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Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Retra – Insel der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne de Pierres
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»Beeilt euch. Ihr alle! Dies ist kein Ort für langes Gequatsche.«

25
    Flankiert von Eve und einer Handvoll Leaguaner stiegen Naif, Suki, Markes und Charlonge zur Kathedrale von Danskoi hinauf.
    Kurz vor ihrem Ziel liefen vor ihnen auf einmal mehrere Wege auf einem Flecken nackter Erde zusammen und bildeten eine große Lache von Licht. Dort hockten weitere Leaguaner und warteten. Sie trugen Lichtbänder um die Knöchel und waren alle bewaffnet, ob mit Stöcken oder primitiven Messern – wie Suki. Wachsam spähten sie in die Dunkelheit.
    Naif rannte durch ihren Kreis hindurch auf die andere Seite, dorthin, wo Joel kniete, den Blick nach Danskoi emporgerichtet. Ohne daran zu denken, wie die anderen das finden mochten, warf sie die Arme um ihn. »Joel, ich bin hier, mir ist nichts passiert. Cal hat Rollo angelogen.«
    Er trug eine Rüstung aus hartem, dickem Leder, die notdürftig mit Metallplatten verstärkt war. Sie kratzte über ihre Haut. Als sie das lange Schwert sah, das an seiner Hüfte steckte, schreckte sie zurück.
    »Ret? Wovon sprichst du?«, fragte er. »Und was machst du hier?«
    Sie versuchte schnell Ordnung in ihre Gedanken zu bringen, um es ihm zu sagen, doch alles, was herauskam, war lediglich ein hastiges Flüstern. »Suki sagte, dass … Rollo dachte, ich wäre von den Ripern nach Danskoi gebracht worden. Er hat sich eurer League angeschlossen, und ich dachte, er hätte euch überredet, mich zu befreien …«
    Naif wurde bewusst, dass sich nun alle Blicke auf sie richteten – nicht mehr auf die Dunkelheit.
    Joel fluchte und stand auf. Er zerrte Naif zur Seite und auf den letzten Teil des Weges zur Kathedrale hoch. Eve folgte ihnen.
    »Wir sind nicht wegen dir hier, du dummer Schwachkopf«, sagte Joel. »Wir haben unsere eigenen Pläne, und in denen kommst du nicht vor. Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich fernhalten – bei Charlonge bleiben.«
    »Aber Charlonge ist auch hier …«
    »Was?« Er fuhr herum und starrte zu den anderen zurück, die sich nun in der Mitte des Kreises zusammendrängten. Als er Charlonge entdeckte, änderte sich seine Miene. Naif kannte ihren Bruder. Er war wütend und doch … auch erfreut.
    Eve sah es ebenfalls und runzelte die Stirn.
    Joel wandte sich wieder Naif zu und packte sie an beiden Schultern. »Du musst wieder den Berg runtergehen. Nimm Charlonge mit.«
    »Nein«, sagte Naif und schüttelte seine Hände ab. »Ich habe es ganz allein nach Ixion geschafft und bin sehr gut ohne deine Hilfe klargekommen. Du kannst mir nicht mehr einfach sagen, was ich zu tun habe.«
    Joels Augen weiteten sich vor Überraschung. »Aber das habe ich immer getan.«
    Naif straffte die Schultern. »Ich habe immer getan, was andere mir gesagt haben. Vater, der Aufseher, selbst du. Aber jetzt nicht mehr, Joel.«
    »Sie können sowieso nicht weg«, mischte sich Eve ein. »Unsere Späher sagen, wir sind umzingelt, und ich habe nur noch wenige Leuchtraketen. Wir gehen jetzt rein und lassen es drauf ankommen.«
    »Umzingelt? Von den Nachtwesen?«
    Joel und Eve tauschten einen Blick. Eve nickte langsam. »Sie kann es genauso gut erfahren, Joe. Jetzt hängt sie mit drin, ob sie will oder nicht.«
    »Wir beobachten Danskoi schon eine Weile«, sagte Joel. »Die Riper verbringen viel Zeit dort oben. Und drum herum wimmelt es nur so von Nachtwesen. Jetzt ist ein günstiger Zeitpunkt, um mal nachzusehen, was dort vorgeht, solange die Riper abgelenkt sind.«
    »Nicht nur abgelenkt«, sagte Naif. »Ich komme aus dem Dominium. Die Abstimmung wegen Ruzalia hat nicht stattgefunden. Markes und ich sind geflüchtet, als sie anfingen, miteinander zu kämpfen.«
    »Die Riper kämpfen?« Eves Gesicht wurde lebendig.
    Naif nickte und schluckte. »Sie haben sich gegenseitig zerfetzt – wie wilde Tiere. Brand und Modai gegen Lenoir und Test.«
    Joel warf einen schnellen Blick auf Charlonge, Suki und Markes. »Markes war bei dir. Ist er der Musiker? Das neue Komiteemitglied?«
    Naif nickte. »Sie hatten ihn im Dominium am Boden angekettet. Sie wollten ihn und Charlonge als Köder nutzen, um Ruzalia anzulocken. Sie sagten, sie hätte es auf Künstler genauso abgesehen wie auf die, die zu alt sind.«
    »Und du hast ihn befreit?«, fragte Eve.
    »Als der Kampf ausbrach, achtete niemand mehr auf uns.«
    »Warum haben sie nicht abgestimmt?« Wieder sah Eve sich um, als würde sie etwas spüren. »Erzähl, schnell .«
    Naif empfand ihre Ungeduld. Es war, als wäre mit einem Schlag aller Sauerstoff aus der Luft

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