Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
war eine Angelegenheit genau nach Johns Geschmack, um sie tüchtig hochzunehmen.
Das Flugzeug begann zu vibrieren, die Motoren heulten auf und verfielen dann in ein tiefes Brummen, das Rebecca zwang, die Zähne zusammenzubeißen. Sie wollte sich um keinen Preis gegenüber John anmerken lassen, wie nervös sie war. Sie schaute wieder zum Fenster hinaus und sah, wie Leon und Claire auf die Metalltreppe zuliefen. Offenbar waren alle Waffen verladen.
„Wo ist David?“, fragte Rebecca.
John hob die Schultern. „Redet mit dem Piloten. Wir haben nur den einen, weißt du, irgendein Freund von ’nem Freund von ’nem Typen aus Arkansas. Sind nicht viele Piloten dazu bereit, Typen wie uns nach Europa reinzuschmuggeln, schätze ich … “
John lehnte sich weiter vor und senkte die Stimme zu einem Flüstern. Sein Grinsen schwand. „Ich hab gehört, er trinkt. Wir konnten ihn billig anheuern, weil er mal eine Fußballmannschaft in ’ne Bergflanke geschmettert hat.“
Rebecca lachte kopfschüttelnd. „Du hast gewonnen. Ich habe Angst, zufrieden?“
„Zufrieden. Mehr wollte ich nicht“, erwiderte John sanft und drehte sich um, während Leon und Claire die kleine Kabine betraten. Sie gingen bis zur Mitte des Flugzeugs und nahmen auf der anderen Gangseite Platz. David hatte behauptet, der Bereich über den Tragflächen sei der sicherste. Aber die große Wahl blieb einem nicht – es gab nur zwanzig Sitze insgesamt.
„Schon mal geflogen?“, fragte Claire und beugte sich in den Gang vor. Sie wirkte ebenfalls leicht nervös.
Rebecca zuckte die Achseln. „Einmal. Und du?“
„Einige Male, aber immer mit großen Verkehrsmaschinen, DC 747 oder 727, hab’s vergessen. Ich weiß nicht mal, was das hier für ein Ding ist.“
„Es ist eine DHC 8 Turbo“, sagte Leon. „Glaube ich. David hat es irgendwann mal erwähnt … “
„Ein Killer ist das, sonst nichts!“ Johns tiefe Stimme schwebte über den Sitzen. „Ein Stein mit Flügeln!“
„John, Süßer … halt endlich die Klappe“, sagte Claire freundlich.
John gluckste, offenbar erfreut, ein neues Opfer gefunden zu haben, mit dem er seine Spielchen treiben konnte.
David erschien im vorderen Teil der Kabine. Er trat aus dem von einem Vorhang abgetrennten Bereich, der zum Cockpit führte, und John verstummte. Alle Aufmerksamkeit richtete sich auf David.
„Sieht aus, als könne es losgehen“, sagte er. „Captain Evans, unser Pilot, hat mir versichert, dass alle Systeme einwandfrei funktionieren und wir gleich starten werden. Er hat uns gebeten, sitzen zu bleiben, bis er uns Bescheid gibt. Ähm – die Toilette befindet sich direkt hinter dem Cockpit, und hinten, am Ende des Gangs, steht ein kleiner Kühlschrank mit Sandwiches und Getränken … “
Er verstummte, erweckte aber den Eindruck, als wollte er noch etwas hinzufügen, das ihm nur nicht einfiel. Ein zerstreuter Professor. Diesen Eindruck von ihm hatte Rebecca in den vergangenen paar Wochen oft genug gewonnen. Er schien sich in der eigenen Haut nicht wohlzufühlen und wirkte stark verunsichert. Aber seit dem Tag, als Raccoon in die Luft geflogen war, hatten sie alle mehr oder minder schon einmal so aus der Wäsche geschaut …
Weil sie zu dem, was sie taten, nicht im Stande hätten sein sollen. Aber sie waren es. Es hätte das Ende markieren sollen, aber es ist nicht vorbei. Wir wissen es und haben die Hosen gestrichen voll. Nur zugeben will es keiner!
Als die ersten Meldungen über die Katastrophe durch die Zeitungen gegangen waren, hatten sie noch alle fest geglaubt, dass Umbrella diesmal nicht in der Lage sein würde, seine Spuren zu verwischen. Der Ausbruch im Spencer-Anwesen war ein begrenztes Desaster gewesen, kein Problem, die Sache zu vertuschen, nachdem die Villa und die umliegenden Gebäude ein Raub der Flammen geworden waren. Die Einrichtung in Caliban Cove hatte sich auf Privatgrund befunden und lag zu abgeschieden, als dass jemand davon hätte erfahren können – und wieder hatte Umbrella die Scherben zusammengefegt und den Mantel des Schweigens darüber gedeckt.
Raccoon City allerdings … Tausende von Menschen waren gestorben – und Umbrella war mit blütenreiner Weste aus der Sache hervorgegangen, nachdem das Unternehmen falsche Beweise gestreut und hauseigene Wissenschaftler zur Lüge angehalten hatte. Eigentlich hätte dies absolut unmöglich sein sollen. Und dass es doch passiert war, hatte sie alle entmutigt. Welche Chance hatte eine Handvoll Flüchtlinge gegen einen
Weitere Kostenlose Bücher