Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
Plätzchen, wo du ihn zurücklassen kannst.
Leon sah sie aufmerksam an, wartete auf ihre Zustimmung. „Gehen wir“, sagte sie, und das Grinsen, das er ihr schenkte, ließ sie sich, obwohl es gewinnend war, noch unbehaglicher fühlen.
Ohne ein weiteres Wort gingen sie in Richtung des Zwingers. Ada fragte sich, was zum Teufel sie hier tat – und ob sie noch imstande sein würde zu tun, was immer auch getan werden musste, um ihren Job zu erledigen.
Claire stand vor der altertümlichen Tür am Ende des dunklen, verliesähnlichen Ganges, in den der Aufzug sie gebracht hatte. Im Revier war es schon unangenehm gewesen, aber gegen die klamme Kälte dieses steinernen Ganges hatten im Revier geradezu sommerliche Verhältnisse geherrscht. Es war, als sei sie in ein mittelalterliches Spukschloss hinabgestiegen.
Sie holte tief Luft und überlegte, wie sie hineingehen sollte. Sie war ziemlich sicher, dass Irons von einem Überraschungsbesuch nicht angetan sein würde, aber der Gedanke, anzuklopfen, erschien Claire albern – und gefährlich obendrein. In Halterungen zu beiden Seiten der schweren Holztür brannten Fackeln, die Tür selbst war mit rostigen Metallbändern beschlagen – und hätte sie zuvor noch den geringsten Zweifel daran gehabt, dass Irons verrückt war, hätten der Anblick der beiden flackernden Fackeln und das Gefühl kalter, lautloser Angst, das den Gang erfüllte, ihre Unsicherheit ausgeräumt.
Ein Geheimgang, ein verborgener, gespenstisch beleuchteter Raum … Welcher normale Mensch würde sich hier unten aufhalten wollen? Es war nicht die Katastrophe – Irons muss schon lange vor dem Umbrella-Unfall durchgeknallt gewesen sein …
Eine weitere Gewissheit, obwohl sie keinerlei Beweise dafür hatte – aber als Sherry ihr erzählt hatte, womit ihre Eltern ihren Lebensunterhalt verdienten und was vor ihrer Ankunft auf dem Revier geschehen war, hatte es klick in ihr gemacht. Umbrella hantierte mit Krankheitserregern, und die Einwohnerschaft von Raccoon war unbestreitbar an irgendetwas sehr schlimm erkrankt. Es musste einen Unfall gegeben haben, einen Ausbruch, der diese seltsame Zombie-Pest freigesetzt hatte …
Schluss mit den Ausflüchten!
Claire nagte an ihrer Lippe, nicht sicher, was sie tun sollte. Sie bezweifelte nicht, dass Irons irgendwo hier unten war, und sie wollte ihm nicht noch einmal über den Weg laufen. Vielleicht sollte sie wieder nach oben, Sherry holen und nach einem anderen Ausweg suchen. Nur weil dieser Bereich geheim war, hieß das nicht, dass er eine Fluchtmöglichkeit bot.
Du schindest immer noch Zeit, und Sherry ist dort oben ganz allein. Und du hast eine Waffe, schon vergessen?
Eine Waffe mit sehr wenig Munition. Wenn das hier Irons’ Versteck war, dann bewahrte er hier vielleicht Waffen auf … oder möglicherweise war es auch nur ein weiterer Gang, der tiefer in die Katakomben des Reviers hineinführte. Wie auch immer, nur hier herumzustehen und sich Fragen zu stellen, würde sie nicht weiterbringen.
Claire legte die Hand auf den Riegel, atmete noch einmal tief ein, und schob ihn zurück. Die schwere Tür schwang langsam und in gut geölten Scharnieren auf. Claire trat zurück, hob die Waffe und –
Jesus Christus!
Ein leerer Raum, so nasskalt und abweisend wie der Gang – aber mit einer Ausstattung, die Claire eine Gänsehaut verursachte. Eine nackte Glühbirne hing von der Decke und beleuchtete den unheimlichsten Raum, den sie je gesehen hatte. In der Mitte stand ein Tisch, fleckig und verschrammt, darauf lagen eine Handsäge und andere Schneidewerkzeuge; ein verbeulter Metalleimer und ein Mopp lehnten an einer feuchtglänzenden Wand neben einer tragbaren Wanne mit getrockneten roten Flecken; Regale, die mit staubigen Flaschen gefüllt waren – und etwas, das wie menschliche Knochen aussah, poliert und bleich, aufgereiht wie makabre Trophäen. All das und der Geruch – ein schwerer, chemischer Gestank, scharf und sauer, der nur einen noch abseitigeren Geruch überdeckte – einen Geruch wie destillierter Wahnsinn …
Nur in den Raum hineinzuschauen, verursachte Claire bereits Übelkeit. „Durchgeknallt“ war womöglich die Untertreibung des Jahres, um den Polizeichef zu beschreiben – aber es war niemand da, und das bedeutete, dass es irgendwo hier drinnen einen weiteren Geheimgang geben konnte. Zumindest nach Waffen musste sie suchen.
Claire schluckte und betrat den Raum, froh, dass sie Sherry nicht mitgenommen hatte. Der Anblick dieser privaten kleinen
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