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Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Titel: Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Berndt
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in der Isolation überhaupt so lange durchhalten? »Ich habe mit meinem späteren Ich einen Pakt geschlossen, dass es kommen würde und das kleine Mädchen befreien«, sagte die junge Frau im Fernsehen. »Ich war nie einsam in meinem Herzen, meine Familie und glückliche Erinnerungen waren immer bei mir. Ich habe mir geschworen, dass ich älter werde, stärker und kräftiger, um mich eines Tages befreien zu können«, so die 18-Jährige.
    Neben ihrer Stärke, ihrem Glauben an die Zukunft und ihrer Bindung an die Familie gab es noch etwas Besonderes an Natascha Kampusch: Das war ihr Mitgefühl. Obwohl mit ihr jahrelang niemand Mitleid hatte, hat sie sich die Zuneigung zu den Menschen und zum Menschsein bewahrt. Mit Spenden, die sie nach ihrer Flucht erhielt, finanzierte sie ein Kinderkrankenhaus in Sri Lanka. Warum ausgerechnet dort? »Ich habe während meiner Gefangenschaft ja Radio gehört«, erzählte sie. »Als 2004 der Tsunami ausbrach und die Berichte zu mir durchgedrungen sind, hatte ich schreckliche Bilder im Kopf.«
    Sogar der Täter und seine Mutter weckten ihr Mitgefühl. Neben der Leiche ihres Entführers, der nach ihrer Flucht Selbstmord beging, zündet sie im gerichtsmedizinischen Institut eine Kerze an. »In meinen Augen wäre sein Tod nicht nötig gewesen. Er war ein Teil meines Lebens, deswegen trauere ich in einer gewissen Art um ihn«, sagte sie – und reflektierte zugleich diese Annäherung an den Täter, wie sie fast alle Geiseln vollziehen. Das sei nicht krankhaft gewesen, schrieb sie in ihrer Autobiographie ›3096 Tage‹, sondern vielmehr »eine Strategie des Überlebens in einer ausweglosen Situation« – oder, wie sie im Fernsehen sagte: »Es ist im echten Leben nicht so, dass man ohne innere Kämpfe existieren kann.«

Was zeichnet die Widerständigen im Alltag aus?
    Dem kleinen William hätte wohl niemand eine große Zukunft prophezeit. Er wurde zwar in Arkansas in einem Dörfchen namens Hope geboren, aber Hoffnung gab es in seinem jungen Leben kaum. Als William eines Tages wieder einmal seine Mutter vor dem gewalttätigen Stiefvater zu schützen versuchte, schoss dieser sogar auf die beiden. Im Suff verfehlte er sie, aber die Einschusslöcher beließ er als Mahnmal in der Wand. Trotz allem nahm William, den sie Billy nannten, mit 14 Jahren den Nachnamen seines Stiefvaters an. Als Bill Clinton sollte er weltberühmt werden.
    Ein anderes Kind mit anderer Konstitution wäre in diesem Zuhause womöglich zugrunde gegangen. William aber gelang es sogar, zum Präsidenten der USA aufzusteigen. Weshalb hielt er die Tyrannei und Verachtung seines Stiefvaters aus? Welche Faktoren in seiner ansonsten furchtbaren Jugend haben ihn stark gemacht?
    Man ist leicht geneigt, die Gründe für die große Widerstandskraft des kleinen William allein in seiner Persönlichkeit zu suchen. Tatsächlich vereinen Stehaufmännchen wie Bill Clinton meist viele Eigenschaften in sich, die ihnen Stärke verleihen. Wer nach einem Schicksalsschlag wieder aufsteht, muss zweifellos Frust gut aushalten und verarbeiten können. Einen Schutz gegen das Abrutschen liefern auch Intelligenz und die Fähigkeit, Beziehungen zu anderen einzugehen. Denn sie machen es den widerstandsfähigen Menschen leichter, Wege aus der Krise zu finden und sich ein Netzwerk von Unterstützern aufzubauen, die in schwierigen Situationen für sie da sind. Auch hilft es, wenn man sich nicht an seine Gewohnheiten klammert und stattdessen offen für Veränderungen in seinem Leben ist – ja diesen womöglich einen besonderen Reiz abgewinnen kann. Und schließlich helfen Optimismus und ein Quäntchen Humor, um nacheinem Schicksalsschlag schon wieder Licht am Horizont zu sehen.
    Doch Resilienz ist nicht nur eine Eigenschaft, ein Wesensmerkmal oder die Summe von Charakterzügen. Neben solchen Persönlichkeitsfaktoren spielen auch Umweltfaktoren eine wesentliche Rolle bei der Ausbildung der psychischen Widerstandskraft. Keine noch so starke Persönlichkeit überlebt in einer komplett widrigen Umgebung; und an sich schwache Persönlichkeiten können durch ihr Umfeld so gestärkt werden, dass ihnen die Bewältigung von Krisen am Ende leichter möglich ist als hartgesottenen Zeitgenossen.

Die Widerstandskraft ruht auf mehreren Säulen
    Die Chancen der Kinder auf ein schönes und erfülltes Leben standen alles andere als gut. Unter den Ureinwohnern auf der hawaiianischen Insel Kauai herrschte in den 1950er-Jahren die Tristesse, die so viele naturnahe Völker

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