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Resteklicken

Resteklicken

Titel: Resteklicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meschner Moritz
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aller Zeiten gewesen sei. Erst später ist mir aufgefallen, dass die meisten Gegenstände beim Bleigießen wie kleine Schwerter aussehen.
    Egal.
    Solche Partyspiele mache ich jedenfalls nicht mehr mit.
    »Hey, Moritz!«
    Eine Hand legt sich auf meine Schulter. Ich drehe mich um und blicke in die Augen von »Argo«.
    »Alles klar?«, fragt er. »Du siehst nicht gut aus.«
    Ich hoffe sehr, dass sich hier jemand als Schornstein­feger verkleidet hat. Oder als vierblättriges Kleeblatt.
    Es gibt Tage, an denen Alkohol nicht richtig wirkt.
    Bei mir wirkt er vor allem deswegen nicht, weil ich seit Wochen täglich trinke.
    Vorhin hatte ich ein bisschen Angst davor, dass das heute so ein Tag sein würde. Zum Glück stellt sich ein paar Stunden später heraus, dass dem nicht so ist. Im Gegenteil. Ich bin raketenvoll und sitze mit Daniela auf einem Sofa im Wohnzimmer, eigentlich liegen wir mehr in diesem Sofa, es sind nicht mehr allzu viele Leute da, auch Janine ist vor einer halben Stunde gegangen (seltsamerweise mit Marco), jetzt läuft ABBA , und Vanessa und Hendrik tanzen; sie mitten im Zimmer und Hendrik vor einem Spiegel.
    Ich habe meinen Hut abgenommen und werfe ihn auf die Tanzfläche, die blöde Melone, denke ich, die hat mich zwölf Euro gekostet, wirklich rentiert hat sie sich nicht.
    »Warum isses denn ausnnandergegangen?«, frage ich Da­niela.
    »Der Sex«, antwortet Daniela nach einer kurzen Pause. »Ich hatte einfach mal wieder Lust auf richtig guten Sex.«
    Sie nimmt einen Zug von ihrer Zigarette und schaut mich an.
    Solche subtilen Anspielungen verstehe ich natürlich sofort. Statt sie aber zu küssen, greife ich nach meiner Flasche Bier, die zwischen meinen Beinen steht, und dann sage ich »Ja, das kenn ich«, obwohl ich eigentlich gar nicht so genau weiß, wovon sie spricht.
    Wie kann man denn in einer Beziehung KEINEN guten Sex haben? Man liebt sich doch! Da muss der Sex doch automatisch gut sein.
    Steffi und ich, wir hatten jedenfalls IMMER guten Sex!
    Okay, bis auf das letzte Mal.
    Und das davor.
    Und das eine Mal, als sie währenddessen plötzlich aufstehen und sich übergeben musste, weil sie ihre Tage hatte. Und die paar Mal, als ich nach Partys oder Clubabenden keinen mehr hochbekommen habe. Und die paar hundert Mal, als sie irgendwie keinen richtigen Bock auf mich hatte.
    »Oh ja«, sagt Daniela und guckt mich an. »Mal wieder richtig guten Sex!«
    »Ich hab Nessa ja noch gar nich zum Gebotsta gratuliert!«, sage ich schnell, stehe auf und gehe zu ihr rüber, genauer: torkle auf sie zu, und Vanessa, die guckt mich auch gleich so an, als sei ich Charles Bukowski höchstpersönlich (Der unbekannte Bukowski, versteht sich).
    »Na, meine Zuckerstange«, lalle ich. »Ich wollt doch mal gralutieren, na, hier, Dings, zum dein Geburtstag!«
    Ihr komischer Freund, der die letzten zwei Stunden auf einem Stuhl am Fenster gesessen hat, wirft mir einen stren­gen Blick zu, der wohl »Finger weg von meiner Freundin« bedeuten soll.
    Hallo?! Ich kenne diese Frau seit sechsundzwanzig Jahren! Da darf ich mich doch wohl mal nett mit ihr unterhalten. Finde ich.
    Findet er nicht.
    Die H&M-Wanne erhebt sich, wie aus einer mehrstündigen Trance erwachend, und baut sich demonstrativ vor mir auf.
    »Ich kann es nicht leiden, wenn jemand meine Freundin anflirtet«, sagt er, und das Wort ›Freundin‹ betont er dabei ganz besonders. »Und wenn dir das nicht in die Birne geht, dann wird der Johann dich mal vor die Tür setzen müssen!«
    Wer zum Teufel ist Johann?
    Ich stelle mir einen zwei Meter großen Bodybuilder mit guten Manieren vor (»Sir, mit Verlaub, ich müsste Ihnen dann jetzt den Arsch aufreißen!« – »Gerne, Johann!«), glaube dann aber doch zu wissen, von wem er spricht. Die Wurst in der H&M -Pelle, ER SELBST , das ist Johann! Mit seiner Freundin tanzen, flirten, reden, das darf man nicht, mag er nicht, will er nicht.
    »Hey, nu blei ma logga. Ich wollt Nessa nur drücken.«
    »Drücken is nich!«, sagt er doch tatsächlich zu mir. »Am besten, du V ER drückst dich! Du bist sowieso schon ganz schön voll!«
    So, das wäre dann jetzt wohl wieder mal der geeignete Zeitpunkt für eine Heulattacke. Stattdessen drehe ich mich um und gehe in die Küche. Nach etwa fünf Minuten und zwei schnellen Beck’s stelle ich fest, dass ich dort alleine bin.
    Außerdem starre ich auf eine Wand.
    Steffi hatte in ihrer Wohnung auch Wände.
    Nach weiteren fünf Minuten traue ich mich dann doch wieder zurück ins Wohnzimmer,

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