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Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Titel: Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Berndt
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Lebens plagt. Der seinem Dasein lieber heute als morgen ein Ende bereiten würde.
    Doch das Gegenteil war der Fall. Der Patient hatte vielmehr Angst, jemand anderes könne ihm gegen seinen Willen das Leben nehmen. »Ich hänge an meinem Leben«, erzählte er. Seine Familie wolle ihn am liebsten zur Seite schaffen; für sie sei er als Pflegefall eine unendliche Belastung. Er habe gehört, wie seine Frau mit einem der Ärzte sprach, er solle ihm keine Antibiotika mehr verordnen. Es sei doch besser, ihn an seiner Lungenentzündung sterben zu lassen. Er aber wollte leben. Er genieße es – trotz allem, erklärte er. Er fühle sich wohl.
    Für den jungen Arzt war das kaum zu glauben. Wie fast allen Menschen erschien auch ihm die Vorstellung, dass sein Geist in einem fast vollständig gelähmten Körper gefangen ist, schier unerträglich. »Ich wäre lieber tot, als in so eine Situation zu geraten«, sagt fast jeder, der als Gesunder in einem Gedankenspiel vor diese Wahl gestellt wird. In den 1970er-Jahren, da dachte man ja eine Zeitlang, jeder Mensch hätte sein persönliches Glücksniveau. Egal, ob er einen sechsstelligen Lottogewinn einstreicht oder ob er sein Leben nach einem Unfall im Rollstuhl verbringen muss: Nach einem kurzen Ausschlag auf der Glücksskala nach oben oder unten würden die Menschen wieder ihr altes Glücksniveau und die ihnen angeborene Lebenszufriedenheit erreichen. Doch so ist es nicht, das wusste der junge Arzt. Deshalb hatte er sich ja so vor dem Kontakt mit diesem Unglückseligen gefürchtet.
    Gleichwohl gibt es immer wieder Berichte von Schwerstkranken, die ihr Leben lieben. Sogar von Menschen, die noch stärker behindert sind als dieser an allen vier Gliedmaßen gelähmte Mann. Erst neulich hatte der Arzt eine belgische Studie von Patienten mit Locked-in-Syndrom gelesen. Diese Patienten sind gefangen in ihrem zu 99,99 Prozent unbeweglichen und meist gefühllosen Körper. Nach einem Schlaganfall kann so etwas geschehen, infolge einer degenerativen Erkrankung oder durch einen Unfall. Die Patienten müssen fast immer beatmet und künstlich ernährt werden.
    Trotzdem bezeichneten sich mehr als zwei Drittel der 65 Locked-in-Patienten, die in der belgischen Studie befragt wurden,als glücklich. Manche konnten dies mühsam sagen, die meisten antworteten mit Hilfe der einzigen Regungen, die ihnen geblieben sind: Viele Betroffene können wenigstens blinzeln oder die Augen hin und her bewegen. Wenn ein Pfleger oder ein Computer das Alphabet abspielt, stoppen die Patienten es per Lidschlag. So teilten sie sich den Ärzten, Buchstabe um Buchstabe, mit. Nur sieben Prozent der befragten Patienten sagten, dass sie lieber tot wären. Vielleicht wäre ihr Anteil höher, wenn alle kontaktierten Patienten geantwortet hätten. Doch die wenigsten wollten an der Studie teilnehmen. Und diejenigen, die antworteten, werden wahrscheinlich die Patienten mit dem größten Lebensmut gewesen sein. Aber dennoch zeigte die Befragung unmissverständlich: Es gibt durchaus Schwerstbehinderte, die an ihrem Leben hängen. Selbst wenn dieses Leben aus nichts anderem mehr als seinem eigenen Ich besteht.
    Kurz nach dem Unfall, da habe er an Selbstmord gedacht, erzählte der gelähmte Mann dem jungen Arzt im Klinikum Großhadern. Aber nicht einmal dazu sei er ja noch fähig gewesen. Nichts konnte er mehr allein tun; es gab für ihn kein selbstbestimmtes Leben mehr. Das sei am Anfang wie eine Folter gewesen. Hätte er allein durch Gedankenkraft sterben können, dann hätte er es wohl getan.
    Aber nach einigen Monaten habe er sich sein Leben so eingerichtet, dass es ihm wieder Freude bereite. Er genieße die vielen Hörbücher, die er abspielen könne. Er genieße es, jeden Tag Neues zu erfahren, sich unaufhörlich bilden zu können. Und er habe Freude am Essen. Keine Frage: Wenn er wählen könnte, dann würde er diesen dummen Kopfsprung von damals ungeschehen machen. Aber darüber denke er schon lange nicht mehr nach. Er sei eben jung gewesen damals. Junge Männer machten dummes Zeug. Bei ihm sei es zweifelsohne besonders dumm ausgegangen.
    Aber komplett dumm nun auch wieder nicht. »Ich lebe«, sagte er. Und seine Phantasie, seine Imagination, seine Wahrnehmung und seine Erinnerungen – das alles war ihm doch geblieben.
Die Geisel
    Ihr Auftritt war so stark, dass hinterher die Fachleute stritten. Konnte das alles wirklich wahr sein? Vor zwei Wochen erst war diese 18-Jährige ihrem Entführer entkommen. Als sie davor das letzte

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