Resteklicken
scheinbar im Kreis. Und meine Tage enden immer und immer wieder in der gleichen Katastrophe. Einer Katastrophe namens Steffi.
Ich muss etwas ändern. Dringend.
Die Frage ist nur, was.
Ich füttere die Fische in meinem Facebook-Aquarium und putze die virtuelle Glasscheibe dann mit einer kleinen virtuellen rosafarbenen Comicbürste. Das gibt Erfahrungspunkte, und bei einer bestimmten Anzahl an Punkten levelt man auf. Schade, dass das echte Leben nicht so einfach ist. Statt Erfahrungspunkte zu sammeln und charakterlich aufzuleveln, mache ich immer wieder die gleichen Fehler.
Ich kaufe mir ein paar neue Fische. Sie sind gelb und ekelhaft niedlich.
Meine Farm, mein Restaurant, das Café und meine Insel habe ich in den letzten Tagen stark vernachlässigt. Und mein Pet dürfte wohl auch schon jämmerlich verendet sein.
Ich setze mich auf mein Bett und mache den Fernseher an. Dann lese ich noch mal die SMS von Steffi und kriege einen roten Kopf.
Im Fernsehen bleibe ich bei irgendeiner BBC -Reportage hängen, in der ein Schimpanse mit einem Stock ein Gummibärchen aus einer festgeschraubten Glasröhre fummeln muss. Er macht das ziemlich gut. Und als er beim nächsten Versuch das Gummibärchen versehentlich mit seinem Stock in einer Vertiefung versenkt und nicht mehr rankommt, da hebt er einfach einen Schraubenzieher vom Boden auf, schraubt die ganze Versuchsanordnung auseinander, nimmt die Glasröhre in Hände und Füße und schüttelt so lange, bis das Gummibärchen rausfällt und er es vom Boden aufheben kann.
Ich scheitere schon bei dem Versuch, den » Sylter Heringstopf « von ALDI zu öffnen.
Als ich die Plastikfolie abziehen will, reiße ich nur die kleine Lasche ab und halte sie in der Hand. Wow. Ich bin dümmer als ein Affe. Und wirke auf Frauen deutlich weniger anziehend.
Egal, ich kriege im Moment sowieso nichts runter.
Ich stehe auf, zünde mir eine Zigarette an und gehe zum Spiegel. Darin blickt mich das Gesicht von Spongebob an. Mann, seh ich kacke aus. Meine Haare stehen wirr vom Kopf ab, meine Haut ist porös und hat die Farbe von Käsekuchen, und mein linkes Auge ist mit schwarzer Schminke verschmiert. Verheult regelrecht.
Ja, es muss sich unbedingt etwas ändern!
Ich gehe an meinen Rechner und gebe »Karateschule Berlin« bei Google ein.
Ich wollte schon immer Karate machen. Frauen stehen darauf, wenn ein Mann die Kunst des Kampfsports beherrscht. Und sie stehen natürlich auf Muskeln. Vielleicht sollte ich mich doch besser in einem Fitnessstudio anmelden und mal pumpen gehen. Und so breit und männlich werden wie Arschfotzenkopf. Ich gebe »Fitnessstudio Berlin« bei Google ein.
Oder ich mache einen Pilotenschein! Und bekämpfe meine Flugangst.
Ich gebe »Flugschule Berlin« ein und starre einen Moment lang auf den Monitor. Dann schreibe ich youporn.com in die Adresszeile und suche dort nach »blonde«.
Ja, es geht bergauf!
Nach einer kopfmassierten kleinen Weile nehme ich noch mal mein iPhone und schaue mir meine gesendete Nachricht von heute früh an.
Für gewöhnlich schreibe ich weder solche SMS noch solche Mails oder Facebook-Nachrichten an jemanden. Nur an Steffi.
Obwohl.
Vielleicht habe ich es auch MAL bei irgendeiner anderen Exfreundin gemacht, als Schluss war.
Obwohl.
Bei meinen ersten Freundinnen hatte ich noch gar kein Handy. Und Internet auch nicht.
Ich glaube, da habe ich dann besoffene Nachrichten auf dem AB hinterlassen. Ganz früher gerne auch mal auf dem AB der Eltern.
Ich bin übrigens mit allen Exfreundinnen bei Facebook befreundet. Ist auch keine große Kunst, es waren nur vier. Vor Steffi.
Anne Radtke war die erste.
vor etwa 14 Jahren
Moritz Meschner Mann, wenn ich heute an uns denke! Ich war krass verliebt in Dich. Ich glaube, wir waren fast zwei Jahre zusammen, von der Neunten bis zur Elften. Du warst mein erster Kuss, mein erster Sex, mein erstes wirklich gebrochenes Herz! Als wir uns vor ein paar Jahren mal wieder getroffen haben, ist mir erst aufgefallen, was Verliebtheit im Kopf so alles anrichten kann. Gott, bist Du nämlich hässlich! Ich kann gar nicht glauben, dass ich Dich mal RICHTIG attraktiv fand!!! Und wäre ich nicht manisch auf der Suche nach Facebook-Freunden, hätte ich Dich niemals geaddet!
Diane Friedrich kam danach.
vor etwa 11 Jahren
Moritz Meschner Ganze vier Jahre waren wir ein Paar. Die längste Zeit, die es je eine Frau mit mir ausgehalten hat. Die letzten zwei Jahre unserer Beziehung hätten wir uns allerdings sowieso schenken
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