmen, nicht? Du konntest nicht einfach die Finger davon lassen!“
Ada sah Mitleid auf seinem Gesicht und spürte, wie die Wut verging, fortgespült auf einer Welle von Leid – Leid darüber, was sie verloren hatte, mit ihm; Leid um den Teil ihrer Selbst, den sie vor langer, langer Zeit verloren hatte.
Sie wollte ihm von Trent erzählen. Über die Missionen in Europa und Japan, davon, wie sie zu dem geworden war, was sie heute war, von jedem Ereignis in ihrem elenden, erfolgreichen Leben, das sie schließlich hierher geführt hatte – wo sie eine Waffe auf den Mann richtete, der sie gerettet hatte. Der Mann, der ihr vielleicht etwas hätte bedeuten können, zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort.
Die Uhr tickte.
„Gib’s her“, verlangte sie. „Zwing mich nicht, dich zu töten.“
Leon starrte ihr in die Augen und sagte einfach nur: „Nein.“
Eine Sekunde verging, eine weitere.
Ada senkte die Beretta.
Leon wappnete sich für den Schuss, für die Kugel aus Adas Waffe, die ihn töten würde –
– doch sie ließ die Waffe langsam sinken, ihre Schulter sackten herab, eine Träne rann ihr über die porzellanbleiche Wange.
Leon entließ den angehaltenen Atem, fühlte Zuvieles auf einmal, ein Durcheinander aus Traurigkeit und Verrat – und Mitleid für den qualvollen Widerstreit in ihrem schönen dunklen Blick –
– und in den Schatten hinter ihr fiel ein Schuss. Adas Augen wurden groß, ihr Mund klappte auf, als sie vornüber stürzte, und die Waffe polterte zu Boden. Ada prallte gegen das Geländer und kippte darüber hinweg.
„Ada, nein!“
Er rannte und sprang, und irgendwie erwischte sie das Geländer, während er ihr Handgelenk packte. Ihr Körper baumelte über der bodenlosen Schwärze, Blut lief aus ihrer hängenden, zertrümmerten Schulter.
„Ada, halt dich fest!“
„Mir“, flüsterte Annette, „es ist mein .“
Sie hob die Waffe abermals, hatte vor, auch den anderen zu erschießen, sich wiederzuholen, was ihr gehörte, sie alle für ihren Verrat bezahlen zu lassen –
– doch die Waffe war zu schwer, sie fiel, und Annette fiel mit ihr. Zusammen stürzten sie auf das dunkle Metall, ins Dunkel – das Dunkel wirbelte in ihrem Geist hoch und nahm ihr endlich die Schmerzen.
William –
Es war ihr allerletzter Gedanke, bevor sie einschlief.
Die Tür öffnete sich in einen Raum, der mit brüllenden Maschinen gefüllt war. Das Heulen und Zischen der summenden, ratternden Giganten übertönte das Schrillen des Alarms.
Claire rannte, zog und schob Sherry mit, suchte verzweifelt nach einem Ausweg im Bewusstsein, dass das Monster ganz nahe war.
Was will er? Warum uns?
Da , eine Plattform in der Ecke, knapp zwei Meter über dem Boden, ein Kistenstapel direkt daneben geschoben.
„Da lang!“, schrie Claire, und sie rannten vorbei an den Reihen bebender Metallkonsolen. Hitze strömte aus den Maschinen, während Claire das Mädchen hinaufschob und dann hinterherkletterte.
Ein berstendes Geräusch! Sie drehte sich um und sah, wie die gigantische Kreatur sich ihren Weg durch die Tür brach, in die brüllende Hitze trat und suchte, suchte …
Am Ende der Plattform befand sich ein Doppelschott aus Metall. Sie stürzten darauf zu. Claire dachte nur daran, hier wegzukommen, und wie man ein Wesen vernichtete, das all dies überlebt hatte …
Die Tür war unverschlossen. Sie stürmten auf eine weitere Plattform hinaus. Die Hitze in dem schattenerfüllten Raum war sengend, furchtbar –
– und es war eine Sackgasse. Claire erkannte es, bevor sie ein halbes Dutzend Schritte weit in die riesige Halle hineingerannt waren. Sie befand sich auf der Übersichtsplattform einer Gießerei, die kochende Hitze stieg von den schweren
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