Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
Gott, seine Kiefer sind aus dem Gelenk gebrochen … ! Und ihr Blick wanderte weiter zu der klaffenden, nassen Höhlung unterhalb seines Brustbeins.
Die Kreatur war ihm eingesetzt worden – von wem oder was, wusste Ada nicht, und sie wollte es auch nicht wissen. Was sie wollte, war, diese Mission zu Ende bringen, so schnell wie möglich, und dann Raccoon so weit hinter sich zu bringen, wie es nur ging. Tatsächlich glaubte sie, dass sie noch nie etwas so sehr gewollt hatte. Als ihr klar geworden war, dass es hier einen T-Virus-Zwischenfall gegeben hatte, hatte sie damit gerechnet, dass sie es mit ein paar absonderlichen Organismen zu tun bekommen würde. Aber der Gedanke, dass ihr einer davon in den Rachen gestopft werden könnte und sich wie ein schleimiger, abnormer Fötus in ihr einnistete, bevor er sich seinen Weg wieder aus ihr herausfraß … wenn das nicht das Entsetzlichste war, das sie sich überhaupt ausmalen konnte, dann kam es doch zumindest ganz dicht dahinter.
Sie schaute zu Leon hin und gab jeden Vorwand auf zu versuchen, überlegt zu handeln. Sie würde zum Labor gehen, und dieser Entschluss stand nicht zur Diskussion!
„Ich hau hier ab“, sagte sie und ohne auf eine Erwiderung zu warten, drehte sie sich um und schritt eilends auf die Tür zu, wobei sie sorgsam darauf achtete, nicht in die Spur zu treten, die das winzige Monster hinterlassen hatte.
„Warte! Hör mir doch zu, ich glaube – Ada? Hey … !“
Sie trat auf den Korridor hinaus, die Waffe erhoben, doch die Kreatur war verschwunden. Die blutige Spur verlor sich noch vor der Hälfte des Ganges – aber Ada sah, dass sie die Tür zum Zwinger offen gelassen hatten –
– und der Schacht ist auch offen. Großartig.
Leon holte sie schon nach ein paar Schritten ein. Er stand vor ihr, verstellte ihr den Weg, und für einen Augenblick dachte Ada, er würde versuchen, sie gewaltsam aufzuhalten.
Tu’s nicht. Ich will dich nicht verletzen, aber ich werde es tun, wenn du mich dazu zwingst.
„Ada, geh nicht“, sagte Leon; es war kein Befehl, sondern eine Bitte. „Ich – als ich in Raccoon ankam, traf ich auf dieses Mädchen, und ich glaube, sie ist irgendwo im Revier. Wenn du mir hilfst, sie zu finden, könnten wir alle drei zusammen verschwinden. Wir hätten eine viel bessere Chance … “
„Tut mir leid, Leon, aber das ist ein gottverdammt freies Land. Tu, was du tun musst, viel Glück dabei – aber ich bleibe nicht hier. Ich hab genug. Wenn – falls ich hinauskomme, werde ich Hilfe schicken.“
Sie wollte sich an ihm vorbeidrängen, hoffte, dass es nicht zu einer Auseinandersetzung kommen würde, und wünschte, sie hätte ihm sagen können, dass er ihr nicht in die Quere kommen solle. Und wie gefährlich es für ihn wäre, es auch nur zu versuchen. Doch da überraschte Leon sie abermals.
„Dann begleite ich dich“, erklärte er. Er hielt ihrem Blick stand, eisern, ohne zu blinzeln – und doch voller Angst. „Ich lass dich das nicht allein tun. Ich will nicht, dass noch jemand … Himmel, ich will nicht, dass dir etwas zustößt!“
Ada starrte ihn an, war nicht sicher, was sie sagen sollte. Jetzt, da Bertolucci tot war, wollte sie Leon in der Kanalisation nicht abhängen müssen; es würde zwar nicht schwierig sein in Anbetracht der Ausdehnung des Netzes … aber er war einfach so gottverdammt nett , so wild entschlossen zu helfen, dass sie es gehasst hätte, ihm etwas Schlimmes antun zu müssen. Die Sache wäre viel einfacher gewesen, wenn er schlicht ein Arschloch mit Macho-Allüren gewesen wäre, aber so …
Okay, gib deine Tarnung auf. Erzähl ihm, dass du eine Privat-Agentin bist, deren Job es ist, das G-Virus zu stehlen, und dass du keine Begleitung brauchst. Erzähl ihm, wie erleichtert du warst, als dir klar wurde, dass der Reporter im Sterben lag, oder dass du kein Problem mit dem Töten hast, wenn es für einen guten Zweck ist – wenn du dafür bezahlt wirst beispielsweise. Mal sehen, wie nett und hilfsbereit er dann noch ist.
Das kam natürlich nicht infrage, ebenso wenig wie der Versuch, ihm auszureden, mit ihr zu kommen; es würde keinen Sinn haben. Und ein Teil von ihr, ein Teil, den sie sich nicht eingestehen wollte, hatte es satt, allein zu sein. Der Anblick dieses Dings , das aus Bertolucci herausgeplatzt war, hatte sie erschüttert, hatte ihr das Gefühl vermittelt, dass sie nicht so unverwundbar war, wie sie gerne glaubte.
Also lass ihn mitkommen, geh zum Labor und finde dort ein sicheres
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