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Resturlaub

Resturlaub

Titel: Resturlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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auch.
    An der neunten roten Ampel komme ich auf die Idee, Arne anzurufen, um ihn zu bitten, meinen Abschiedsbrief aus dem Kasten zu nehmen. Zitternd wähle ich die Nummer. Mir fällt ein ziemlich großer Stein vom Herzen, als ich Arnes »Hallo? Hallo?« höre.
    »Ich bin's, der Pitschi, ich weiß es ist wieder irgendwie fünf Uhr oder so was, aber du musst mir jetzt den wichtigsten Gefallen überhaupt tun ...«
    Und dann piept es. Der gute alte Anrufbeantworter-Scherz! Ich könnte kotzen.
    »Scheiße!«, zische ich und knalle die Faust gegen die Kopfstütze vor mir.
    »jHey!«, zischt der Taxifahrer zurück und blickt mit gerunzelter Stirn in seinen Rückspiegel.
    »Arne. Wenn du das irgendwann hörst«, spreche ich auf den Anrufbeantworter, »du hattest Recht mit allem. Ich komme jetzt nach Hause. Wir sehen uns nach euren Flitterwochen.«
    Dann wähle ich Arnes Handynummer und werde darüber informiert, dass die person I called temporarily not available ist. Ich schalte das Handy aus und lasse mich in den Rücksitz fallen. Arne wäre meine letzte Chance gewesen, meinen Brief aus der Post zu fischen und unwiederbringlich zu vernichten. Andererseits: was bringt ein leerer Briefkasten, wenn ICH nicht zu Hause bin? Ich muss auf alle Fälle früher zu Hause sein als Biene, doch leider wissen nur der liebe Gott und Iberia, ob das klappt.
    Wir fahren an Dr. Ahorro vorbei, der Apotheke, in der ich vor einer Woche mein Nasenspray gekauft habe. Das heißt, dass wir noch immer mehr als zehn Blocks entfernt sind.
    »Maaannn!«, rufe ich, als mein Taxifahrer wegen seiner Schleicherei das zehnte Mal an einer gelben Ampel halten muss.
    »^Que?«
    »jMe bajo aca!«
    Ich drücke dem alten Mann mit Zigarillo einen Zehn-PesoSchein in die Hand und renne die verbleibenden elf Blocks bis zu meiner WG.
    Als ich die Tür zur Küche öffne, treffen mich die vorwurfsvollen Blicke von Keks und Pedro. Pedro, der ein Handy ans Ohr hält, beendet sein Gespräch, als er mich sieht.
    »Look. The cleaning man!«
    »Was ist los?«, frage ich, »ist Taxi verschwunden?«
    »Ha preguntado si ...«, beginnt Keks die Übersetzung meiner Frage.
    »No!«, antwortet Pedro.
    Erst jetzt erahne ich, in was für eine Situation ich die beiden gebracht habe. Mein Seppelpeter's-Rucksack liegt leer auf dem Küchenboden, auf dem Tisch erkenne ich einige meiner persönlichen Sachen: die orangenen Vokabelkarten, mein geknicktes Flugticket und zwei meiner Nutellagläser.
    »Oh!«, sage ich.
    »Also erst haben wir uns gefragt, WO du bist«, beginnt Keks ruhig, »und als wir dich nicht erreichen konnten und du auch in der zweiten Nacht nicht nach Hause gekommen bist, haben wir deine Sachen durchsucht. Jetzt aber, wo du wieder da bist ...«, Keks reicht mir meinen Reisepass, »fragen wir uns, WER du bist!«
    Schweigend nehme ich meinen Pass entgegen.
    »Ich ...«, sage ich ruhig und es fällt mir nicht mal schwer, »ich bin der Bidschi aus Bamberg!«
    Keks schüttelt den Kopf und ich sehe, wie Pedro angespannt den Umschlag mit der Einwegkamera in die Höhe hält.
    »And this? Why you have address of my abuela? Is bad wo-man!«
    Ich schlucke und überlege, was ich sagen soll. Schließlich entscheide ich mich für die Wahrheit und gestehe Pedro, dass ich Abuela für einen Mädchennamen gehalten und mich stattdessen mit seiner Oma getroffen habe.
    »Your abuela is really sorry because of your mother!«, erkläre ich zum Schluss.
    »Yes«, seufzt Pedro und legt den Umschlag weg. »Perhaps it's time to have a coffee with abuela!«
    Keks streicht sich eine Locke aus der Stirn und zündet sich eine Zigarette an. Sie ist ein ganzes Stück weniger amüsiert als Pedro, der inzwischen aufgestanden ist und sich ein Bier aus dem Kühlschrank nimmt.
    »Und warum sagste dann, dass du aus Berlin bist? Dass du a Ex hast? Und dann doch widder keine?«
    »Vielleicht«, antworte ich betrübt und beginne damit, meine Sachen in den Seppelpeter's-Rucksack zu räumen, »vielleicht weil ich so wahnsinnig gerne jemand anders gewesen wäre. Nur dazu braucht man nicht wegzufahren. I'm leaving, Pedro.«
    Pedro klopft mir auf die Schulter.
    »Goodbye cleaning man, have nice trip! And ... thank you!«
    »Thank you«, sage ich »and all the best for you!«
    Dann verschwindet Pedro im Wohnzimmer.
    Es herrscht eine seltsame Stimmung in der Küche, während ich meine wenigen Habseligkeiten in den Rucksack packe. Keks sitzt einfach nur da, beobachtet mich und raucht. Aus dem Wohnzimmer klingt inzwischen die

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