Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
Multimilliarden-Dollar-Konzern, der eine ganze Stadt samt ihrer Bewohner vernichten und ungestraft davon kommen konnte?
David hatte sich entschieden, nichts mehr zu sagen. Er nickte knapp und kam dann nach hinten, um sich ihnen anzuschließen. Neben Rebeccas Sitz blieb er stehen.
„Brauchst du etwas Gesellschaft?“
Rebecca sah ihm an, dass er versuchte, ihr eine Stütze zu sein – aber sie sah auch, dass er völlig erschöpft war. Er war in der vorigen Nacht lange beschäftigt gewesen, hatte jedes Detail ihrer Reise doppelt überprüft.
„Nein, ich bin okay“, sagte sie und lächelte zu ihm hoch, „und ich habe ja noch John, der mir moralischen Beistand leistet.“
„So ist es, Baby“, rief John laut. David nickte und drückte ihre Schulter leicht, ehe er zu den hinteren Sitzen weiterging.
Er braucht seine Ruhe. Wie wir alle. Und es ist ein langer Flug – aber warum habe ich das blöde Gefühl, dass wir keine Verschnaufpause erhalten werden?
Es waren die Nerven, das war alles.
Das Motorengeräusch wurde lauter, ging in eine höhere Tonlage über. Mit einem stotternden Ruckeln setzte sich das Flugzeug in Bewegung. Rebecca umklammerte die Armlehnen zu beiden Seiten, schloss die Augen und dachte, dass sie, wenn sie schon den Mumm hatte, Umbrella die Stirn zu bieten, ganz bestimmt auch einen Flug überleben würde.
Und selbst wenn nicht, war es zu spät, um es sich jetzt noch anders zu überlegen – sie waren unterwegs, und es gab kein Zurück mehr.
Sie waren erst seit zwanzig Minuten in der Luft, aber Claire nickte bereits ein, halb gegen Leons Schulter gelehnt. Leon war ebenfalls müde, wusste aber, dass er nicht so ohne Weiteres Schlaf finden würde. Zum einen hatte er Hunger, und zum anderen war er noch immer unsicher, ob er das Richtige tat.
Toller Zeitpunkt, um darüber nachzugrübeln, jetzt, wo du so ziemlich in der Pflicht stehst , kommentierte eine innere Stimme sarkastisch. Vielleicht kannst du sie ja einfach bitten, dich in London oder so abzusetzen. Du könntest in einem Pub abhängen, bis sie fertig sind … oder tot.
Leon ermahnte sich, seine Lage endlich zu akzeptieren und seufzte leise. Er stand in der Pflicht. Was Umbrella getan hatte, war nicht einfach nur kriminell, es war böse – oder jedenfalls so böse, wie es ein paar geldgierige Arschlöcher aus der Industrie nur sein konnten. Sie hatten Tausende getötet, Biowaffen entwickelt, die Milliarden töten konnten, hatten seine sorgfältig geplante Zukunft ausgelöscht und waren verantwortlich für den Tod von Ada Wong, einer Frau, die er geachtet und gemocht hatte. Sie hatten einander durch so manche herbe Situation geholfen in jener schrecklichen Nacht in Raccoon – ohne sie wäre er nie mit dem Leben davongekommen.
Leon glaubte an das, was David und seine Leute taten, und es war nicht so, dass er Angst hatte, ganz und gar nicht …
Er seufzte abermals. Er hatte verdammt viel über alles nachgedacht, seit er und Claire und Sherry aus der brennenden Stadt herausgetaumelt waren, und der einzige Grund, der ihm dazu einfiel, dass sich etwas in ihm immer noch dagegen sträubte, das zu akzeptieren, was er tat, war so dämlich, dass er ihn am liebsten weit von sich geschoben hätte. Aber es rumorte unentwegt in ihm. Sich gegen Umbrella zu stellen war das Richtige – es war nur so, dass er sich … nicht qualifiziert genug dafür fühlte.
O ja, das ist ziemlich dämlich!
Vielleicht war es das – aber es bremste ihn aus, ließ ihn sich unsicher fühlen, und er musste sich unablässig damit auseinander setzen.
David Trapp hatte bei S. T. A. R. S. Karriere gemacht, nur um dann zusehen zu müssen, wie die Organisation unter Umbrellas Kontrolle geriet. Er hatte zwei Freunde bei einer Mission verloren, während der sie in ein Testlabor für Biowaffen eingedrungen waren, und dasselbe traf auf John Andrews zu. Rebecca Chambers hatte gerade erst bei S. T. A. R. S. angefangen, aber sie war eine Art wissenschaftliches Wunderkind mit tief reichendem Interesse an den Machenschaften von Umbrella. Das und die Tatsache, dass sie mehr hinter sich hatte als sonst jemand, machten ihr nie ermüdendes Engagement verständlich. Claire wollte ihren Bruder finden, die einzige Familie, die sie noch hatte; ihre Eltern waren tot, und die beiden standen sich nahe. Chris, Jill und Barry hatte Leon nie kennengelernt, aber er war sicher, dass auch sie triftige Gründe hatten. Er wusste, dass Barry Burtons Frau und Kinder bedroht worden waren, Rebecca hatte es
Weitere Kostenlose Bücher