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Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Titel: Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Berndt
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weiß, wie er sein Leben sinnvoll gestalten kann; dass er am Ende glücklich mit sich und seinem Dasein ist.
Der Schlüssel zur Stärke ist Bindung
    Trotz mancher Kritik aber schätzt auch Michael Fingerle den grundlegenden Wert von Emmy Werners Pionierarbeit hoch ein: »Die Kauai-Studie hat uns die wesentlichen Faktoren aufgezeigt, die Menschen trotz schwierigster Bedingungen gesunderhalten«, sagt er. Das sieht auch Friedrich Lösel so. Der Psychologe ist zugleich Kriminologe und interessiert sich auch vor diesem Hintergrund dafür, welche Chancen Kinder aus schwierigen sozialen Milieus haben, ihr Leben anders als ihre familiären Vorbilder nicht periodisch im Knast zu verbringen.
    »Der allergrößte Schutz im Leben ist Bindung«, fasst Lösel zusammen. Die starken Kinder von Kauai hatten etwas, das all jene Kinder, die wie ihre Eltern im Suff landeten, eben nicht hatten: Es gab zumindest eine enge Bezugsperson, die sich liebevoll um sie kümmerte und auf ihre Bedürfnisse reagierte, die Grenzen setzte und Orientierung bot.
    Auch Bill Clinton hatte solche engen Vertrauten. Bis seine Mutter den furchtbaren Stiefvater heiratete, wuchs er bei seinen liebevollen Großeltern auf. Dabei wusste er: Er konnte sich nicht nur auf seine Großeltern verlassen. Trotz ihrer Schwächen war auch seine Mutter eine Vertrauensperson, die nach ihren Kräften für ihn da war und gemeinsam mit ihm Wege suchte, der Tyrannei des Stiefvaters zu entgehen.
    »Schon eine einzige enge Bindung macht so stark, dass viele negative Faktoren dadurch wieder wettgemacht werden«, sagtdie Heilpädagogin Monika Schumann und betont: »Das ist unsere pädagogische Chance.«
    Denn die Vertrauensperson muss nicht unbedingt Mutter oder Vater, Großmutter oder Großvater sein. Eine Tante, ein Lehrer, eine Nachbarin können diese Rolle übernehmen. »Wichtig ist es, Kindern auf Augenhöhe zu begegnen«, sagt Schumann. »Jemand muss ihnen Geborgenheit geben, ihre Fortschritte anerkennen, ihre Fähigkeiten fördern und sie unabhängig von Leistung und Wohlverhalten lieben: Das macht stark fürs Leben.«
    So ist es wohl auch kein Zufall, dass sich auf Kauai vor allem die erstgeborenen Kinder positiv entwickelten und solche, die relativ wenige Geschwister hatten. Besonders gut erging es jenen Kindern, die schon mindestens zwei Jahre alt waren, bevor sie die Aufmerksamkeit ihrer Eltern mit Geschwistern teilen mussten.
    Liebe ist ein Geschenk. Aber auch Kinder bekommen sie häufig nicht ganz ohne eigenes Zutun. Im Grunde sei Resilienz die Fähigkeit, förderliche Beziehungen einzugehen und sich Unterstützung bei Personen oder Institutionen zu holen, sagt die Zürcher Psychologin und Paartherapeutin Ulrike Borst. Dazu müssen sich manche Menschen gar nicht besonders engagieren: Wer als kleiner Sonnenschein auf die Welt kommt und die Herzen seiner Mitmenschen im Sturm erobert, der zieht die Zuwendung oft auch ohne weiteres Zutun einfach auf sich. »Kinder, die ein freundliches, waches, offenes Temperament haben, machen es auch ihren Bezugspersonen leichter, sie zu mögen«, sagt die Soziologin und Resilienz-Expertin Karena Leppert, »deshalb finden sie auch leichter Freunde oder andere Unterstützer.«
    So zeigt sich schon bei den Kindern von Kauai: Jene gerne »pflegeleicht« genannten Kleinkinder, die ihre Bezugspersonen eben nicht mit aufreibendem Essverhalten oder zermürbenden Schlafgewohnheiten marterten, zogen im Alter von einem oder zwei Jahren mehr positive Zuwendung ihrer Eltern oder anderer Bezugspersonen auf sich als die schwierigeren Babys. Ihre Mütter beschrieben jene Kinder, die später als erfolgreich und resilient eingestuft wurden, schon als Einjährigetendenziell als aktiv, liebevoll, anschmiegsam und freundlich. Als die Kinder zwei Jahre alt waren, schlossen sich unabhängige Beobachter diesem Urteil an und nannten die Kinder angenehm, fröhlich, freundlich, aufgeschlossen und gesellig. Die resilienten Kinder waren zudem mehr in das soziale Spiel mit Gleichaltrigen integriert. Bereitwillig halfen sie anderen, die Hilfe brauchten – und konnten auch selbst um Hilfe bitten, wenn sie welche nötig hatten.
    Es sei ein Wechselspiel zwischen dem Temperament der Kinder und der Feinfühligkeit ihrer Bezugsperson, erläutert Karena Leppert. Das freundliche Wesen der Kinder führt – weil sie sich damit die Zugewandtheit anderer Menschen sicherten – dazu, dass sie im Leben stärker werden. Zugleich aber wirkt es auch positiv auf Eltern und Freunde,

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